Romana Gold Band 13
Wünschen. Sie bat um Limonensaft mit Soda.
„Du trinkst nie, stimmt’s?“, bemerkte ihr Vater.
„Selten. Gelegentlich ein Glas Wein, mehr nicht.“
„Genau wie deine Mutter“, brummte Gerald Faulton. „Sie war schon ein Gesundheitsapostel, ehe das populär wurde.“ Er trank einen großen Schluck von seinem trockenen Martini auf Eis, dann ließ er seinen Blick prüfend über seine Tochter schweifen. Ihr blondes Haar schimmerte wie Gold, das tief ausgeschnittene Chiffonkleid umschmeichelte ihre zierliche Figur, um den Hals trug sie eine einreihige Perlenkette, dazu passende Ohrstecker und ein Armband am Handgelenk … alles Geschenke ihres Vaters, die sie an diesem Abend ganz bewusst angelegt hatte.
Er machte ihr kein Kompliment, nickte aber anerkennend, ehe er erneut an seinem Martini nippte.
Sie nahm ihr Glas und setzte sich auf eines der Sofas, die um einen niedrigen Couchtisch aus Teakholz angeordnet waren. Gerald Faulton nahm ihr gegenüber Platz.
„Wie lange brauchen wir bis Hymnos?“, fragte Olivia.
„Wir müssten noch heute Abend vor der Insel ankern“, antwortete ihr Vater. „Bei der Geschwindigkeit in einer guten Stunde. Aber wir werden erst morgen früh an Land gehen, wenn die übrigen Interessenten mit dem Hubschrauber eingeflogen werden. Die Immobilienagentur hat für ein Picknick gesorgt, und die eigentliche Versteigerung soll dann nachmittags in dem Haus stattfinden. Offensichtlich führt von der kleinen Bucht, in der wir ankern werden, nur ein unwegsamer Pfad zu dem Haus hoch, sodass wir zu Fuß hinaufgehen müssen. Hoffentlich ist es nicht allzu weit. Soweit ich gehört habe, gibt es auf der Insel auch einen Jeep, den Max Agathios benutzt, aber er steht in der Garage, und der Makler hat keine Erlaubnis, ihn zu verleihen.“
„Wird er auch da sein?“
„Der Makler? Natürlich“, antwortete Gerald gereizt.
„Nein, ich meine … Max Agathios.“ Olivia blickte errötend auf ihr Glas, denn ihr war klar, dass ihr Vater sie aufmerksam beobachtete.
„Keine Ahnung“, erwiderte Gerald, und sie hörte den ärgerlichen, misstrauischen Unterton in seinen Worten. Ihr Vater wollte nicht, dass sie sich für Max Agathios interessierte.
Warum hasste er Max? Was hatte Max ihm getan?
Konstantin Agathios gesellte sich zu ihnen. In dem schwarzen Smoking wirkte seine massige Gestalt noch Furcht einflößender als sonst. Er setzte sich zu Gerald auf das Sofa und bestellte bei dem Steward einen Manhattan, ehe er Olivia genauso ausgiebig musterte wie ihr Vater zuvor.
Anders als Gerald aber blieb Konstantin nicht stumm. „Das ist ein sehr hübsches Kleid, Olivia. Es steht Ihnen gut. Sie sollten öfter Kleider wie dieses tragen … festlich und romantisch. So gefallen Sie mir.“ Er nahm den Drink, den der Steward ihm reichte, und prostete Olivia zu. Dann sah er sich stirnrunzelnd um. „Wo steckt Christos? Er weiß doch, wann das Dinner serviert wird.“ Er griff nach dem Telefon, das auf dem Couchtisch stand. „Sicher sitzt er in seiner Kabine und träumt vor sich hin, anstatt sich umzuziehen. Ich werde ihn anrufen, damit er endlich kommt.“ Er wählte, nippte an seinem Drink und lauschte mit finsterer Miene in den Hörer. „Besetzt. Wen, zum Teufel, ruft er um diese Zeit an?“
„Er wollte noch ein paar geschäftliche Anrufe machen“, sagte Olivia rasch.
„Geschäftliche Anrufe! Er plaudert mit seinen Freunden, und das auf meine Kosten! Da er in Athen zur Schule gegangen ist, hat er dort immer noch viele Freunde, die er natürlich alle antelefoniert, sobald er wieder in Griechenland ist!“ Konstantin wandte sich zum Steward um, der diskret im Hintergrund stand. „He, Sie da! Suchen Sie meinen Sohn und bestellen Sie ihm, er möge sofort in den Salon kommen.“
„Ja, Sir.“
Der Steward wollte sich mit einer dezenten Verbeugung zurückziehen, aber Olivia stellte schnell ihr Glas auf den Tisch und sprang auf.
„Ich werde ihn holen.“ Sie hatte schon die ganze Zeit nach einer Ausrede gesucht, ihrem Vater und Konstantin zu entkommen.
Olivia ging durch die Glastüren auf Deck hinaus und wandte sich zu der Tür, die zu den Kabinen unter Deck hinunterführte. Auf dem Weg dorthin hielt sie inne, denn sie bemerkte, dass sich die Wetterbedingungen völlig verändert hatten.
Der Nebel war verschwunden. Rundum erstreckte sich nichts als blaues Meer und blauer Himmel. Weit in der Ferne erhob sich über dem Horizont eine blasse Mondsichel, obwohl es immer noch hell genug war, um
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