Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Romanzo criminale

Romanzo criminale

Titel: Romanzo criminale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
Vom Netzwerk:
dem Motorrad los. Er fuhr bei Rot über alle Kreuzungen und zwanzig Minuten später war er im Wettbüro. Er zog sich die Kappe in die Stirn, die Waffe in der Tasche des Trenchcoats war bereits entsichert. Er erwischte den Sizilianer von hinten und verpasste ihm vor den Augen aller drei Kugeln. Dann ging er ganz ruhig hinaus und stieg auf das Motorrad. Als er in Francos Bar zurückkam, diskutierten sie noch immer darüber, wer den Rachefeldzug übernehmen sollte.
    – Bring sie ins Lager zurück, befahl er Dandi und reichte ihm die Waffe.
    Nero umarmte ihn. Dandi wich seinem Blick aus.

Winter–Frühling 1981
Blutvergießen
I.
    Sobald Sardo auf Freigang war, ließ er sie in die Wohnung seiner Schwester kommen, ein Penthouse mit Blick auf die Basilika San Paolo, in dem es nach Braten und Amatriciana duftete. Freddo, Dandi und Nembo Kid folgten der Aufforderung. Sardo war durchgeknallter als je zuvor. Er zählte seinen Beschwerdekatalog auf, während es Ricciolodoro und Barbarella im Schlafzimmer trieben, vor dem eine Tigerkatze mit Glasauge und Buckel Wache hielt.
    – Was ist euch da eingefallen? Ihr kauft und befehlt, ihr trefft euch mit diesen und jenen, ihr schießt, organisiert, baut … was ist euch eingefallen? Ihr scheffelt Milliarden und ich hab in zwei Jahren Irrenhaus nur Abfälle zu fressen bekommen … in Neapel sind sie stinksauer wegen der Geschichte mit dem Erdbeben, und von Don Rafele muss ich erfahren, dass Trentadenari, dieses Arschloch, wieder zu den alten Familien übergelaufen ist … und was soll diese Geschichte mit der Mafia? Lokale, Hotels, Restaurants, Boutiquen im Zentrum? Und die fünfzig Kilo Stoff? Wisst ihr überhaupt, dass mir der arme Ricciolodoro letzten Monat das Kostgeld nach Castiglione runterschicken musste?
    – Wir haben immer rechtzeitig bezahlt, protestierte Dandi.
    – Ich hab aber nie was zu sehen bekommen vom doppelten Gewinn.
    – Stand er dir etwa zu?
    – Ja, er stand mir zu. Vergiss nicht, du Idiot, ich bin der Boss …
    – Mario, wir haben alles für dich aufgehoben, mischte sich Nembo Kid ein.
    – Blödsinn! Bis jetzt haben wir von Zores gesprochen, ich sage gesprochen, aber … jetzt werden andere Saiten aufgezogen, meine Lieben! Erinnert euch daran, dass ohne Sardo in Rom nichts läuft. Und wer aus der Reihe tanzt … bam. Bam! Was sagst du dazu, Freddo? Haben Sie dir die Zunge rausgeschnitten?
    – Beruhige dich, Sardo, wir werden für alles eine Lösung finden.
    Sardo schenkte sich zu trinken ein, ohne den anderen ein Glas anzubieten. Auch die Stühle hatten sie sich selbst nehmen müssen.
    – Libanese hat einen Scheißdreck kapiert. Er wollte alles im Alleingang machen und das ist dabei herausgekommen. Aber jetzt weht ein anderer Wind, meine lieben Arschgesichter. Mir steht der doppelte Gewinn zu und außerdem eine Entschädigung für diese zwei beschissenen Jahre im Irrenhaus … Morgen treffen wir uns alle bei Trentadenari, diesem Verräter, und wenn er keine ordentliche Ausrede hat, knöpfe ich ihn mir vor. Morgen rechnen wir ab. Ist die Katz’ aus dem Haus, haben die Mäuse Kirtag, aber jetzt ist der schwarze Mann wieder zurück. Fürs Erste brauche ich hundert Riesen. Und ein Kilo Koks für meine Freunde … Worauf wartet ihr? Los, haut ab!
    Dandi sah Nembo an und Nembo sah Freddo an. Manche lernen im Knast dazu und manche gehen dort völlig vor die Hunde. Sardo verspielte gerade alle seine Chancen, noch ein paar Jährchen unter den Lebenden zu weilen.
    – Hundert hast du gesagt?, fragte Freddo mit gespielter Freundlichkeit. Die kriegst du morgen.
    Sie trafen sich bei Trentadenari. Sicher, Sardo hatte sich wirklich einen unglücklichen Zeitpunkt ausgesucht, um das warme Nest der Irrenanstalt zu verlassen. Nach dem Wunder im Wettbüro hatten sie alle wieder Vertrauen gefasst. Sie fühlten sich wieder unbesiegbar, und, was noch wichtiger war, geeint. Freddo bat Trentadenari, die Rechnungen zu kontrollieren. Der Neapolitaner, der nach Libaneses Tod die Bücher führte, sagte, es sei alles in Ordnung.
    – Er ist bezahlt worden, auf die Lira genau. Er hat sogar einen Anteil aus den Geschäften bekommen, von dem er bisher nur träumen konnte … ihm ist wirklich eine Sicherung durchgebrannt.
    Was die doppelte Gewinnbeteiligung anbelangte, so hätte nicht einmal Libanese eine derartige Forderung gestellt. Es gab also überhaupt keinen Grund zu zögern. Wäre Sardo nicht gar so rüde gewesen, hätte es vielleicht noch einen kleinen Verhandlungsspielraum

Weitere Kostenlose Bücher