Romana Gold Band 13
meilenweit zu sehen. Noch war nirgendwo Land in Sicht, aber die Jacht machte schnelle Fahrt, denn Konstantin wollte Hymnos vor Einbruch der Nacht erreichen.
Olivia lehnte sich an die Reling und blickte hinunter auf das Wasser, das sich schäumend vor dem Bug der Jacht teilte. Im Geiste tauchte plötzlich Max’ Gesicht vor ihr auf. Seine dunklen Augen blickten sie zornig und vorwurfsvoll an. Ihr Herz krampfte sich zusammen.
Wie sollte sie ihm gegenübertreten, wenn sie am nächsten Tag auf Hymnos an Land gehen würden? Aber sicher würde er doch nicht dabei sein wollen, wenn sein kleines Paradies versteigert wurde? Vor allem, da er wusste, dass sein Halbbruder mitbieten würde! Konstantin hatte den Auktionator ja darüber informiert, dass er mit seiner Jacht nach Hymnos kommen würde.
Olivia richtete sich auf und eilte hinunter zu Christos’ Kabine. Auf dem Gang traf sie mit ihm zusammen.
„Sie haben mich schon nach dir geschickt“, warnte sie, und er verzog das Gesicht.
„Mein Dad ist ungehalten, weil ich zu spät bin? Ich habe mit alten Freunden telefoniert und dabei die Zeit vergessen.“
„Das dachte er sich. Dabei habe ich gesagt, dass du geschäftlich telefonieren würdest!“
Er legte ihr lächelnd einen Arm um die Schultern und küsste sie aufs Haar. „Du bist ein Engel! Also los, er wird mir den Kopf schon nicht abreißen“, sagte er dann.
Christos hatte Glück. Als sie in den Salon kamen, telefonierte sein Vater gerade selber. Scharf und zornig bellte er auf Griechisch in den Telefonhörer, während Gerald schweigend danebensaß und zuhörte. Olivia verstand kein Wort, aber der Ton war unmissverständlich. Schließlich warf er den Telefonhörer krachend auf die Gabel und blickte sich finster in der Runde um.
„Sie haben die Auktion auf übermorgen verschoben!“
„Können sie das so einfach?“, fuhr Gerald auf.
„Sie haben doch gehört, wie ich versucht habe, sie umzustimmen, Gerald. Ich habe auf Granit gebissen.“
„Warum tun sie das denn?“, fragte Gerald mit plötzlichem Argwohn.
„Genau das wollte ich auch herausfinden“, erwiderte Konstantin. „Sie behaupten, der Auktionator habe sich heute eine Fischvergiftung zugezogen, würde aber in den nächsten vierundzwanzig Stunden wieder auf den Beinen sein.“
„Lächerlich! Sie könnten einen Ersatzmann finden. Da steckt Max dahinter. Ich frage mich, was er im Schilde führt!“
„Das frage ich mich auch!“, bekräftigte Konstantin grimmig.
Kurz darauf wurde das Dinner serviert. Danach zogen sich Gerald und Konstantin zum Kaffee in den Salon zurück, während Christos und Olivia einen Spaziergang an Deck vorzogen. Plötzlich schaute Christos auf die Uhr und rief: „Das hatte ich ganz vergessen! Ich wollte noch jemanden anrufen. Es dauert nur fünf Minuten, Olivia. Warte hier auf mich …“
Er verschwand hinunter zu den Kabinen, und Olivia lehnte sich an die Reling. Vor ihnen ragte jetzt eine dunkle Silhouette aus der Weite des Meeres auf, die Olivia im Näherkommen bald als eine kleine Insel erkannte. Hinter einer felsigen Landzunge erhoben sich steile Hügel, das silbergrüne Laub von Olivenbäumen schimmerte im letzten Licht des Tages.
Konnte das Hymnos sein? Olivia eilte hinunter in ihre eigene Kabine, um ein Fernglas zu holen. Im Nu war sie an Deck zurück und richtete das Glas auf die Insel. Ohne Ergebnis suchte sie die Klippen und Hügel ab. Max’ Haus musste sich auf der anderen Seite der Insel befinden.
Auf der felsigen Landzunge entdeckte sie jedoch etwas, das ihre Aufmerksamkeit erregte. Zuerst hielt sie es für einen Baum. Dann aber erkannte sie, dass es ein Mann war. Er hatte einen Arm erhoben, als würde er ihr zuwinken. Olivia spähte angestrengt durch das Fernglas. Sie konnte das Gesicht des Mannes nicht erkennen, aber sie sah, wie der Wind sein dichtes schwarzes Haar zerzauste. Der Mann war ganz in Schwarz gekleidet und hatte immer noch den Arm erhoben.
Max? durchzuckte es sie. Oder wollte sie nur, dass es Max war? Aus der Entfernung konnte sie sich nicht sicher sein, aber dieses schwarze Haar und seine ganze Haltung schienen ihr sehr vertraut.
Hinter ihm hatte sich der Himmel dramatisch verändert. Wolken zogen auf, türmten sich rasch zu schwarzgrauen Bergen, bis sich der ganze Horizont im herannahenden Sturm verdunkelte. Der Mann auf der Landzunge ließ den Arm sinken, stand aber noch einen Moment da und blickte in Richtung der Jacht.
Kann er mich sehen? überlegte Olivia. Er hatte kein
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