Romana Gold Band 13
verunsichert ihr bleiches Gesicht. „Es tut mir leid, Olivia, aber kannst du ihn nicht beruhigen? Sag ihm, dass nichts passiert ist, dann lässt er dich in Ruhe.“
Auf dem Deck der Jacht hatte sich fast die gesamte Mannschaft eingefunden. Die Männer standen an der Reling und verfolgten neugierig, was dort unten vor sich ging.
„Ich werde erst darüber reden, wenn wir kein Publikum mehr haben“, zischte Olivia empört.
Die beiden drehten sich um und schauten hoch. Konstantin wurde dunkelrot vor Zorn. „Zurück an eure Arbeit! Fort mit euch!“, brüllte er, und die Männer verschwanden eilig.
„Wenn ich es recht bedenke, solltet ihr eure Fragen lieber Max stellen und nicht mir!“, erklärte Olivia nun ruhig.
„Oh, das werde ich, keine Sorge!“, knurrte Konstantin. „Wenn ich die Möglichkeit dazu bekomme! Denn, wie ich bemerkt habe, ist er verschwunden, sobald wir hier ankamen.“
„Er holt den Arzt mit dem Jeep vom Hubschrauber ab“, entgegnete Olivia. „In ein paar Minuten wird er wieder hier sein. Ach ja, er sagte, mein Vater solle nicht bewegt werden, bis der Arzt da ist.“ Olivia schluckte. „Kann ich jetzt an Bord und nach meinem Vater sehen? War es ein schwerer Herzanfall?“
„Gott sei Dank nicht so ernst, wie wir anfangs glaubten“, antwortete Christos deutlich freundlicher. „Wir haben über Funk mit dem Arzt gesprochen, der hierher geflogen wurde. Er ist ein Herzspezialist aus dem nächsten Krankenhaus auf dem Festland und hat uns angewiesen, wie wir deinen Vater behandeln sollten. Dein Vater ist bei Bewusstsein, sein Zustand ist stabil, aber er sollte so schnell wie möglich ins Krankenhaus.“ Christos zögerte, ehe er vorsichtig hinzufügte: „Vielleicht solltest du jetzt besser doch nicht zu ihm, Olivia. Nicht, bevor der Arzt da ist. Die Aufregung, wenn er dich sieht, könnte vielleicht einen neuerlichen Herzanfall auslösen.“
„Habt ihr ihm denn nicht gesagt, dass ich lebe?“, rief sie entsetzt aus.
„Doch, natürlich, sobald wir es selber wussten. Aber wenn du jetzt mit ihm reden würdest, könnte er versuchen, Fragen zu stellen. Und dann würde er sich womöglich genauso aufregen wie mein Vater eben.“
„Er kennt Max und weiß, wie weit der gehen würde, um uns eins auszuwischen!“, warf Konstantin bedeutsam ein.
„Ja“, bekräftigte Christos grimmig. Olivia sah die beiden betroffen an. Sie erinnerte sich, wie nahe sie daran gewesen war, gestern Nacht mit Max zu schlafen, und plötzlich wurde ihr bei dem Gedanken speiübel. Was, wenn Christos und sein Vater recht hatten? Was, wenn Max versucht hatte, die Situation auszunutzen, um sich an denen zu rächen, die ihm seine Reederei gestohlen hatten? Immerhin war sie Max zuvor nur zwei Mal begegnet. Vor fünf Jahren, als sie einen einzigen Tag mit ihm verbracht hatte, und dann vor wenigen Wochen, als er sie im Büro ihres Vaters so wütend zur Rede gestellt hatte. Was wusste sie denn von ihm? Wie hatte er ihr so rasch so nahe kommen können, dass sie vergangene Nacht kurz davor gestanden hatte, seinem Drängen nachzugeben?
Das Geräusch des herannahenden Jeeps lenkte Olivia ab. Max kam mit dem Arzt. Gott sei Dank, endlich würde ihr Vater die medizinische Hilfe bekommen, die er brauchte. Schon bald wird er auf dem Weg ins nächste Krankenhaus sein, dachte Olivia, froh und erleichtert.
Konstantin dagegen blickte dem Jeep finster entgegen. „Jetzt werde ich meine Antworten bekommen, und wenn ich sie aus ihm herausprügeln muss! Ich will genau wissen, was vergangene Nacht hier passiert ist.“
„Ich wäre fast gestorben, das ist passiert“, flüsterte Olivia zornig. „Und er hat mir das Leben gerettet. Nicht viele Menschen hätten das bei dem Seegang versucht. Die Wellen waren hoch, wie Berge … ich dachte, ich hätte keine Chance … war schon am Ertrinken … aber er ist hinausgeschwommen und hat mich an Land gezogen!“
„Mein Gott, du musst Todesangst ausgestanden haben“, sagte Christos mitfühlend, und es klang ehrlich. Ihre Worte hatten ihn erschüttert, er war fast so blass geworden wie Olivia. „Ich weiß nicht, ob ich den Mut gehabt hätte, bei dem Sturm hinauszuschwimmen. Komm schon, Dad, was immer auch danach passiert ist, das war sehr mutig von ihm … und Olivia lebt. Ich jedenfalls bin dafür sehr dankbar.“
Konstantin Agathios sandte seinem Sohn einen verächtlichen Blick und schwieg.
„Deinem Vater wäre es lieber, wenn ich tot wäre“, flüsterte Olivia.
Christos sah sie entsetzt
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