Romana Gold Band 13
durch Zauberei fand sie sich plötzlich aus der Wildnis der Berge in die Welt des Reichtums und Luxus versetzt. Sobald sie in ihrem Zimmer allein war, zog sie die Schuhe aus und lief barfuß über den champagnerfarbenen Teppich. Es war ein herrliches Gefühl, den langen, seidigen Flor unter den Füßen zu spüren.
Dann packte sie aus. Ihre ölverschmierte Unterwäsche hatte sie zurückgelassen, und was sie sonst noch bei sich hatte, war überwiegend schwere Winterkleidung. Doch sie konnte sich kaufen, was sie brauchte. Im Foyer des Hotels gab es eine Boutique und in der Stadt jede Menge Geschäfte. Sie hatte ihre Reiseschecks kaum angerührt und konnte jederzeit ihre Kreditkarte benutzen.
Doch zuallererst musste sie sich die Haare waschen und endlich das lang ersehnte heiße Bad nehmen, um die letzten Spuren des Öls von ihrer Haut zu waschen und die steifen Muskeln zu entspannen. Es war ein Genuss, sich in dem wohlig warmen Badezimmer auszuziehen.
Zuerst stieg Caroline unter die Dusche und reinigte gründlich die verklebten Haare. Währenddessen lief das Badewasser ein, und als sie mit der Prozedur fertig war, glitt sie aufstöhnend in das heiße Bad. Was für ein herrliches Gefühl! Kaum zu glauben, dass sie noch gestern so gefroren hatte. Sie würde ein paar Tage brauchen, um sich vollends von dem Abenteuer in den Weißen Bergen zu erholen. Dann konnte sie zu Christopher zurückkehren, und nichts würde verraten, wie fern sie ihm in diesen Tagen gewesen war.
Sie hätte sich nach dem Bad nicht abzutrocknen brauchen. Die Räume waren so warm, dass es genügt hätte, ein paar Minuten nackt umherzugehen. Dennoch rieb sie sich kräftig mit dem Badetuch ab, bis ihre Haut zu glühen begann. Schuldbewusst gestand Caroline sich ein, dass sie in Wirklichkeit nicht das Wasser, sondern die Erinnerung an Rafes Berührung abzureiben versuchte. In der entspannenden Wärme des Wassers hatte sie sich noch einmal erschauernd daran erinnert, wie sich seine Hände auf ihrer Haut angefühlt hatten. Sie war anscheinend gerade noch rechtzeitig entkommen.
Caroline war der jüngste Gast im Speisesaal. Die meisten anderen sahen aus wie wohlhabende Ruheständler, die es sich leisten konnten, im milden Klima zu überwintern. Als sie sich allein an einen Tisch setzte, betrachteten die anderen sie wohlwollend und neugierig.
Nach dem Essen kaufte sie sich im Hotelshop einen Reiseführer. Eigentlich hätte sie jetzt zu Hause anrufen sollen, vor allem bei Christopher, um ihm mitzuteilen, wo sie steckte. Sie zögerte. Das würde sie am nächsten Tag tun oder vielleicht am übernächsten. Nicht jetzt.
Den Abend verbrachte sie allein auf ihrem Balkon. Jenseits des Hotelgartens und des glitzernden weißen Strandes konnte sie auf das Meer blicken. Vielleicht gab es auch hier einen Felsen, zu dem sie hinausschwimmen konnte. Aber sie würde auf das Tageslicht warten. Ihre Abenteuerlust war fürs Erste gestillt. Vielleicht würde sogar der Hotelpool genügen.
Am nächsten Tag buchte Caroline ihr Rückflugticket um. Sie würde in Athen umsteigen müssen und einen Tag früher zu Hause ankommen. Dennoch würde die Zeit reichen, damit sie das Abenteuer in den Bergen verarbeiten konnte.
Die anderen Gäste im Hotel schienen sie für eine Rekonvaleszentin zu halten. Sie wirkte so blass und zart, und die mütterlichen unter den Damen begannen sie morgens nach ihrem Befinden zu fragen. Caroline erwiderte alle Grüße freundlich und blieb doch auf Abstand bedacht. Vermutlich fragte man sich inzwischen, wovon sie sich erholte, von einer Krankheit oder einem gebrochenem Herzen. Sie hielt sich nie lange genug im Hotel auf, als dass man sie hätte fragen können. Sie musste lächeln, als ihr die einzige Antwort einfiel, die sie ehrlicherweise hätte geben können. „Ich erhole mich vom Zusammenprall mit einem Bergbewohner.“
Caroline mietete einen Wagen und folgte den Ratschlägen ihres Reiseführers. Sie erklomm die steilen Stufen zur Akropolis und besuchte Kirchen, Kapellen und eine mittelalterliche Burg. Doch die meiste Zeit verbrachte sie in der Altstadt von Rhodos. Es waren kaum Touristen in der Stadt, und als der Novemberregen begann, fand sie sich zuweilen ganz allein in den verlassenen Gassen, in denen höchstens dann und wann eine Frau in Schwarz über das Kopfsteinpflaster huschte.
Einige der Läden und Tavernen waren über den Winter geschlossen, doch es gab noch genügend andere, in denen sich die Bedienung Zeit nahm und damit die
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