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Romanzo criminale

Romanzo criminale

Titel: Romanzo criminale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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von einem Krieg. Weder Dandi, dessen Haupteinnahmequelle verlorenging, noch Peloso und seine Seilschaft, denn wenn die Clubs aufgelassen wurden, sahen beide Parteien durch die Finger.
    – Was soll der Bauer trinken, wenn die Kuh keine Milch mehr gibt, sagte Miglianico abschließend, der seine Kindheit in der Ciociaria verbracht hatte.
    Aber Dandi ließ nicht locker. Peloso verabschiedete sich von ihm mit ausgestrecktem Mittelfinger und versprach, dass er von sich hören lassen würde. Dandi versuchte auf jede erdenkliche Weise einen Kontakt zu Zeta herzustellen, aber der ließ sogar zwei Zusammenkünfte der Bruderschaft aus. Eine Woche später wurde Nero verhaftet. Wegen Geldwäsche, aus unerfindlichen Gründen. Dandi begriff, dass Peloso ein Wolf war, und ging mit Schafsgesicht zu ihm.
    – Schon gut. Aber da du so verbohrt warst, sind aus den zwanzig Prozent mittlerweile dreißig geworden.
    Dandi zahlte. Er schäumte vor Wut, aber Peloso war nicht Scrocchiazeppi. Peloso war unberührbar. Peloso war in gewisser Hinsicht ein Geschäftspartner. Aber wie sehr ihm das alles auf die Nerven ging! Das Leben des Geschäftsmannes hielt immer mehr unangenehme Überraschungen bereit. Hin und wieder dachte er, dass es ihm als Verbrecher besser gegangen war. Aber es dauerte nicht lange und er hatte sich von der Geschichte mit Peloso erholt. Der Wert der Gründe auf Sardinien war endlich in die Höhe geschnellt. Die Verkäufe waren abgeschlossen worden. Maestro hatte ihm vorgeschlagen, seinen Gewinnanteil wieder zu investieren.
    – Aber es ist auch okay, wenn du dich zurückziehst. Die in Palermo sagen, dass es keine Probleme gibt.
    – Dann ziehe ich mich zurück, wenn du erlaubst.
    Wer hätte auf so eine Gelegenheit verzichtet? Ein weiterer Schritt in Richtung Freiheit!
III.
    Die Freiheit? Freiheit bedeutet, keine Grenzen zu haben.
    Bufalo wurde genau an dem Tag aus dem Irrenhaus entlassen, als die Jugendlichen in Deutschland die Berliner Mauer niederrissen. Dank der Fürsprache einer einfühlsamen Nonne und dem Affidavit Professor Cortinas, der bei allen Heiligen schwor, dass er keine Gefahr mehr für die Gesellschaft darstellte, hatte er fünf Tage Urlaub erhalten. Conte Ugolino zermalmte ihn fast mit seiner Umarmung. Turi Funciazza beschränkte sich auf einen halbherzigen Handschlag. Der Sizilianer war bedrückt. Das Urteil des Kassationsgerichts stand bevor. So wie es aussah, würde er lebenslänglich bekommen. Bufalo schenkte ihm seine letzte Prise Koks. Sie zogen eine Straße, dann sagte Bufalo, dass er seinen Rat brauchte, was die Regeln betraf.
    – Los, sagte der Sizilianer gelangweilt.
    – Turi, was passiert, wenn jemand, der nicht zur Familie gehört, jemanden von der Familie umbringt?
    – Und welcher Trottel sollte das tun?
    – Nur so, theoretisch ... was macht ihr mit ihm?
    – Das fragst du auch noch? Familie ist Familie, und alle, die nicht dazugehören, sind Scheiße. Verdammt, Römer, red nicht um den heißen Brei herum.
    – Dandi, sagte Bufalo und blickte ihm in die Augen.
    Turi gab ein verblüfftes Grunzen von sich.
    – Dandi gehört nicht zur Familie ...
    – Dann ist es auch kein Problem ...
    – Aber er ist ein Freund der Familie ...
    – Hab verstanden. Braucht man eine Erlaubnis?
    – Manchmal ja und manchmal nein. Da muss man fragen ...
    – Gut, dann frage ich dich!
    – Was soll ich sagen? Dandi ist ein Freund von Zio Carlo, aber Zio Carlo sitzt ... und nicht alle in Palermo denken wie er ... draußen kümmert sich Maestro um die Dinge ... man muss mit ihm reden ... manchmal sagen sie dir, dass du davon ablassen sollst ... oder die Familie tut dir einen Gefallen und du musst der Familie einen Gefallen tun ... ich lass es dich wissen.
    Draußen wartete ein funkelnagelneuer Mercedes auf ihn. Ein Geschenk von Secco. Bufalo überreichte dem mit Narben übersäten Zigeuner, der ihn respektvoll begrüßt hatte, seinen Rucksack und ging zu Fuß in die
Bar della Luna
. Zweieinhalb Jahre Gefängnis. Sechs Jahre Irrenhaus. Die Prozesse. Die Urteile. Die Wut. Die Resignation. Wieder eine Wut, diesmal mit mehr Entschlossenheit. Der Gedanke. Das Schild des kleinen Lokals zog ihn an wie ein Magnet. Sechs lange Jahre lang hatte er es vom Fenster des Gemeinschaftssaales aus beobachtet. Er hatte gesehen, wie der alte Pächter immer älter und buckliger wurde. Seine Frau, eine schwarz gekleidete Alte, war eines Tages verschwunden. Eine Woche lang war die Bar geschlossen geblieben. Eine Parte auf dem Rollladen.

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