Romana Gold Band 13
Gäste gebührend willkommen zu heißen.
„Dad benutzt sie, um Leute zu beeindrucken“, flüsterte Christos Olivia lächelnd zu. „Politiker, Kunden, Geschäftsfreunde. Er betrachtet die Jacht als eine lohnende Investition.“
Allein die Hafengebühren müssen ihn ein kleines Vermögen kosten, dachte Olivia, als sie Christos nach unten und durch einen langen, holzvertäfelten Korridor folgte.
„Das ist deine Kabine.“ Christos öffnete eine Tür, und Olivia betrat einen kleinen Raum, in dem nur das Bullauge daran erinnerte, dass man sich auf einem Schiff befand. Die Möblierung war bei aller Eleganz geschickt auf ein zweckmäßiges Minimum begrenzt, sodass der Eindruck von Geräumigkeit entstand. Vorhänge und Möbelbezüge in zarten Pastelltönen sorgten überdies für eine helle, freundliche Atmosphäre.
„Gefällt es dir?“ Christos sah Olivia erwartungsvoll an.
„Es ist bezaubernd“, erwiderte sie lächelnd. „Erstaunlich, wie man so viel in einem so winzigen Raum unterbringen kann, ohne dass er beengt wirkt.“
„Dad hat die Jacht bei dem besten griechischen Bootsbauer fertigen lassen. Wenn es eins gibt, wovon wir Griechen etwas verstehen, dann sind es Schiffe. Wir haben schon die sieben Weltmeere besegelt, als die Briten noch in Weidenkanus herumpaddelten!“, antwortete Christos stolz.
„Chauvinist!“, neckte Olivia, und er lachte.
„Was ist Schlimmes dabei?“, verteidigte er sich. „Wir haben alle unseren Nationalstolz, ihr Briten genauso wie wir!“
„Stimmt“, erwiderte Olivia ernsthaft. „Aber inzwischen sind wir alle Europäer. Und ich persönlich freue mich auf den Tag, an dem wir endlich aufhören, von unserer nationalen Vergangenheit zu sprechen, und stattdessen beginnen, an unserer gemeinsamen Zukunft zu arbeiten.“
Christos seufzte. „Vielleicht hast du ja recht, aber es ist die große Frage, ob wir das je erreichen werden. Die alten Stammesinstinkte sind zu tief in uns allen verwurzelt. Daran können wir nicht vorbeireden.“
„Woran könnt ihr nicht vorbeireden?“, fragte eine scharfe Stimme aus dem Hintergrund.
Unbemerkt von ihnen war Gerald Faulton den Korridor entlanggekommen. Christos drehte sich unbefangen zu ihm um, während Olivia das vertraute Gefühl von Nervosität in sich spürte, das sie in Gegenwart ihres Vaters stets empfand.
„Olivia und ich haben über Politik gesprochen“, antwortete Christos. „Sie ist eine überzeugte Europäerin, wohingegen ich nicht so sicher bin, ob das alles so funktionieren wird. In politischer Hinsicht, meine ich.“
„Die Wirtschaft ist das Herzstück des gemeinsamen Marktes“, erklärte Gerald entschieden. „Und die Zusammenarbeit auf diesem Gebiet muss funktionieren, in unser aller Interesse. Kommt ihr mit an Deck, um dabei zu sein, wenn wir auslaufen?“
„Ich habe es schon oft gesehen und verzichte diesmal. Lieber mache ich noch ein paar Anrufe.“ Christos schmollte sichtlich, weil Gerald in diesem herablassenden, diktatorischen Ton mit ihm gesprochen hatte. Das musste er oft genug von seinem eigenen Vater hinnehmen. „Wie steht’s mit dir, Olivia?“
„Ich würde gern an Deck gehen, denn für mich ist es das erste Mal“, gestand sie.
Christos lächelte nachsichtig. „Schön. Bei diesem nebligen Wetter wird die Sicht allerdings sehr begrenzt sein. Wir sehen uns dann in einer Stunde zum Cocktail im Salon, in Ordnung?“
Oben an Deck lehnte Olivia neben ihrem Vater an der Reling und schaute zu, wie die Agathios Athena aus dem Hafen von Piräus auslief. Die großen Schiffe, die Masten der alten Fischerboote, die Reihen von Tavernen und kleinen Bars jenseits der Hafenmauern, deren Lichter eben noch wie gelbe Katzenaugen durch den Nebel leuchteten, verschwanden mit einem Schlag, und die große Jacht war allein in der unheimlichen Stille wabernder Nebelbänke. Olivia fröstelte, und ihr Vater sah sie kritisch von der Seite an.
„Dieser Nebel ist unangenehm, nicht wahr? Lass uns nach unten gehen. Du solltest dich für das Abendessen besonders zurechtmachen. Konstantin erwartet das.“
Christos hatte sie bereits vorgewarnt, wenigstens ein Abendkleid mitzunehmen, und sie hatte sich für eine zarte Kreation aus hellgrünem Chiffon entschieden. Olivia ging also in ihre Kabine, duschte und zog sich um. Knapp eine Stunde später betrat sie den eleganten Salon der Jacht und gesellte sich zu ihrem Vater an die Bar, hinter der einer der beiden Stewards Cocktails mixte. Lächelnd fragte er Olivia nach ihren
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