Romana Gold Band 13
stand. „Christopher ist hier“, verkündete sie. „Ich habe ihn angerufen“, fügte sie kleinlaut hinzu. „Ich hatte es versprochen, und er ist sofort hergekommen.“
Christopher Drayford saß im kleinen Wohnzimmer der Hammonds auf der Sofakante und blickte Caroline erwartungsvoll entgegen. Bei seinem Anblick verspürte Caroline fast mütterliche zärtliche Gefühle. Er sah so unglücklich aus! Sie lief zu ihm und nahm ihn in die Arme. Gleichzeitig spürte sie neuen Zorn gegen Rafe in sich aufsteigen. Nur er konnte Christopher so unglücklich gemacht haben.
„Es ist alles gut“, sagte sie besänftigend zu Christopher. „Es ist nicht das Ende der Welt. Er wird schon wieder verschwinden, da bin ich ganz sicher.“
„Was ist geschehen? Du hast ihn gefunden und ihm den Brief überbracht?“ Christopher nahm ihre Hand und zog sie neben sich auf das Sofa. „Was hat er dir gesagt?“ Er musterte sie besorgt.
„Über seine Heimkehr? Kein Wort. Er hat mich mit ein paar alten Leuten im Dorf zusammengebracht, die sich an meinen Großvater erinnern konnten. Sie waren während des Krieges mit ihm zusammen in den Weißen Bergen.“
„Ach ja?“ Christopher wusste kaum etwas über Danni. „Wie lange warst du mit Rafe zusammen?“
„Zwei Tage. Ich wollte in die Berge hinauf, und da er sich dort gut auskennt, hat er sich als Führer angeboten. Aber die meiste Zeit war ich auf Rhodos.“
„Du hast dich überhaupt nicht gemeldet“, stellte er vorwurfsvoll fest. „Warum hast du nie angerufen?“
„Tut mir leid.“ Die Wahrheit konnte sie ihm nicht sagen. Sie hatte sich von Rafe Drayford erholen müssen wie von einer Krankheit, um geheilt und mit klarem Kopf zu Christopher zurückzukehren. Das war ihr auch gelungen. Doch nun musste sie feststellen, dass die Krankheit sie eingeholt hatte.
„Hat er über mich gesprochen?“, fragte Christopher.
„Nicht viel. Wir haben gelegentlich über seine Familie im Allgemeinen gesprochen, aber über niemanden im Speziellen, nicht einmal Isabel. Ist er denn einfach hier hereingeschneit?“
Christopher schien sich langsam zu entspannen, als könnte er es mit ihr an seiner Seite mit seinem Bruder aufnehmen. „Einfach so. Als ich am letzten Dienstag von der Arbeit heimkehrte, kam mir Mutter entgegengerannt und rief: ‚Ich habe eine Überraschung für dich. Komm und sieh, was Caroline für uns getan hat!‘“
„Ich habe überhaupt nichts damit zu tun“, entgegnete Caroline wütend. „Ich habe ihn nicht dazu überredet. Ich wollte ihn auch nicht hier haben. Ich habe ihn früher nicht gemocht, und er ist mir jetzt nicht sympathischer geworden.“
Christopher strich ihr sanft über die Wange. „Ich liebe dich“, sagte er heiser. „Du bist wunderschön und sanft, und ich hätte nie zulassen dürfen, dass mein Bruder in deine Nähe kommt. Ich werde dich künftig von ihm fernhalten.“
„Dafür werde ich schon selbst sorgen“, versicherte sie. „Er war also schon hier, als du nach Hause gekommen bist?“
„Bei meinem Vater. Der alte Herr schien trotz aller Vorfälle glücklich zu sein, ihn zu sehen. Er würde ihn sogar wieder in die Kanzlei aufnehmen.“ Er blickte Caroline unsicher an.
„Ich glaube nicht, dass Rafe wieder Anwalt werden will“, beruhigte sie ihn. „Er malt. Ich habe einige seiner Bilder gesehen.“
„Er hat sogar eine Ausstellung in einer Galerie in London.“
„Ach ja?“ Caroline war erstaunt. Über seine Arbeit hatte Rafe nie gesprochen. „Sollen wir uns den Abend freinehmen?“, schlug sie vor. „Ich erzähle dir von meiner Reise, und du berichtest, was inzwischen hier vorgefallen ist. Wir werden Rafe mit keinem Wort erwähnen. Wir werden ihn einfach ignorieren.“
„Niemand ignoriert meinen Bruder“, sagte Christopher betrübt. „In all den Jahren habe ich trotz seiner Abwesenheit immer seinen Schatten über mir gespürt. Jetzt ist er zurück, und ich soll dich nach Virginia Grove bringen. Meine Mutter möchte sich bedanken, dass du den verlorenen Sohn nach Hause gebracht hast.“
„Das kann sie auch morgen noch tun“, entgegnete sie. „Ich dachte, du wolltest mir helfen, Rafe aus dem Weg zu gehen.“
„Aber sie warten auf uns“, erwiderte Christopher kleinlaut.
Caroline fragte sich, vor wem er wohl mehr Angst hatte, vor seinem Bruder oder seinen Eltern. Sie hatte keine Lust, nach Virginia Grove zu fahren, doch wenn es unvermeidlich war, Rafe zu begegnen, sollte sie es am besten gleich hinter sich bringen.
„Ich habe
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