Romana Gold Band 13
schöne Augenblicke in ihrem Leben gegeben, das sie stets als glücklich bezeichnet hatte. Glücklich, aber ereignislos, dachte sie jetzt.
„Aber bitte nichts, was mit Virginia Grove zu tun hat“, mahnte Rafe, „falls das möglich ist.“
„Also gut“, gab sie nach. „Obwohl die Höhepunkte meines Lebens dich wahrscheinlich langweilen werden.“
„Aufregung hatte ich selbst genug“, wandte er ein, „und Erregung kann ich jetzt nicht gebrauchen.“
Caroline kicherte wie ein Schulmädchen und spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht stieg. „Etwas Beruhigendes also. Lass mich nachdenken.“ Nach einem Moment fragte sie: „Kannst du schwimmen?“
„Ja.“
„Eines Nachts bin ich einmal zu einem Felsen hinausgeschwommen. Es war im Urlaub in Cornwall. Es war ein schöner Sommer. Das Hotel stand direkt am Meer, und mitten in der Bucht ragte dieser Felsen aus dem Wasser. Bei Tage war ich schon mehrfach hinübergeschwommen. Tagsüber waren stets auch andere Schwimmer im Wasser. Diesmal war die Bucht menschenleer. Das Wasser glitzerte im Mondlicht, als ich hinausschwamm und mich auf den Felsen legte.“
Das war Anfang des Jahres gewesen, als sie sich gerade mit Christopher verlobt hatte. Sie war eine begeisterte Schwimmerin, und die See ganz für sich allein zu haben war eine unwiderstehliche Versuchung. Allein auf dem Felsen zu liegen war Teil des Vergnügens gewesen. Doch während Caroline ihr kleines Abenteuer jetzt beschrieb, stellte sie sich einen dunklen Schwimmer an ihrer Seite vor. Der Mann schwamm mit kraftvollen Zügen neben ihr her. Dann stemmte er sich aus dem Wasser und half ihr hinauf auf den Felsen. Die Tropfen auf ihren Körpern glitzerten im Mondlicht. Sie fragte sich, ob wohl Rafes Haar glatt wurde, wenn es nass war. „Ich habe noch nie jemandem davon erzählt“, gestand sie. „Meine Mutter hätte sich zu Tode geängstigt. Willkommen auf meinem Felsen.“
„Ich fühle mich sehr geehrt“, entgegnete er.
„Zu Hause wandere ich manchmal stundenlang durch das Moor“, fuhr sie fort. „Ich habe schon wunderbare Stunden in den Dales verbracht.“ Auch das war im Urlaub gewesen, und auch da war sie allein gewandert. In ihrer Fantasie nahm sie jetzt Rafe mit sich. Die Vorstellung war so lebendig, dass sie sich später nie sicher war, ob er sie nicht wirklich begleitet hatte.
Rafe berührte ihre Wange, und Caroline zuckte zurück. „Ein Kratzer“, erklärte er. Den allerdings hatte sie nicht gespürt, sondern nur seine Berührung.
„Ach ja, den habe ich mir leider gestern Nacht auf dem stacheligen Kissen geholt.“
„Ich habe dich gewarnt, dass es rau ist.“ Er verzog den Mund zu dem etwas schiefen Lächeln, das sie inzwischen so gut kannte. „Der Berg hat keine Spuren bei dir hinterlassen“, stellte er fest. „Du holst dir deine Narben, bevor es richtig losgeht.“
„Das wird keine Narbe geben. Die Wunde ist kaum der Rede wert, und meine Haut heilt gut.“ Sie hatte schon manchen Kratzer abbekommen, ohne dass eine Narbe geblieben wäre.
Rafe küsste sie auf die Wange, nicht auf den Mund, und doch war es ein unbeschreibliches Gefühl. Als Caroline die Hand hob, sah sie ihren Verlobungsring im Schein des Feuers. Das Leuchten erschien ihr dunkler als zuvor, und der Ring wirkte schwerer denn je. Sie hatte ihn völlig vergessen.
„Sollen wir jetzt die Trennwand hochfahren?“, fragte Rafe leise. Sein Gesicht verschwamm ihr vor den Augen, und durch die dicke Kleidung hindurch spürte sie ihn, als würde sie nackt in seinen Armen liegen. Sie musste tief Luft holen, bevor sie eine Antwort zustande bekam. „Ich glaube, es wird auch ohne gehen.“
„Brave Braut.“ Caroline spürte, dass er mit ihr spielte. Ein Kuss auf die Wange hatte nichts zu bedeuten, solange der nächste Kuss nicht weiter ging. Sein Gewissen würde Rafe nicht sehr quälen. Er würde keine Skrupel dabei haben, seinem Bruder vorübergehend die Frau auszuspannen. Sie jedoch würde Christopher nie wieder in die Augen sehen können, wenn sie ihn jetzt mit Rafe betrog … und sie liebte Christopher. Es musste an der dünnen Bergluft liegen, dass sie vorübergehend in Versuchung geraten war. Sie war dankbar, dass Rafe die Situation nicht ausnutzte.
Solange sie sich dicht aneinanderschmiegten, war Platz für sie beide im Schlafsack. Trotz ihrer dicken Kleidung kam Caroline sich in Rafes Armen klein vor. Seine Stimme war tiefer als Christophers, und er sprach langsamer. „Wir können uns nicht die ganze Nacht
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