Romana Gold Band 13
Fernglas, aber von der Höhe der Landzunge sicher eine weite Sicht. Hatte er ihr vielleicht gewunken, um sie vor dem aufziehenden Sturm zu warnen? Er musste ihn lange vor ihr bemerkt haben.
Olivia hörte hinter sich Schritte. Etwas außer Atem kam Christos bei ihr an. „Tut mir leid, dass du so lange warten musstest, Darling. Hast du dich gelangweilt?“
„Nein, ich habe den Wetterumschwung beobachtet“, antwortete sie, und Christos blickte skeptisch zum Himmel auf.
„Du hast recht. Sieht ganz so aus, als stünde uns ein kleiner Sturm ins Haus.“
Als Olivia noch einmal zurückblickte, war der Mann auf der Landzunge verschwunden. Die Küste der kleinen Insel war verlassen und menschenleer.
Eine halbe Stunde später war der Sturm da, und die Jacht rollte schwer in den hohen Wellen. Kreidebleich sprang Gerald Faulton auf und taumelte wortlos in Richtung Kabine.
„Der arme Gerald ist seekrank“, bemerkte Konstantin grinsend. „Damit habe ich, Gott sei Dank, noch nie Probleme gehabt. Und wie steht’s mit Ihnen, Olivia?“ Er blickte sie prüfend an und nickte anerkennend. „Sie sehen blendend aus. Braves Mädchen. Trotzdem sollten Sie sich jetzt besser in Ihrer Kabine hinlegen. Liegend ist dieses raue Wetter besser zu verkraften, und wir haben keine Ahnung, wann der Sturm sich ausgetobt haben wird. Wir werden alles tun, um uns in die geschützte Bucht von Hymnos durchzukämpfen, wo wir einigermaßen sicher vor Anker gehen könnten. Versuchen Sie, etwas zu schlafen, Olivia. Morgen scheint sicher wieder die Sonne.“
Olivia fand den Sturm eher aufregend als beängstigend. Auf dem Weg in ihre Kabine blieb sie kurz an der Reling stehen, um noch einmal die Insel zu betrachten. Inzwischen waren sie ihr so nahe gekommen, dass Olivia deutlich die Felsenklippen erkennen konnte, die vor ihnen aufragten und an denen sich die tosende See schäumend brach. Die Jacht rollte und tanzte auf den aufgewühlten Wogen, während der Kapitän versuchte, sie um die Insel herum in das ruhigere Wasser der Bucht zu manövrieren. Die Bootsplanken schwankten knarrend unter Olivias Füßen. Sie klammerte sich an der Reling fest.
Der stürmische Wind zerrte an dem leichten Chiffonrock ihres Abendkleides und wehte ihn plötzlich hoch vor ihr Gesicht. Der dünne Stoff nahm ihr die Sicht und legte sich wie ein Spinnennetz vor ihren geöffneten Mund, sodass Olivia um Luft rang. Instinktiv ließ sie die Reling los, um den Rock herunterzuziehen. Genau in diesem Moment tauchte die Jacht in ein Wellental ein und legte sich stark zur Seite. Ein Brecher traf Olivia mit voller Wucht und raubte ihr den Atem.
Das ganze Deck war von Wasser überspült. Nun bekam Olivia es doch mit der Angst zu tun. Sie versuchte, den Abgang zu den Kabinen zu erreichen, rutschte aber auf den nassen Bootsplanken aus und wurde heftig zurückgeschleudert. Vergeblich wollte sie sich an der Reling festhalten, griff ins Leere und stürzte über Bord. Das Tosen des Sturms verschluckte ihren Entsetzensschrei.
Olivia war allein an Deck gewesen. Die Crew hatte im Ruderhaus alle Hände voll zu tun. Niemand hatte den Unfall bemerkt.
Im ersten Schock vergaß sie zu schwimmen. Panisch strampelte sie im Wasser und schrie verzweifelt um Hilfe. Aber die Jacht war schon zu weit voraus. Niemand hörte ihr Schreien. Die haushohen Wellen brachen auf sie nieder, zerrten an ihr, warfen sie erbarmungslos herum. Ihr hellgrüner Rock schwamm wie Seetang auf der Wasseroberfläche, bis er sich mit Wasser vollsog, schwerer wurde und sie nach unten zog.
Schlagartig verebbte ihre Panik. Olivia begann zu denken und schaute sich um. Die Insel war ganz in der Nähe, ihre schroffen Felsen ragten vor ihr auf, feindlich und abweisend, aber Olivias einzige Hoffnung. Entschlossen schwamm sie darauf zu, doch die Wellen warfen sie immer wieder zurück, sodass sie der Insel nicht näher zu kommen schien. Allmählich wurde sie müde, Arme und Beine schmerzten. Olivia war erschöpft. Sie weinte, am Ende ihrer Kräfte.
Ja, sie würde hier ertrinken, vor der Küste von Max’ kleinem Paradies, und niemand würde je wissen, was ihr zugestoßen war …
7. KAPITEL
Qualvoll kehrte Olivia ins Leben zurück. Hustend und würgend lag sie mit dem Gesicht nach unten im Sand. Ihre Lungen schmerzten, sie zitterte am ganzen Körper.
Als die Krämpfe allmählich nachließen, lag sie weinend da. Sie wusste nicht, wo sie war oder was geschehen war, bis ein Paar starke Hände sie auf den Rücken drehten. Schluchzend
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