Romana Gold Band 13
Becher lauwarmer Suppe oder einem Stück Schokolade?“
Caroline wusste, dass sie nichts anderes mehr besaßen. „Schokolade, bitte“, sagte sie und verscheuchte den Traum vom reichhaltigen Frühstück. Sie ließ die Schokolade im Mund zergehen, während sie ihre Stiefel zuschnürte.
Der Nebel war nicht mehr so dicht wie zuvor, aber er hatte sich noch nicht ganz verzogen. „Warte hier“, forderte Rafe sie auf. „Ich gehe nachsehen, wie es weiter unten am Hang aussieht.“
„Ich komme mit.“
Rafe hielt sie zurück und ließ sich auch von ihrem Protest nicht beeindrucken. „Nein, du wartest hier. Ich bleibe nur einen Moment weg.“ Er schloss die Tür und war verschwunden. Caroline sah ein, dass sie ihn bei seiner Erkundung nur behindert hätte, doch kaum war er gegangen, fühlte sie sich einsam. In seiner Gegenwart war sie sich ganz sicher gewesen, dass alles gut ausgehen würde. Jetzt fühlte sie sich allein gelassen wie ein kleines Kind.
Wenn er nun nicht zurückkam? Auch er konnte schließlich ausrutschen und sich das Bein brechen oder mit dem Kopf gegen einen Felsen schlagen. Sie hätte sich nicht abweisen lassen dürfen.
Die Zeit verstrich nur langsam. Caroline stand auf der Türschwelle und rief Rafes Namen, doch der Wind verwehte ihre Worte. Der Nebel wirbelte in weißen Schwaden über das kleine Plateau, als würden Gespenster zwischen den geduckten Hütten tanzen. Caroline trat hinaus. Im leeren Haus fühlte sie sich noch einsamer als hier draußen.
Vorsichtig tappte sie voran. Sie lauschte angestrengt auf jeden Laut. Als sie Rafe schließlich ein Stück unter sich aus dem weißen Dunst hervortreten sah, hätte sie vor Erleichterung fast laut aufgeschrien. Aufatmend lehnte sie sich an die Wand.
Rafe schien keinesfalls erfreut, sie vor dem Haus zu sehen. „Was, zum Teufel, machst du hier?“, rief er ihr entgegen.
„Ich habe nach dir gesucht.“ Sie atmete tief durch. „Du warst so lange fort, und der Nebel legt sich ja auch.“
„Rühr dich nicht von der Stelle.“ Er kam zu ihr heraufgestiegen, und als er bei ihr war, packte er sie am Arm. „Sieh dort hinunter“, forderte er sie auf.
Caroline blickte in die angedeutete Richtung. Tatsächlich fiel der Hang hinter der Kante steil ab. Sie hatte sehr sorgfältig darauf geachtet, wo sie hintrat. Sie wäre bestimmt nicht abgestürzt. „Du warst so lange fort“, wehrte sie sich noch einmal.
„Ich war kaum zehn Minuten unterwegs.“
„Mir kam es länger vor. Viel länger.“ Sie versuchte die Situation zu entschärfen. „Auf dem Dorfplatz wird getanzt“, sagte sie. „Der Wind treibt den Nebel wie tanzende Gespenster.“
Rafe ging nicht auf ihren leichten Ton ein. „Wenn du über diese Kante gerutscht wärst, würdest du jetzt mit den Gespenstern tanzen“, erwiderte er mit grimmiger Miene. „Wir können uns jetzt an den Abstieg machen. Aber du bewegst dich keinen Schritt weiter, wenn ich nicht aufpasse.“ Den kurzen Weg zum Haus zurück hielt er sie am Arm fest. Caroline spürte, dass er mit seiner Geduld am Ende war. Die Zeit des gemeinsamen Lachens war vorüber.
Rafe verstaute ihre Habseligkeiten im Rucksack. Caroline sah zu, wie er den Schlafsack zusammenrollte und die Thermosflaschen in den Seitentaschen verstaute. Es war offensichtlich nicht das erste Mal, dass er einen Rucksack packte.
Zwischendurch ging ihr einmal durch den Kopf, ob sie einen Zettel hinterlassen sollte: Danke für den Unterschlupf. Ich habe herrliche Stunden hier verbracht und werde Ihr Etablissement weiterempfehlen .
Aber sie behielt den Gedanken lieber für sich. Rafe schien nicht mehr zum Scherzen aufgelegt. Aber wenigstens blieb er freundlich und sprach mit ihr, während er packte. Er erklärte, dass sich der Nebel im Laufe des Tages immer weiter lichten würde und sie den Abstieg ohne große Schwierigkeiten schaffen würden. Allerdings mussten sie sich beeilen, da sie jederzeit mit neuem Schnee zu rechnen hatten.
Caroline hörte zu, nickte, sagte „ja“ und „natürlich“ und dachte dabei, wie sachkundig er klang. Das war gut, denn genau das brauchte sie. Aber die Intimität war verschwunden, und es war kaum zu glauben, dass sie am letzten Abend fast miteinander geschlafen hätten. Die Erinnerung an diese Augenblicke voller Zärtlichkeit war jetzt tief in ihrem Inneren verborgen. Dass sie sich nicht wirklich vergessen hatten, stimmte Caroline froh. Sie hätte Christopher sonst nicht mehr unter die Augen treten können.
Rafe schien es sehr
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