Romana Gold Band 13
allem auf Frachtern, passiert laufend etwas. Und wenn etwas schief läuft, wird jedes Mal die Reederei zur Rechenschaft gezogen. Dann wird dein Telefon den ganzen Tag klingeln, und du wirst die Reporter abwimmeln müssen, um den Schaden für deine Firma so gering wie möglich zu halten. Wart’s ab, du wirst dich noch nach Ruhe und Langeweile zurücksehnen.“
Sein nachdrücklicher Ton überraschte Olivia. „Ist es wirklich so schlimm?“
„Zeitweise. Unsere PR-Abteilung hat jedenfalls alle Hände voll zu tun. Heutzutage wird man ständig beschuldigt, illegal Öl abgelassen und eine Umweltkatastrophe verursacht zu haben. Und nicht irgendein gedankenloser Seemann, der sich nicht an die Regeln hält, bekommt die Prügel ab, sondern die Reederei, die seine Heuer bezahlt.“
Olivia seufzte. „Ich muss zugeben, in diesem Punkt bin ich auch sehr empfindlich. Hast du je die Bilder von den ölverschmierten Seevögeln gesehen? Es bricht einem das Herz. Ich kann nur hoffen, dass meine Firma nie für einen solchen Albtraum verantwortlich sein wird …“
Das Taxi hielt vor dem Hotel in Mayfair, wo Christos und sein Vater wohnten. Der Hotelportier kam mit einem Regenschirm an den Wagen und begleitete Olivia und Christos ins Hotel, wo sie sich gleich ins Restaurant begaben.
„Wo ist denn dein Vater heute Abend?“, fragte Olivia, nachdem die Suppe serviert worden war.
„Keine Ahnung, er erzählt mir nie etwas.“ Christos verzog das Gesicht. „Reden wir nicht über ihn. Sag mir lieber, wie deine Mutter auf unsere Verlobung reagiert hat.“
„Sie möchte dich so bald wie möglich kennenlernen“, antwortete Olivia ausweichend. „Wann könntest du ein Wochenende im Lake District verbringen?“
„Ich werde meinen Vater fragen“, erwiderte Christos. „Soweit ich weiß, wollen wir Mittwoch oder Donnerstag nach Griechenland zurückfliegen. Aber vielleicht erlaubt er mir ja, ein paar Tage länger zu bleiben, um deine Mutter zu besuchen. Wenn du ihn fragst, bestimmt. Dir würde er jeden Gefallen tun, denn er möchte, dass du glücklich bist.“
Sie lachte ungläubig. „Deinem Vater ist es doch völlig gleichgültig, ob ich glücklich bin oder nicht.“
„Da irrst du dich. Im Moment gibt es nichts Wichtigeres für ihn.“
Sein fast zynischer Ton ließ Olivia aufhorchen. Was sollte sie davon halten? Aus dem Augenwinkel bemerkte sie im Wandspiegel des Restaurants einen Mann, der mit raschen Schritten die Eingangshalle des Hotels durchquerte. „Da ist mein Vater!“, rief sie überrascht aus. „Ich dachte, er sei in Monaco! Was macht er hier? Vielleicht sollte ich ihm nachgehen, um ihm zu sagen, dass ich hier bin …“
Sie wollte aufstehen, aber Christos fasste ihr Handgelenk und hielt sie zurück. „Nein, lass es. Er trifft sich hier mit meinem Vater wegen dringender Geschäfte. Ich habe dir doch gesagt, dass wir geschäftlich in London sind.“
„Und mein Vater ist daran beteiligt?“
Erneut huschte ein zynischer Ausdruck über Christos’ Gesicht. „Er und mein Vater sind alte Geschäftsfreunde, die schon viele Geschäfte miteinander abgewickelt haben.“
„Ist mein Vater etwa auch im Aufsichtsrat eurer Firma?“
„Natürlich nicht“, erwiderte Christos amüsiert. „Das würde Onkel Max bestimmt nicht gefallen.“ Bei der Erwähnung dieses Namens jagte Olivia unwillkürlich ein Schauer über den Rücken. Christos sah sie nachdenklich an. „Weißt du denn gar nichts über die geschäftlichen Transaktionen deines Vaters?“
„Nicht allzu viel, fürchte ich. Aber das wird sich jetzt wohl ändern, da ich in seiner Firma arbeite.“
Der Kellner servierte das Hauptgericht, und während sie aßen, plauderten sie angeregt über dieses und jenes. Nach dem Kaffee schlug Christos vor, noch in einen Nachtclub zu gehen, aber Olivia schüttelte bedauernd den Kopf.
„He, ich gehöre jetzt dem arbeitenden Teil der Bevölkerung an. Die Ferien sind vorbei!“, sagte sie lächelnd, und Christos schnitt eine Grimasse.
„Wie langweilig!“ Aber er brachte sie natürlich, ganz Kavalier, mit einem Taxi nach Hause und begleitete sie noch bis hinauf vor ihre Wohnungstür, wo er sie zum Abschied küsste.
„Sehen wir uns morgen Abend? Ich hole dich um sieben ab.“
Olivia lag noch lange wach in ihrem Bett und dachte über Christos nach. Liebte er sie wirklich? Liebte sie ihn? Sie fühlte sich immer wohl in seiner Gesellschaft. Allein beim Klang seiner Stimme war ihre gedrückte Stimmung vom Tage verflogen gewesen.
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