Romanzo criminale
nicht erst heute fest, dass Libanese sich mit den falschen Leuten eingelassen hat.
– Es war ein Fehler, Freddo, das kann jedem passieren.
– Es war kein Fehler. Die beiden sind eine Falle. Die Politik ist eine Falle. Es braucht nur ein Bulle mit Eiern in der Hose aufzutauchen und wir haben den Arsch offen. Wo sind dann deine vielen Beschützer, ja, wo sind sie?
Nein, mit Freddo war nichts zu machen. Er hatte nur eine Sache im Kopf. Rache. Rache und aus. Aber die Anspielung auf den Bullen mit Eiern in der Hose hatte ihren Zweck nicht verfehlt. Dieser Scialoja: Welches Spiel spielten eigentlich er und Borgia? Hatten sie sich in den Kopf gesetzt, Rom zu retten? Mit ihnen konnte man nicht umspringen wie mit den üblichen Koksnasen vom Gericht. Man konnte sie nicht kaufen wie den guten Fabio Santini. Es waren Leute, die aus anderem Holz geschnitzt waren. Mit anderen Worten: Leute mit Eiern in der Hose. Freddo hatte Recht. Dandi hatte eine gewisse Bewunderung in seinem Tonfall vernommen. Aber den Gegner zu bewundern ist nur eine vertrackte Art und Weise, die eigenen Schwächen einzugestehen.
Für Dandi waren die Dinge sonnenklar: Scialoja hatte das Bordell dichtgemacht. Das Bordell war Dandis Angelegenheit. Scialoja vernichtet Dandi. Scialoja grinst. Dandi beißt sich in den Arsch. Scialoja steigt. Dandi sinkt. Kurz und gut, es war eine Sache von Ehre und Prestige. Dandi fragte sich, ob es nicht an der Zeit wäre, die harte Tour anzuwenden. Er unterhielt sich eines Abends darüber mit Zio Carlo, als er und Maestro ein Zicklein grillten, im Garten der neuen Villa in Zagarolo, die Zio Carlo, der sich als reicher Ingenieur im Ruhestand ausgegeben hatte, bar bezahlt hatte. Zio Carlo ließ keinen Zweifel offen: In Dandis Geschäfte wollte und konnte er sich nicht einmischen. Aber er war besonders guter Laune, weil die Schießerei mit der Bande von Porta Nuova in Palermo so gut ausgegangen war, und deshalb war er bereit, ihm ein paar Ratschläge zu geben. Nur um ihm zu zeigen, wie ein ehrenwerter Mann dachte.
– Erstens. Es geht um Weiber. Und Ehrenmänner geben sich nicht mit Weibern ab, außer um zu ficken. Weiber ausnehmen ist unehrenhaft. Und wir sind nicht unehrenhafte, wir sind ehrenwerte Männer!
– Du kannst mit ihnen ins Bett gehen, übersetzte Maestro, der Dandis fragenden Blick aufgefangen hatte, aber du darfst sie nicht ausnutzen.
– Zweitens, fuhr der Sizilianer fort, Bullen erschießt man nicht. Nicht, weil sie’s nicht verdient hätten, denn Bullen sind Bullen, sondern weil ein toter Bulle mehr Schaden anrichtet als ein lebendiger ...
– Auf Polizisten schießt man nur, wenn man breite Schultern und Protektion hat, fasste Maestro zusammen.
– Genau!, fuhr Zio Carlo fort. Bevor man ihm das Licht ausbläst, macht man ihn lieber gefügig.
– Du könntest versuchen, ihn zu bestechen, schlug Maestro vor.
– Ausgeschlossen. Er ist sauber, erklärte Dandi.
Zio Carlo nickte.
– Dann kann ich dir als guter Christ und seriöser Mensch nur einen Rat geben: Setz Gerüchte in Umlauf, sag, er wollte Geld von der Nutte ... Dann überlegt er sich’s anders und übersiedelt nach Sardinien!
– Verleumde ihn, übersetzte Maestro.
– Er ist ein Herz und eine Seele mit dem Staatsanwalt, klagte Dandi.
Für Zio Carlo, der sein Ziegenböcklein und den schweren Rotwein vom Ätna genießen wollte, war die Sache erledigt. Aber Dandi ließ nicht locker.
– Aber für mich ist es eine Sache des Prinzips.
Zio Carlo wurde ärgerlich.
– Was willst du? Den Trojanischen Krieg?
Das Gespräch drohte aus dem Ruder zu laufen. Maestro vermittelte. Rom war nicht Sizilien. Man musste auch andere Möglichkeiten in Betracht ziehen.
– Was zum Teufel redest du?
– Über die besondere Bedeutung Dandis in seiner Organisation. Wenn er nichts unternimmt, gilt er vielleicht als Feigling.
– Aaah! Es geht darum, das Gesicht zu wahren! Jetzt verstehe ich!
Zio Carlo nahm die Sache noch einmal in Augenschein. Lieber den anderen zufriedenstellen. Er durfte nicht zulassen, dass die Geschäfte von dieser Geschichte in Mitleidenschaft gezogen wurden.
– Schießen ist ausgeschlossen ... wir Christenmenschen sind keine ... wie sagt ihr ... Zuhälter. Die wahren Christenmenschen überlassen solche Dinge den Topfenmachern, Leuten, die mit Tabak im Maul sprechen, die eine Schulter im Gips haben, die nur dazu gut sind, anderen die Zelle zu putzen. Seit die Welt steht, mischen wir uns in solche Dinge nicht ein, das sind
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