Romanzo criminale
Weibersachen, und die Weiber sind nur dazu gut, die Beine breitzumachen oder am Herd zu stehen. Wem gehört das Puff? Dir?
– Nein. Patrizia ist die Besitzerin.
– Steckt noch Geld von dir drinnen?
– Nein, das Darlehen ist zurückbezahlt worden.
– Was schert dich dann das Ganze noch? Such dir ’ne andere, Huren haben sowieso ’ne kalte Fut!
Diesmal bedurfte es keiner Übersetzung. Er sollte Patrizia fallen lassen, sie als Einzige. Dandi seufzte vor Erleichterung. Wenn er Zio Carlos Rat befolgte, war er in Sicherheit. Patrizia würde verstehen. Sie war eine intelligente Frau. Dennoch konnte er ein dumpfes Hintergrundgeräusch nicht abstellen. Auch wenn sie noch so intelligent war, war und blieb Patrizia eine Frau. Er musste unbedingt mit ihr sprechen. Aber Vasta hatte jeglichen Kontakt untersagt. Bald würde man sie verhören. Sie sollten nur sagen, was unbedingt notwendig war, und die Sache würde in sich zusammenfallen. Die einzige Warnung: Sie sollten es mit dem Sarkasmus nicht übertreiben. Immerhin waren sie in diesem Fall nur Zeugen.
Der Anwalt sollte Recht behalten. Borgia war deprimiert. Scialoja zerbrach sich den Kopf, aber nicht einmal der Großinquisitor Torquemada wäre auf die Idee gekommen, das Puff und die Bande in Zusammenhang zu bringen. Nero wurde verhört und hielt eine Rede über die physiologischen Bedürfnisse des Kriegers und die Kundalini-Meditation, mit deren Hilfe man Samen zurückhalten konnte. Mit Unterstützung eines Arztes und ausgestattet mit Attesten, die von Stempeln verschiedener Koryphäen nur so übersät waren, stieß Bufalo zwischen den Zähnen hervor, ich erinnere mich nicht, ich hab Kopfweh. Secco gab zu verstehen, er hätte auf die Bitte eines Freundes, der wiederum der Freund eines anderen Freundes war, einer Freundin in Schwierigkeiten geholfen, hatte also bloß eine Bürgschaft geleistet. Was sollte er machen, wo sein Name in Rom doch so hoch im Kurs stand und die armen Leute sich bei ihm anstellten ... Fierolocchio rühmte sich, sechsmal hintereinander zu kommen, beeilte sich jedoch hinzuzfügen: aber nur als Kunde, nur als Kunde! Freddo meinte, allein, dass sein Name in Zusammenhang mit Huren genannt würde, sei eine tödliche Schande. Scialoja versuchte ihn aus dem Hinterhalt zu locken: Wusste er, dass sich im Bordell auf der Piazza dei Mercanti Spione herumtrieben? Was hätte Libanese dazu gesagt? Als Freddo den Namen des toten Freundes hörte, konnte er sich kaum noch beherrschen. Scialoja hatte das Gefühl, ihm ganz nahe zu sein. Treue und Loyalität waren alles für ihn. Scialoja versuchte verzweifelt, einen Fuß in die Tür zu bekommen.
– Leute wie die benutzen dich und dann lassen sie dich fallen. Wenn du Glück hast, landest du im Knast, im schlimmsten Fall endest du als Zielscheibe ... sie versprechen dir das Blaue vom Himmel, kassieren aber nur ...
Freddo sah ihn mit seinem intensiven, nachdenklichen Blick an. Irgendwann einmal ist er ein sauberer Junge gewesen, dachte Scialoja. Wer weiß, warum er auf die schiefe Bahn geraten ist. Wer weiß, ob er noch einmal kehrtmacht. Freddo zuckte nur mit den Schultern. Der magische Augenblick war vorbei. Oder vielleicht war er zu früh gekommen.
Natürlich verhörte Scialoja auch Dandi. Und dieser, durch und durch ein Judas, gestand, „der oben genannten Vallesi Cinzia hin und wieder einen Besuch abgestattet zu haben“, und flehte und bettelte, dass die Sache, die Beziehung ja nicht seiner geliebten Gattin zu Ohren komme ... die Ärmste würde daran zugrunde gehen ... Es war eindeutig, dass Freddo und Dandi aus verschiedenem Holz geschnitzt waren. Dass es bald einen Bruch geben würde. Aber auf welcher Seite stand Patrizia?
– Sie haben dich fallen gelassen, teilte ihr Scialoja mit und reichte ihr Dandis Aussage.
Sie zeichnete ein obszönes Männchen mit Schnurrbart und Bauch auf die Rückseite der Fotokopie, faltete daraus einen Papierflieger und schoss ihn ihm ins Gesicht.
– Du wirst für alle bezahlen, sagte Scialoja wütend. Sie ließ sich in die Zelle bringen.
Die Spione hoben sie sich für den Schluss auf. Ein Zimmer des Bordells war schalldicht gemacht und verwanzt worden. Aus dem Nebenzimmer konnte man schauen, ohne gesehen zu werden, zuhören, ohne selbst gehört zu werden. In einer Abstellkammer, deren Schlüssel die Besitzerin angeblich verloren hatte, waren Super-8-Filme und eine Schachtel voller Audiokassetten gefunden worden. Scialoja war sich sicher, das Zeta und Pigreco das
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