Romanze im spanischen Schloss
Bezahlung auch etwas bekommen könnte. Ein einziges Sandwich hatte seinen Hunger nicht stillen können.
Die junge Angestellte eilte davon, um ihm etwas zu holen. Geld wollte sie jedoch nicht annehmen.
Während Remi vor Jillians Zimmertür wartete, freute er sich schon auf die Auseinandersetzung mit ihr. Obwohl sie sehr schlagfertig war und geschickt argumentierte, würde sie sich wundern und einiges hinzulernen, wenn sie sich jetzt mit einem Goyo auseinanderzusetzen hätte.
Nachdem die Schwester den Raum verlassen hatte, bedankte sich Jillian per E-Mail bei ihrer Chefin Pia und einigen Kolleginnen und Kollegen für die Blumen, doch dann gestand sie sich ein, dass sie aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen gar keine Lust hatte, sich in die Arbeit zu stürzen.
Offenbar hatte Remi Goyo ihren Wunsch respektiert und das Krankenhaus verlassen. Obwohl sie es so gewollt hatte, fühlte sie sich auf einmal sehr allein. Er fehlte ihr. Sie vermisste seine Dynamik, seine Tatkraft und Entschlossenheit, die mitreißend wirkten.
Außerdem war er ausgesprochen attraktiv. Er hatte einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Sie würde ihn nie vergessen. Ein Mann in seinem Alter, sie schätzte ihn auf Mitte dreißig, war normalerweise verheiratet und hatte Kinder. Allzu gern hätte sie mehr über ihn erfahren, da er jedoch sehr abweisend reagierte, wenn es um persönliche Dinge ging, hatte sie nicht gewagt, ihn auszufragen. Dazu hatte sie auch gar kein Recht.
Voller Unruhe legte sie sich auf die Seite und achtete darauf, dass ihr Laptop nicht auf den Boden fiel. Zeit zum Nachdenken konnte sie nun wirklich nicht gebrauchen, denn wenn sie anfing zu grübeln, verlor sie sich möglicherweise noch in Selbstmitleid.
Schließlich drehte sie sich wieder auf den Rücken und öffnete den Laptop, um Solitär zu spielen, was sie schon lange nicht mehr getan hatte. Während sie versuchte herauszufinden, wie schnell sie die Könige und Asse auf die richtige Position schieben konnte, ging die Tür auf.
Jillian sah auf – und hielt den Atem an. Der Mann, über den sie soeben nachgedacht hatte, kam mit einem Tablett in den Händen herein. Eigentlich war sie nicht hungrig, doch der Essensduft regte ihren Appetit an. Offenbar weckte Remis Anwesenheit ihre Lebensgeister.
Ihr war vorhin schon aufgefallen, dass er geduscht und sich rasiert hatte, als er aus Toledo zurückgekommen war. In dem dunkelblauen Seidenhemd und der hellen Freizeithose sah er umwerfend gut aus.
Ich mache es schon wieder und bewundere sein Aussehen und seinen Charme, mahnte sie sich. Die Reaktion auf diesen Mann irritierte und verblüffte sie. Insgeheim freute sie sich jedoch, dass er zurückgekommen war.
Erst letzte Woche hatte sie die Einladung eines Bekannten abgelehnt. Eine ihrer Freundinnen hatte ihr prophezeit, eines Tages würde sie das Leben wieder genießen und sich für das andere Geschlecht interessieren, woraufhin Jillian nur den Kopf geschüttelt hatte. Einen Mann wie Kyle gab es sowieso kein zweites Mal.
Doch nach dem Unfall sah alles etwas anders aus. Als sie es am wenigsten erwartet hatte, war dieser faszinierende Mensch aus Kastilien-La-Mancha in ihr Leben getreten. Er hatte sie gerettet und ins Krankenhaus bringen lassen.
Sie warf ihm einen verstohlenen Blick zu. Auch Remi Goyo war auf seine Art einmalig und unvergleichlich. Schockiert über ihre Gedanken, versuchte sie, sie zu verdrängen. Nachdem er ihr den Laptop abgenommen hatte, rollte er einen Tisch heran. „Ihr Abendessen.“ Er hob den Deckel von dem Teller. „Ich glaube, es schmeckt köstlich.“
Ohne ihn anzusehen, fragte sie leise: „Heißt das, Sie sind sich nicht sicher?“
„Wollen Sie damit andeuten, ich hätte es probieren müssen?“, gab er zurück. „Ich hatte ja keine Ahnung, dass sich hinter so viel trügerischer Schönheit das Herz einer Kleopatra verbirgt.“
Was für eine seltsame Bemerkung. Was meinte er damit?
Er nahm die Gabel in die Hand, spießte ein Stück Fleisch von Jillians Teller auf und führte es zum Mund. „Ja, das ist okay. Um ganz sicher zu sein, dass es nicht vergiftet ist, warten wir am besten noch fünf Minuten.“
„Unsinn!“ Lachend fing Jillian an zu essen.
In seinen dunklen Augen blitzte es auf. „Sie leben gefährlich, Mrs. Gray. Ist Ihnen das klar?“
Das sagten ihre Kollegen und Kolleginnen oft zu ihr. Auch Kyle war der Meinung gewesen, sie sei völlig furchtlos. Es hatte scherzhaft geklungen, dennoch schwang in Remis Worten so etwas wie
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