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Romanzo criminale

Romanzo criminale

Titel: Romanzo criminale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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jetzt Schluss mit dem Geschwätz. Er war der Boss. Er hatte sich entschieden.
    – Entweder wir oder er, schloss Dandi, aber wir müssen aufpassen. Uns wird man als Erste verdächtigen. Wir machen es in zwei Tagen. Maestro mietet das
Full
für den Geburtstag seines Sohnes ...
    Eine Viertelstunde nach der Tat waren die Carabinieri in Alberone. Scrocchiazeppi war noch warm und es gab sogar einen Augenzeugen, einen alten Mann, der mit einem Liter Milch aus dem Feinkostladen gekommen war und vor Angst bibberte. Er sagte, ein großes Motorrad sei gekommen. Die zwei Männer, die darauf saßen, hätten schwarze Lederkluft und einen Vollhelm getragen. Der auf dem Rücksitz hätte von hinten zwei Schüsse abgegeben und der dünne Herr wäre hingefallen und nicht wieder aufgestanden. Die Ermittlung landete auf dem Tisch des diensthabenden stellvertretenden Staatsanwaltes, eines abgetakelten Alten, der seinen Arsch nicht einmal aus dem Sessel hob, um zum Lokalaugenschein zu gehen. Scialoja war in Ungnade gefallen, und Borgia verfolgte Ladenbesitzer, die Steuern hinterzogen: Um so einen Mord scherte sich niemand. Trentadenari, der aus dem
Messaggero
von dem Vorfall erfuhr, schrieb einen Brief an den Staatsanwalt: Dandi war es gewesen. Scrocchiazeppi sei arm wie eine Kirchenmaus aus dem Knast entlassen worden und habe sich rächen wollen. Die anderen seien ihm zuvorgekommen. Es würde noch mehr Tote geben. Aber Trentadenari war bekannterweise ein unglaubwürdiger Zeuge, ein entmündigter Psychopath und was sonst nicht alles. Ein paar Polizisten gingen dem Hinweis dennoch nach. Sie trafen Dandi bei einer Soiree im
Full ’80
. Höflich bot er ihnen etwas zu trinken an und warf ihnen die Videokassette mit dem Geburtstagsfest zum Fraß vor. Während Scrocchiazeppi das Zeitliche segnete, hatte der Generalstab des Reichs des Bösen auf das Wohl des Jungen getrunken. Die Ermittlung wurde eingestellt, weil „die Täter unbekannt waren“.
    Ausgerechnet am Tag des Begräbnisses wurde Fierolocchio entlassen. Bevor er seine Habseligkeiten und sein Gehalt abholte, verabschiedete er sich von Ricotta. Ricotta trauerte um den toten Freund. Fierolocchio schlug ihm auf die Schulter.
    – Ihr habt doch kein Wort miteinander gesprochen.
    – Na und? Er war immer noch ein Freund!
    – Angeblich hat Dandi zwei von außerhalb engagiert ... Neapolitaner, wie es scheint. Angeblich hat er ihnen fünfzig Riesen gegeben und sie haben den Job erledigt.
    – Das glaub ich nicht. Zu so was ist Dandi gar nicht fähig.
    – Glaubst du vielleicht, Scrocchia hat sich umgebracht?!
    – Dandi war’s nicht. Er ist in Ordnung ... die, mit denen er sich umgibt, sind ... Arschlöcher!
    Fierolocchio brach in Lachen aus.
    – Ach, Rico’... weißt du, dass du mich an Libanese erinnerst? Wir haben uns mal über Mussolini unterhalten ...
    Ricotta zog den Rotz hoch.
    – Ach ja, Libanese. Er war besessen von Mussolini!
    – Genau! Mit einem Wort: Libano redete und redete, Duce hier und Duce da, er hat Eisenbahnen gebaut, Sümpfe trockengelegt, Weizen anbauen lassen, Häuser, Stadtviertel errichtet ... Ach, Libano, hab ich zu ihm gesagt, wenn Mussolini so gut war, warum haben sie ihn dann aufgeknüpft wie ein Kalb? Und weißt du, was er mir geantwortet hat?
    – Was?
    – Er hat geantwortet: Die, mit denen er sich umgeben hat, waren schuld. Sie haben ihn verraten. Gewisse Dinge wusste er einfach nicht ... er hatte gar keine Zeit dafür. Er war nur auf das Schicksal der Nation bedacht ... Und weißt du, was ich zu ihm gesagt habe? Ich habe gesagt: Schau, Libano, vielleicht hast du sogar Recht, aber wenn ein Boss sich mit den falschen Leuten umgibt ... ist es seine Schuld.
    – Ich weiß nicht, Fierolo’... wenn Libano noch am Leben wäre, wäre so was nicht passiert ... und auch wenn Freddo noch da wäre, wäre es nicht passiert ... ich glaube, es kommt einfach nichts Besseres nach ...
    – Ach, Rico’, ich glaube, dich hat Pasolini auf dem Gewissen!
    Sie umarmten sich.
    – Was machst du jetzt?, fragte Ricotta.
    – Ich gehe. Danach wird man sehen!
    Als Bufalo von Scrocchiazeppi erfuhr, zuckte er nur mit den Schultern.
    – Er hat zu viel geredet!
    Amen, lachte Conte Ugolino. Und biss herzhaft in die Wildschweinkeule, die er gerade aus dem Rohr geholt hatte.
II.
    Es begann mit einem stechenden Schmerz im rechten Arm. Dann folgten Gleichgewichtsstörungen, Schwindel und schließlich das unerträglichste Gefühl: das Schwinden des Gefühls der Unverletzlichkeit, der

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