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Romanzo criminale

Romanzo criminale

Titel: Romanzo criminale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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Sie ließen sie gehen, und eigentlich war es ein Glück, dass sie sie nicht vergewaltigten. Libanese sah sie nie wieder.
    – Ich sage dir, irgendwann wird Terribile für all seine Sünden büßen, schloss Puma, aber genau deshalb will ich nichts damit zu tun haben. Freddo, ich will kein Blut fließen sehen!
    Freddo beschloss, dass Libanese die Ehre des ersten Schusses zustand. Den zweiten aber würde er der fetten Schnecke verpassen.
VI.
    Sie hockten auf der Wiese beim Gasometer und warteten auf Dandi. Sie warteten und rauchten. Scialoja war auch da. Er wollte dem Mann, den Patrizia verraten hatte, von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen. Zwei Stunden zuvor hatte der stellvertretende Staatsanwalt Borgia die Haftbefehle unterschrieben. Die Entführung von Baron Rosellini ging auf die Kappe einer Bande von römischen Kleinkriminellen. Ihre Namen waren: Dandi, Libanese, Freddo, Bufalo, Satana, Botola und ein paar andere, die erst identifiziert werden mussten. Der Augenzeuge Marussi hatte Dandi auf dem Foto erkannt. Das alles stand in Scialojas Nachbericht. Die Informationen stammten aus „vertraulichen Quellen“. Es grenzte an ein Wunder, dass die Personen anhand der Fotos identifiziert werden konnten. Sie würden alle festnehmen. Und alle gleichzeitig. Scialoja wusste, dass es nicht einfach sein würde, beim Prozess durchzukommen. Die Richter mochten keine Singvögel. Der Zeuge des Staatsanwalts konnte auch ein Schlag ins Wasser sein. Sie brauchten etwas Glück. Möglicherweise würden sie bei den Hausdurchsuchungen ein paar Indizien finden. Möglicherweise würde einer von ihnen singen. Auf jeden Fall hatte die Schlacht erst begonnen. Sie sollten die Faust im Nacken spüren. Sie sollten wissen, dass man sie ausgeforscht hatte. Sie sollten zittern. Sie sollten einen Irrtum begehen. Scialoja und seine Männer warteten und rauchten. Scialoja dachte an Patrizia. Er dachte an die Ermittlungen. Nachdem er die erste Information erhalten hatte, war alles wie geschmiert gelaufen. Er hatte sein Hirn eingesetzt. Und sein Herz. Patrizia hatte geredet. Mit ein wenig Rückendeckung, mit ein wenig Unterstützung hätte er sechs Männer auf Dandi angesetzt und in vier Tagen hätte er alles über ihn gewusst. Aber er war allein. Er hatte sich eine andere Strategie einfallen lassen müssen. Herz und Hirn. Er war zur Bereitschaftspolizei gegangen. Hatte naive Fragen gestellt. Hatte alte Kollegen, die ihn nie eines Blickes gewürdigt hatten, zum Abendessen eingeladen. Er hatte ihnen geschmeichelt, sie umworben, war ihnen auf die Nerven gegangen, hatte sie bei ihrem Stolz gepackt: Von euch kann man so viel lernen. Helft mir, ich bin ein Anfänger. Die älteren waren über ihren Schatten gesprungen. Scialoja hatte Informationen gesammelt. In Rom hat es nie eine Gruppe gegeben, die stärker war als alle anderen. Die Banden entstehen innerhalb von Stunden und lösen sich auch innerhalb von Stunden wieder auf. Ein Windhauch, und der Pakt zerbricht. Alle hassen einander und man muss sie nicht lange auffordern, sich gegenseitig zu bescheißen. Deshalb kann jeder x-Beliebige nach Rom kommen und hier sein Ding abziehen: Sarden, Typen aus Marseille, Kalabresen, Apulier, sogar welche aus der Ciociaria, wie die Bande von Lallo dem Hinkenden, der seine Opfer den Schweinen zum Fraß vorwarf. Sie kommen und gehen und keiner lebt lange genug, um seinen Enkeln Geschichten aus der Vergangenheit zu erzählen. Im Augenblick ist ein gewisser Terribile der starke Mann. Ein Spezialist bei Erpressungen und beim Glücksspiel. Scialoja hatte vorsichtig das Thema angesprochen, das ihm am Herzen lag. Wenn Terribile der Anführer ist, wie kann dann ein spektakulärer Fall wie die Entführung von Baron Rosellini ohne seine Zustimmung über die Bühne gegangen sein? Als Antwort hatte man ihm ins Gesicht gelacht. Terribile ist ein Platzhirsch, bricht aber nicht in fremdes Terrain ein. Terribile weiß, dass man sich in Rom anpassen muss. Terribile ist nicht der Typ für Entführungen.
    – Und Dandi?, hatte er wie nebenbei gefragt.
    – Der? Der ist ein Wichtigtuer, ein kleiner Fisch, eine Null.
    Acht Tage vor Urlaubsende war er wieder zum Dienst erschienen. Der Büroleiter hatte mit den Schultern gezuckt: Was soll ich mit Ihnen anfangen, Herr Doktor? Er hatte sich zum Glücksspiel versetzen lassen. Das war doch das Terrain von Terribile, oder? Wenn er und Dandi Komplizen bei der Entführung gewesen waren, würde er es herausfinden. Er hatte recherchiert. Alte

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