Romanzo criminale
Solfatara, ein Sizilianer, der sieben Jahre in einer Haftanstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher gesessen hatte. Sie hatten Sorcio auf eine Wiese gezerrt und ihn gezwungen, ein Gramm zu schlucken. Dann hatten sie ihm den Arm gebrochen und ihn in der eigenen Kotze liegen gelassen. Der Junge hatte wie durch ein Wunder überlebt und befand sich nun im Polizeigefängnis von San Camillo, auf der Krankenstation. Franco, der Barmann, hatte ihnen von dem Vorfall erzählt. Libanese und Freddo hatten beschlossen, ihn nicht zu besuchen: zu riskant. Bevor sich Libanese von Franco verabschiedete, drückte er ihm ein paar Scheine in die Hand, für die Behandlung und den Rest.
Terribile hatte also zurückgeschlagen. Und er hatte sich den Schwächsten von allen ausgesucht, Sorcio, den Unglücksraben. Das war eine regelrechte Kriegserklärung. Ummöglich darüber hinwegzusehen. Bufalo, der sich mit Dandi, Trentadenari und Ricotta zur großen Beratung getroffen hatte, schlug vor, die Waffen aus dem Ministerium zu holen und ein schönes Blutbad anzurichten.
– Ich weiß, wo sich das Arschloch aufhält, brüllte er, los, fahren wir hin. Er ist völlig unvorbereitet! Wir überraschen ihn und legen ihn um. Los, worauf warten wir!
– Ich weiß auch, wo sich das hinterhältige Arschloch aufhält, sagte Libanese ganz ruhig, in einem Bunker in der Garbatella. Überall Panzerglas und Bodyguards. Und wenn er vorbereitet ist, dann jetzt!
– Und wir lassen uns das gefallen? Wir schlucken es und aus?
– Durchaus nicht. Wir verschieben es, das ist alles.
– Wir verschieben es! Auf wann?
Libanese versuchte bei Freddo Unterstützung zu finden. Freddo machte ihm ein Zeichen, er solle weiterreden.
– Wir sind noch nicht stark genug. Die Jungs haben sogar Angst vor Terribile.
– Dann bringen wir ihn um und die Sache ist erledigt!
– Wir können ihn nicht umbringen. Er ist auf der Hut, verstehst du, Bufalo? Und stell dir vor, wir würden es schaffen. Wie viele von uns würden dabei draufgehen? Einer? Zwei? Wir können uns nicht erlauben, auch nur einen zu verlieren!
Bufalo wandte sich an Freddo. Freddo nickte langsam.
– Eine Schießerei käme einem Selbstmord gleich.
– Was dann?
– Vor allem müssen wir einmal die Lieferung loswerden. Die ganze. Ohne weitere Verluste. Wenn wir Erfolg haben wollen, haben wir keine andere Wahl: Wir müssen mit Terribile verhandeln.
Nun ging es drunter und drüber. Bufalo prügelte auf Mussolinis Kopf ein. Dandi versuchte Trentadenari zu beruhigen, der wüste Drohungen im Dialekt ausstieß. Ricotta versuchte Sardo, der sich gerade mit Cutolo in der Moro-Angelegenheit beriet, unter seinem sicheren Telefonanschluss zu erreichen. Freddo wartete, bis sie sich beruhigt hatten. Dann bat er Libanese, ihnen seinen Vorschlag zu unterbreiten.
– Wenn er uns erlaubt, den Stoff zu verkaufen, geben wir ihm zehn Prozent ...
– Du hast doch gesagt, wir zahlen kein Schutzgeld!, brüllte Bufalo mit blutunterlaufenen Augen.
– Klappe!, flüsterte ihm Freddo zu.
– Wir tun nur so ... wir tun nur so, als würden wir seine Autorität anerkennen, fuhr Libanese fort, wir sagen ihm, dass er nach wie vor die Nummer eins ist. Wir halten ihn uns warm, solange wir ihn brauchen ... zwei, drei Monate ... bis wir die Lieferung an den Mann gebracht haben ... vollständig an den Mann gebracht haben ... wir lassen noch eine kommen und bieten ihm zwanzig an ... spätestens dann fühlt er sich sicher, völlig sicher ... schläft wie ein Baby ... in diesem Augenblick müssen wir ihn erwischen. In aller Ruhe. Wir entscheiden, wann. Wir entscheiden, wie. Wir entscheiden, wo.
Sie baten Puma, das Treffen zu organisieren. Puma hatte Wort gehalten: Er hatte die kleine Villa unverzüglich verkauft und genoss nun sein Leben mit dem Baby und der Mischlingsfrau in Aquapendente. Es war nicht einfach gewesen, ihn zu überreden, aber Dandi hatte es geschafft, indem er ihm ein paar Witze erzählte und das Baby tätschelte. Terribile legte die Regeln fest: keine Waffen, nur zwei Abgesandte der Gruppe, während er so viele Männer mitnehmen durfte, wie er wollte. Ort des Treffens: die Ruinen von Ostia antica. Puma war der Gewährsmann. Auf dem Hinweg spürte Freddo, wie angespannt Libanese war.
– Wir setzen alles aufs Spiel, sagte er zur Erklärung, es geht nur darum, Zeit zu gewinnen, aber wenn Terribile sein Versprechen nicht hält, geraten die Jungs völlig außer Kontrolle. Wir setzen alles aufs Spiel.
Aber das war nur ein Teil
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