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Romanzo criminale

Romanzo criminale

Titel: Romanzo criminale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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Bordell benutzt hatten, um an vertrauliche Informationen zu gelangen. Borgia zweifelte: Ihre Verteidigung würde in der Behauptung bestehen, dass sie geile Böcke und vielleicht auch Voyeure seien. Auf jeden Fall musste man warten, bis die Filme entwickelt und die Bänder abgeschrieben worden waren.
    Die Geheimagenten reagierten angesichts der Vorwürfe mit höflichem Staunen.
    – Man hat uns abgehört!
    – Unglaublich!
    – Man möchte sich im stilvollen Rahmen einen entspannten Nachmittag gönnen ...
    – Ich kann dir nämlich versichern, Kollege, dass es sich um einen stilvollen Rahmen handelt ...
    – Ein paar der Mädchen ...
    – Aber das weißt du selbst am besten, nicht wahr?
    – Mit einem Wort, man möchte etwas Spaß und landet in einem Pornofilm!
    Scialoja kochte innerlich, täuschte jedoch höfliche Gleichgültigkeit vor. Lächelnd, beinahe mit Grandezza verabschiedete er sich von ihnen, ohne auf die Unverschämtheit auch nur einzugehen. Lieber warten, wie sich die Dinge entwickelten, und die ernsthaften Fragen auf das nächste Mal verschieben: Was habt ihr in Bologna gemacht? Wer ist der fette Alte, vor dem ihr gezittert habt wie zwei Schulbuben? Was empfindet man, wenn man die schmutzige Seite des Staates repräsentiert?
    Schließlich kam der Bericht über das auf der Piazza dei Mercanti beschlagnahmte Material.
    „Aufgrund eines bedauerlichen Laborunfalls infolge der Unachtsamkeit des Reinigungspersonals“ war der Großteil der Filme unwiederbringlich zerstört worden. Sie waren – so das Gutachten – von einer derartigen Menge an Säure verätzt worden, dass selbst der Vulkanausbruch in Pompeji im Vergleich dazu harmlos wirkte. Nur zwei Streifen waren gerettet worden: „Filme pornografischen Inhalts, auf denen Geschlechtsverkehr zu sehen ist, ausgeführt von Komparsen, darunter eine bekannte Pornodarstellerin mit Partnern beiderlei Geschlechts sowie andere widernatürliche Praktiken.“ Was die Kassetten anbelangte, so waren darauf entweder chaotische und unverständliche Hintergrundgeräusche zu hören, oder es handelte sich um „amateurhafte Zusammenstellungen von Unterhaltungsmusik“. Mit einem Wort, „das beschlagnahmte Audiomaterial ist in der Rechtssache irrelevant. Das audiovisuelle Material diente vor allem dazu, den sexuellen Appetit der Besucher des Lokals anzuregen, wie die vom Gericht beschlagnahmten Projektoren beweisen“.
    Scialoja und Borgia zuckten fassungslos mit den Achseln. Der Feind hatte viele Gesichter. Der Feind lachte sie aus. Die Bösen waren stärker als die Guten.
    – Mir tut bloß die Frau leid, wagte Scialoja zu sagen, sie hält für alle den Kopf hin ...
    – Na und?
    – Kommt Ihnen das gerecht vor? Ich meine ... könnten Sie nicht noch mal ihren Prozessstandpunkt überprüfen?
    – Soll ich sie freilassen?
    – Immerhin ...
    – Noch ein Wort und ich schicke Sie wieder nach Modena!
    Borgia war imstande, seine Drohung wahrzumachen. Scialoja fühlte sich immer mehr als Versager. Das Grinsen von Zeta und Pigreca lag ihm schwer im Magen. Er begann in alten Akten über Nero zu kramen. Er ließ sich vertrauliche Unterlagen aus Bologna schicken. Er steckte seine Nase in Dinge, die ihn nichts angingen. Er suchte etwas, von dem er noch nicht genau wusste, was es war. Material für einen neuen Bericht, den er früher oder später schreiben würde. Sobald sich die Aufregung etwas gelegt hatte, besorgte sich Dandi eine Gesprächserlaubnis. Mit einem großen Rosenstrauß, den er der Aufseherin abgeben musste, tauchte er in Rebibbia auf. Er wurde durchsucht. Man begleitete ihn ins Gesprächszimmer. Anstelle Patrizias nahm die alte Lesbe Ines del Trullo ihm gegenüber Platz.
    – Patrizia lässt sich entschuldigen, aber es geht ihr heute nicht sehr gut. Tut mir leid, Dandi …
    Dandi schnappte sich die Blumen und verließ wütend das Gefängnis. Freddo sollte scheißen gehen. Patrizia sollte scheißen gehen. Dandi rief Zeta und Pigreco an: Ein bisschen, ein ganz kleines bisschen könnten wir es diesem Wichser von Bullen doch heimzahlen? Zeta sagte, er würde darüber nachdenken. Ende Januar lief Botola zufällig Saverio Solfatara über den Weg. Der verrückte Sizilianer, der auf Libanese geschossen hatte, war in Prati in ein Wettbüro gegangen. Botola rief in Francos Bar an. Aldo Buffoni hob ab. Die Nachricht verbreitete sich in Windeseile. Vorbereitungen für den Anschlag wurden getroffen. Freddo schnappte sich eine Pistole und eine Kappe und fuhr auf eigene Faust mit

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