Romanze im spanischen Schloss
schon ihre Handtasche geöffnet hatte und sich die Haare bürstete, die ihr wie weiche Seide über die Schultern fielen.
„Schön, dass Sie mir meine Sachen gebracht haben. Für alles andere, was Sie für mich getan haben, bin ich Ihnen auch unendlich dankbar. Doch jetzt sollte damit Schluss sein, denn wenn Sie noch mehr für mich tun, fühle ich mich unbehaglich.“
Mit so einer Bemerkung hatte er gerechnet. Deshalb ließ er sich seelenruhig das Sandwich schmecken, ehe er antwortete: „Ich dachte, dass Sie Ihren Laptop brauchen. Wenn Sie erlauben, hole ich ihn aus Ihrem Koffer.“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, das mache ich selbst.“
„Der Arzt hat gemeint, dass Sie sich vorerst nicht hinunterbeugen sollen. Wenn Ihnen das Blut in den Kopf schießt, schadet es dem verletzten Auge“, wandte er ein.
„Das wusste ich nicht“, erwiderte sie. „Er hätte es mir selbst sagen müssen.“
„Er war wohl davon ausgegangen, ich würde es tun.“
Nach kurzem Zögern verkündete sie: „Sobald die Schwester wieder hereinkommt, bitte ich sie, mir beim Auspacken zu helfen.“
Er zog eine Augenbraue hoch. „Warum wollen Sie sie damit belästigen? Sie hat doch schon alle Hände voll damit zu tun, Ihnen die Blumen Ihrer Verehrer zu bringen.“
„Die sind von meinem Bruder und den Arbeitskollegen.“
„Ah ja.“ Er stand auf. „Da ich nun einmal hier bin, können Sie sich auch von mir helfen lassen, oder?“
„Okay“, gab sie zögernd nach. „Doch danach sollten Sie gehen.“
Er ignorierte die Bemerkung, nahm den Koffer vom Stuhl und stellte ihn auf den Sessel. „Verraten Sie mir die Zahlenkombination, damit ich ihn öffnen kann?“
„KFG.“
Ob das wohl die Initialen ihres Mannes sind? überlegte er, während er den Koffer aufmachte. Unter reizvollen Dessous entdeckte er den Laptop zwischen ihren Kleidern, zog ihn hervor und schloss ihn ans Stromnetz.
„So, jetzt können Sie arbeiten.“ Er reichte ihr das Gerät und streifte dabei versehentlich ihren Arm. Weshalb ihn die Berührung ihrer feinen, weichen Haut so durcheinanderbrachte, war ihm rätselhaft. So etwas war ihm schon lange nicht mehr passiert, und er hatte nicht damit gerechnet, jemals wieder so auf ein weibliches Wesen zu reagieren.
Irgendwie erwartete er, dass Jillian missbilligend die Augenbraue hochzog, doch sie ließ sich nichts anmerken. Wahrscheinlich konnte sie es kaum erwarten, dass er endlich aus ihrem Leben verschwand. Den Gefallen würde er ihr allerdings nicht tun.
Stattdessen zog er sein Handy aus der Tasche und rief seinen Mitarbeiter Fermin an, der die Abfüllanlage leitete, denn die wöchentliche Lieferung nach England sollte an diesem Tag auf den Lastwagen verladen werden. Normalerweise prüfte Remi jeden Karton selbst, nur dieses Mal musste er sich auf Fermin verlassen.
Um wieder Gewinne zu erzielen, hatte Remi mehrere Angestellte entlassen und nur die zuverlässigsten behalten. Diese Strategie hatte sich als richtig erwiesen, denn sein Unternehmen schrieb wieder schwarze Zahlen.
Während er sich mit dem älteren Mann unterhielt, der das Unternehmen wie seine Westentasche kannte, kehrte er Jillian den Rücken zu, um ihrem frustrierten Blick nicht zu begegnen. Es ging um die Einstellung von Jorge Diaz. Schon seit einiger Zeit äußerte der jüngere Mann den Wunsch, wieder für Remi zu arbeiten. Remi versprach Fermin, darüber nachzudenken, und eröffnete ihm, dass er ihm eine beträchtliche Gehaltserhöhung für seine Treue und Zuverlässigkeit in den vergangenen schwierigen Jahren geben würde. Der ältere Mann war ganz gerührt und konnte sein Glück kaum fassen.
Schließlich beendete Remi das Gespräch und rief die Firma an, die die Leitungen für die Internetanschlüsse auf dem Landgut gelegt hatte. Er brauchte eine Verbindung im Elternschlafzimmer und war sehr erfreut, als man zusagte, schon am nächsten Tag jemanden vorbeizuschicken. Dann telefonierte er mit Maria, um sie entsprechend zu informieren. Während er mit seiner Haushälterin sprach, kam eine Schwester herein, und Remi verließ den Raum. Draußen bat er Maria, mit Mrs. Gray nicht über deren Verletzung zu reden, weil sie nicht gern daran erinnert wurde. Maria versicherte ihm, sie würde schweigen wie ein Grab.
Erst als er sah, dass schon Essen verteilt wurde, wurde ihm bewusst, wie spät es war. Die Zeit war im Nu verflogen, ohne dass er es bemerkt hatte. Er nahm der Frau, die Jillian versorgen wollte, das Tablett ab und fragte, ob er gegen
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