Romana Gold Band 13
finanzielle Schwierigkeiten …“
„Was für finanzielle Schwierigkeiten?“, fragte Olivia aufhorchend. Unwillkürlich dachte sie an das Telefongespräch ihres Vaters, das sie vergangene Woche mitgehört hatte. Sie hatte kein gutes Gefühl dabei gehabt.
„Meine Güte, Sie wissen wirklich nicht viel über dieses Geschäft“, meinte der Reporter herablassend. „Schauen Sie, Agathios musste enorme Kredite aufnehmen, um seine Expandierung in das Kreuzfahrtgeschäft finanzieren zu können. Wegen der allgemeinen Rezession ist das Interesse der Leute an Kreuzfahrten aber dramatisch gesunken.“ Er hielt inne und fügte lachend hinzu: „Agathios fährt stürmischen Zeiten entgegen … Was halten Sie von dieser Schlagzeile?“
„Nicht sehr originell“, sagte Olivia gereizt.
„Geschmackssache“, entgegnete der Reporter ungerührt. „Wie dem auch sei, Agathios’ Partner ist genau zum falschen Zeitpunkt gestorben. Der alte Kera hat Max Agathios immer finanziell den Rücken freigehalten. Die beiden waren ein erfolgreiches Gespann, und Max wird ihn sehr vermissen.“
„Was ist mit Mr Keras Tochter? Wird sie nicht alles erben?“, erkundigte Olivia sich.
„Ja, natürlich, aber Opie wird kein Geld mehr für die Agathios Kera lockermachen.“
„Opie?“ Das war der Name, den auch ihr Vater am Telefon genannt hatte. „Wer, in aller Welt, ist Opie?“
„Das ist der Familienname der Tochter nach ihrer Heirat“, erklärte der Reporter, und Olivia hätte vor Überraschung fast den Hörer fallen lassen. „Daphne Kera ist mit Simon Opie, einem australischen Wollexporteur, verheiratet. Opie ist nicht am Reedereigeschäft interessiert, seine geschäftlichen Interessen sind ausschließlich auf Australien beschränkt. Deshalb geht das Gerücht, dass Daphne Opie ihre Anteile an der Agathios Kera verkaufen wird. Bleibt nur die Frage, wer wäre daran interessiert, sie zu kaufen?“ Der Reporter machte eine bedeutungsvolle Pause. „Hören Sie, Schätzchen, könnten Sie mich anrufen, wenn Faulton zurück ist, damit ich als Erster mit ihm spreche? Für all die Informationen, die ich Ihnen gegeben habe, schulden Sie mir etwas. Und hören Sie auf meinen Rat: Wenn Sie Ihren Job behalten wollen, sollten Sie sich sehr schnell mit den Details des Reedereigeschäfts vertraut machen!“
Verwirrt und nachdenklich legte Olivia den Hörer auf die Gabel zurück. Was ging da vor sich? Ihr Vater hatte sie angelogen … oder ihr zumindest nicht die ganze Wahrheit gesagt. Nach seiner Darstellung hatte es wie eine Tatsache geklungen, dass Max Daphne Kera heiraten würde. Nun aber war Daphne mit diesem Australier Simon Opie verheiratet. Warum hatte ihr Vater ihr das verschwiegen?
Wenige Minuten später läutete erneut das Telefon. Diesmal jedoch war Olivia vorbereitet, als sich wieder ein Reporter meldete. Sie wurde ihn rasch los, indem sie sich freundlich, aber bestimmt weigerte, irgendeinen Kommentar abzugeben. Und für den Rest des Vormittags hatte sie alle Hände voll zu tun, die Anfragen weiterer Reporter abzuwimmeln.
Mittags schaltete sie den Anrufbeantworter ein und ging in einer Salatbar etwas essen. Da es einmal nicht regnete und sogar die Sonne durch die Wolken lugte, beeilte Olivia sich nicht, ins Büro zurückzukehren, sondern schlenderte gemächlich durch die Straßen von London. Plötzlich kam ihr in den Sinn, dass ihr Vater, der ja in London war, sie anrufen könnte, um sich zu erkundigen, wie sie mit ihrem Job zurechtkam. Sie schaute auf die Uhr. Halb drei. Die Aufsichtsratssitzung in Max’ Geschäftsstelle war sicher schon vorbei … Olivia beschleunigte ihre Schritte.
Wieder in ihrem Büro rief Olivia Mrs Grange, die Sekretärin ihres Vaters, an und erfuhr, dass Gerald noch nicht zurück war.
„Die Presse bestürmt mich mit Anfragen, Mrs Grange“, sagte Olivia. „Bislang weigere ich mich, jeglichen Kommentar abzugeben. Würden Sie meinem Vater, sobald er kommt, bitte ausrichten, er möge mich wissen lassen, wie ich mich in der Agathios-Kera – Angelegenheit der Presse gegenüber äußern soll?“
„Ja, Miss Faulton, ich werde ihm eine Nachricht hinterlassen, aber … Wissen Sie, ich habe da ein Problem. Mein kleiner Sohn hat wahrscheinlich Mumps. Soeben hat mich die Sekretärin der Schule angerufen. Normalerweise würde meine Mutter sich um ihn kümmern, aber die ist leider verreist. Ich muss also fort. Ihr Vater wird sicher verärgert darüber sein.“
„Unsinn, natürlich müssen Sie sich um Ihren
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