Romana Gold Band 13
Geschichten erzählen“, sagte er jetzt. „Wenn du mich schon dazu zwingst, ehrenhaft zu bleiben, sollten wir jetzt besser schlafen. Wir haben morgen einen schweren Abstieg vor uns.“
Caroline wusste, wie vernünftig dieser Vorschlag war. Schon der Aufstieg war ein Spiel mit der Gefahr gewesen. Sie brauchte dringend Schlaf, doch sie wollte diese magische Stimmung nicht beenden. Es gab noch so viel zu fragen. Sie hätte gern mehr über Elpida gewusst … und über die anderen Frauen in seinem Leben. „Ich glaube nicht, dass ich schlafen kann“, murmelte sie.
„Oh doch, das wirst du“, erwiderte Rafe. Caroline fühlte sich bei ihm geborgen wie ein Kind. Es hätte nur gefehlt, dass er sie in den Armen wiegte. Ihre Atemzüge glichen sich seinen an, und in erstaunlich kurzer Zeit war sie fest eingeschlafen.
5. KAPITEL
Als sie aufwachte, hatte Caroline nicht die geringste Ahnung, wo sie sich befand. Verwirrt betrachtete sie einen Moment die rohen Balken an der Decke und die Wände aus unverputztem Stein. Als sie den Kopf hob, entdeckte sie Rafe an der Tür. Oh, gut, dachte sie.
Er stieß die Tür auf, und schon von ihrem Platz konnte Caroline das Weiß wie einen Vorhang sehen. „Du meine Güte!“, brachte sie hervor. „Schnee?“
„Nebel.“
„Ist das so schlimm wie Schnee?“
„Mit etwas Glück verschwindet er.“
Sie versuchte sich aufzusetzen, doch ihre Muskeln schienen blockiert. Arme, Schultern, Rücken, Beine – ihr ganzer Körper schmerzte, und sie stöhnte gequält auf. „Ich bin gelähmt“, klagte sie, als Rafe zu ihr trat. „Wag ja nicht zu lachen!“, zischte sie, als sie sah, wie er den Mund verzog.
„Aber kein Gedanke!“ Sein Lächeln war sehr unschuldig.
Einen solchen Muskelkater hatte sie nicht erwartet. Sie hielt sich für ziemlich fit. Sie schwamm regelmäßig, spielte Tennis und machte Gymnastik, aber das Klettern in den Bergen hatte offenbar ganz andere Muskeln beansprucht. Außerdem war sie den ganzen Tag innerlich sehr angespannt gewesen, und das hatte die Wirkung wohl verstärkt. Nun fühlte sie sich steif wie ein Brett. Sie wusste, dass es nicht gefährlich war, aber es tat höllisch weh.
„Wir hätten doch miteinander schlafen sollen“, sagte Rafe und lachte dabei. „Sex hätte vielleicht genau die richtigen Muskeln beansprucht.“
„Sei nicht albern“, wies sie ihn zurecht. „Mach dir lieber Gedanken, wie ich von diesem Berg herunterkomme. Und fang nicht wieder mit dem Hubschrauber an.“
„Ich könnte dich tragen.“
„Das hatten wir auch schon. Du wolltest mich über die Schulter werfen wie einen Sack.“ Sie war miserabel gelaunt. Caroline Hammond, sonst die Lieblichkeit in Person, war wütend, weil sie sich hilflos fühlte und seinem Spott preisgegeben. „Wie lange wird sich der Nebel halten?“, fragte sie mürrisch, als wäre Rafe für das schlechte Wetter verantwortlich.
„Der Wind frischt auf. Der wird ihn vertreiben.“
„Stunden? Tage?“ Der Gedanke, Tage hier verbringen zu müssen, ließ sie erschauern.
„Stunden“, beruhigte Rafe sie. „Weiter unten ist es wahrscheinlich schon aufgeklart, aber es wäre zu riskant, jetzt schon loszugehen. Bei so schlechter Sicht könnten wir den Weg verfehlen.“
Er schloss die Tür und begann das Feuer neu zu entfachen. Caroline versuchte, sich sehr langsam und vorsichtig in ihrem Schlafsack zu regen. Sie musste in Bewegung kommen, auch wenn sie am liebsten nur stillgelegen hätte. Zum ersten Mal spürte sie, wie hart der Boden unter ihr war.
Am Abend war er ihr viel weicher vorgekommen. Doch da war sie todmüde gewesen und hatte sich an Rafe kuscheln können. Heute tat ihr alles weh, und sie machte sich Sorgen, wie sie jemals den Abstieg ins Dorf schaffen sollte.
Rafe nahm keine Notiz von ihr. Er konzentrierte sich ganz auf das Feuer, und es brannte lichterloh, bevor Caroline sich in der Lage fühlte aufzustehen. Mühsam kroch sie aus dem Schlafsack und richtete sich stöhnend auf. Sie hielt sich dabei an der Tischplatte fest wie ein Kleinkind bei den ersten Schritten.
Erst jetzt wandte Rafe sich ihr zu. „Ich komme mir vor wie ein Ritter in verrosteter Rüstung“, erklärte Caroline, als sie seine besorgte Miene bemerkte. „Eigentlich sollte ich bei jeder Bewegung quietschen.“
„Ist es sehr schlimm?“
„Einen solchen Muskelkater habe ich noch nie gehabt. Ich kann einigermaßen stehen, aber jede Bewegung tut weh.“ Stöhnend machte sie ein paar vorsichtige Schritte. „Wenn ich doch
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