Romantic Christmas - Verführung (German Edition)
erfüllen. Manchmal muss eine Frau auch selbst für ihr Glück eintreten und mit allen Mitteln um den Mann kämpfen, der für sie bestimmt ist.
1
Tamsyn ließ den Blick über den Festplatz schweifen. Ihr gegenüber stand Lachlan, das Alphatier des Rudels. Alter und Weisheit hatten sein Haar weiß werden lassen. Gerade sagte er etwas zu Lucas, der zwar erst fünfzehn war, aber schon jetzt den Geruch eines zukünftigen Alphas verströmte. Vergangenheit und Zukunft nebeneinander. Eines Tages würde Lucas sie anführen. Alle wussten es. Der Junge war in Blut getränkt worden, man hatte seine Eltern vor seinen Augen ermordet, und dennoch würde er sie führen. Selbst wenn er in zehn Jahren eigentlich noch zu jung für diese Aufgabe sein würde.
Tamsyn ging es ähnlich. Auch sie war mit ihren neunzehn Jahren eigentlich noch viel zu jung, um die Heilerin der DarkRiver-Leoparden zu sein. Lucas’ Mutter Shayla war ihre Mentorin gewesen. Aber das Attentat auf Lucas’ Eltern hatte das Rudel nicht nur seiner Heilerin beraubt – seither lebten sie in ständiger Angst vor Übergriffen. Doch sie sammelten in aller Stille ihre Kräfte, um eines Tages die ShadowWalkers auszurotten, das Rudel, das für die Tode verantwortlich war.
Wenn es so weit war, würde Nate einer derjenigen sein, die es mit dem gefährlichen Rudel aufnahmen. Groß und stark ragte er neben Lachlan auf, lauschte konzentriert dem Gespräch. Mit seinen neunundzwanzig Jahren war Nate einer der besten Soldaten; bald würde er den alten Cian als Wächter ablösen. Die Wächter bildeten den äußersten Verteidigungsring des Rudels. Nur die stärksten, klügsten und gefährlichsten Leoparden wurden dafür auserwählt.
»Tammy, da bist du ja schon!«
Überrascht löste sie den Blick von Nate und schaute in Lysas strahlend grüne Augen. »Bin erst vor einer Stunde gekommen.« Sie konnte es immer noch nicht fassen, dass sie wieder zu Hause war. Sechs Monate lang hatte sie in einem Lehrkrankenhaus in New York verbracht, und es war die schlimmste Zeit ihres Lebens gewesen.
»Der Kursus ist also vorbei?«
»Ja, zumindest dieser Teil.« Den ausstehenden Teil ihrer medizinischen Ausbildung konnte sie im nahe gelegenen San Francisco absolvieren. Die meisten Heiler unter den Gestaltwandlern verließen sich auf ihre angeborene Gabe, aber Tamsyn hatte sich entschlossen, auch die konventionelle Medizin zu erlernen. Für sie stellte das eine Möglichkeit dar, ihre Unerfahrenheit wettzumachen, denn ihre Heilkräfte waren noch nicht voll ausgebildet. Auf keinen Fall sollte ihre Jugend dem Rudel Nachteile bringen.
»In meiner Abwesenheit ist doch alles gut gegangen, oder?« Nur äußerst ungern hatte sie die DarkRiver-Leoparden einer anderen Heilerin überlassen, auch wenn sie ihr bedenkenlos traute. »Maria?«
»Sie ist heute Morgen gefahren. Wollte auch unbedingt wieder nach Hause, genau wie du.« Lysa lächelte. »Wirklich nett von Marias Rudel, uns ihre Heilerin zu borgen. Sie war auch wirklich toll, trotzdem bin ich froh, dich wiederzuhaben.«
Tamsyn erwiderte die stürmische Umarmung ihrer Freundin.
Lysa ließ sie wieder los. »Na, geh schon! Bestimmt haben du und Nate euch eine Menge zu erzählen.«
»Nein.« Tamsyn warf einen Blick über die Schulter. »Er ist gerade mit Lachlan beschäftigt.«
»Er ist dein Gefährte. Du kannst ihn einfach wegschleifen.«
Gefährte. Bei diesem Wort machte Tamsyns Herz jedes Mal einen kleinen Sprung. Mit fünfzehn war ihr Paarungstrieb erwacht, und sie hatte das große Glück, dass ihr Gefährte im gleichen Rudel lebte und sie ihn seit frühester Kindheit kannte. »Es ist ja noch nicht offiziell.«
Lysa verdrehte die Augen. »Als wenn das eine Rolle spielt. Alle wissen, dass ihr füreinander bestimmt seid.«
Vielleicht, aber sie waren noch weit davon entfernt, diesen Bund zu vollziehen. Nate hatte sich in den Kopf gesetzt, dass sie vorher noch ihre Freiheit auskosten sollte. Bislang hatte sie ihm nicht klarmachen können, dass er für sie diese Freiheit bedeutete. Sie wollte nicht von ihm getrennt sein. Doch Nate war ihr überlegen. Er war zehn Jahre älter als sie und gewohnt, dass man seinen Befehlen gehorchte.
»Ich gehe mich mal frisch machen«, sagte Tamsyn und riss ihren Blick nun schon zum zweiten Mal von Nate los. »Ich habe vorhin nur kurz meine Taschen abgestellt.« Um nach ihm Ausschau zu halten.
»Na, dann sehen wir uns später.« Lysa lächelte ihr zu. »Ich muss noch mal kurz mit Lachlan reden.«
Tamsyn nickte
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