Romantic Christmas - Verführung (German Edition)
oder Vaughn, vielleicht waren sie auch gemeinsam auf der Jagd. In ihrem jungen Alter hatten beide schon dem Tod ins Auge gesehen, und der Verlust geliebter Menschen hatte sie für immer gezeichnet. Nun warteten sie, bis sie endlich erwachsen waren, um sich zu rächen.
Wenn es an der Zeit war, würde er an ihrer Seite gegen die ShadowWalker-Wölfe kämpfen. Die jungen Männer würden mit ihren Dämonen ringen, doch er tat es für Tamsyn, damit sie in Sicherheit war . Wenn er an seine Gefährtin dachte, spürte er eine dunkle, heftige Leidenschaft aufflammen. Sie gehörte ihm und keinem anderen. Das besänftigte den noch ungestillten Hunger des Leoparden ein wenig.
Nie würde er den Augenblick vergessen, in dem ihm klar geworden war, welche Rolle sie in seinem Leben spielte. Aufgrund des Altersunterschieds bewegten sie sich innerhalb des Rudels in anderen Kreisen. Aber er hatte gewusst, wer sie war, und sie insgeheim verehrt. Beim Klang ihres Lachens wurde seine Raubkatze ganz sanft, und wenn sie lächelte, musste auch er unweigerlich lächeln.
Am Abend ihres fünfzehnten Geburtstags hatte sie eine kleine Übernachtungsparty veranstaltet, und er war vorbeigekommen, um ihr zu gratulieren. Es war keine spontane Idee; er kam regelmäßig vorbei, um sicherzugehen, dass es ihr gut ging, vor allem, wenn ihre Eltern nicht zu Hause waren. Als Tamsyn die Tür öffnete, spürte er das Band zwischen ihnen, als sei endlich etwas eingerastet. Sie musste es auch gespürt haben, denn in ihren Augen standen Verwunderung und Freude zugleich.
Dann hatte er sie angefasst, hatte seine Hand an ihre Wange gelegt. Und sie hatte sich warm und weich an ihn geschmiegt. Von dem Moment an hatte er gewusst, dass sie ihm nichts würde abschlagen können. Und deshalb hatte er beschlossen, sich zurückzuziehen. »Erst wenn du so weit bist«, hatte er damals gesagt und sie losgelassen.
Und er war nicht gewillt, dieses Versprechen zu brechen.
Tamsyn hielt ihn für grausam, dabei hatte sie ja das Drama seiner Eltern nicht mitansehen müssen. Seine Mutter war viel zu jung und sein Vater viel zu fordernd gewesen. Innerhalb von zehn Jahren hatten sie einander zerrüttet. Die Vorstellung, er könnte Tamsyn das antun, quälte ihn, denn er wusste, wie ähnlich er seinem Vater war. Auch mit ihm würde das Zusammenleben nicht so leicht sein. Er erwartete totale Bindung, vollkommene sexuelle Hingabe und Kontrolle.
Heute Nacht empfand er die gleiche Begierde wie der Leopard. Die Raubkatze hatte Tamsyn schon gewollt, als sie gerade fünfzehn geworden war. Bereits damals hatte sie für den Leoparden die Witterung einer reifen Gefährtin gehabt, doch der Mann wusste, dass sie noch längst nicht so weit war. Aber jetzt … Er würde sie in diesem Augenblick nehmen, wenn er ihr dann noch in die Augen sehen könnte. Denn damit würde er ihr auch noch das letzte bisschen Freiheit rauben.
»Nein.« Das würde er ihr nicht antun. Womöglich war sie frustriert und auch wütend, aber sie würde ihm vergeben. Das taten Gefährten nun mal.
Nie im Leben würde sie Nathan das vergeben! »Ich halte es nicht mehr aus!« Schon die leichte Berührung der Decke war zu viel für Tamsyns überreizte Sinne. Ihr empfindlichster, geheimster Punkt pulsierte vor Begierde. Es gab nur einen Mann, den sie jetzt haben wollte, mit dem sie ihre Lust ausleben wollte. Nur würde Nate da leider nicht mitspielen.
Weshalb war er heute Abend nur aufgekreuzt? Wollte er sie quälen? Ihre Leopardin war trunken von seinem Duft, geradezu süchtig nach seinem männlichen Aroma. Und wollte mehr. Viel mehr. Womöglich war er deshalb vorbeigekommen – vielleicht war auch sein Leopard ausgehungert. Sie schnaubte verächtlich. Er wollte ihr wohl eher die Leviten lesen, weil sie ihn am Nachmittag einfach so hatte stehen lassen.
Nate war absoluten Gehorsam gewöhnt, vor allem von ihr. Mit fünfzehn war alles, was er sagte, für sie das Evangelium. Mit sechzehn hatte sie ihm hin und wieder eine patzige Antwort gegeben, aber letztendlich hatte sie seine Entscheidungen immer akzeptiert. Und er hatte sie nie enttäuscht. Nate war ihr Fels in der Brandung … besonders an jenem dunklen Tag vor zwei Jahren, als sie Lucas’ Vater nicht hatte retten können.
»Carlos wollte sterben«, hatte ihr Nate ins Ohr geflüstert, während sie ihm schluchzend in den Armen gelegen hatte. Damals hatte er sie noch in den Arm genommen. »Ohne Shayla hat er nicht mehr leben wollen.«
Das Gefühl, versagt zu haben, konnte
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