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Romanzo criminale

Romanzo criminale

Titel: Romanzo criminale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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der Wahrheit. Freddo kannte ihn mittlerweile gut, er wusste, dass er etwas verbarg. Etwas anderes, etwas Persönliches. Neugier überkam ihn: Aber das war nicht der richtige Augenblick, Fragen zu stellen. Terribile und die vier Gemito-Brüder warteten auf sie, die Hände an den Hüften. Puma, der bei ihnen war, kam ihnen entgegen. Er tat so, als wollte er sie begrüßen, gab ihnen jedoch zu verstehen, dass Terribile stinksauer war.
    – He, Libano. Wie geht es dem Jungen? Wie nennt ihr ihn doch gleich? Sorcio?
    – Es geht ihm gut, Terribile. Er lässt dich grüßen ...
    – Ha, umso besser, kann ich mir also das Geld für den Kranz sparen!
    Libanese setzte sein zuversichtlichstes Lächeln auf und streckte die Hände aus: Sie kamen in friedlicher Absicht, um ein Abkommen zu treffen und einen Krieg zu verhindern, der allen nur schaden würde.
    – Ihr wollt mir Schwierigkeiten machen, du Idiot? Du solltest lieber auf der Hut sein!
    Puma versuchte sie zu beruhigen. Auf diese Tour erreichte man gar nichts. Im Grunde wollten die Jungs sich entschuldigen, dass sie in das Terrain von Terribile eingedrungen waren, und er sollte ihre Geste der Demut schätzen und vernünftiger sein. Terribile schien kurz darüber nachzudenken, dann wandte er sich an Freddo.
    – Was sagst du dazu?
    Freddo tat so, als hätte er nicht gehört, und zündete sich eine Zigarette an. Aber Terribile ließ nicht locker: Was zum Teufel tust du hier, was zum Teufel suchst du hier? Der arme Puma, der zu vermitteln versuchte, bekam einen Rempler ab. Freddo sah Terribile zum ersten Mal. Alle wussten, dass er mit Autodiebstählen angefangen hatte, dann hatte er mit Kreditgeschäften und Bordellen und schließlich mit Wetten sein Glück versucht. Terribile war der König der Hunde und Pferde. Mit dem Geld hatte er eine Reihe von Metzgereien und ein Baumateriallager in Primavalle eröffnet. Er unterhielt ein gutes Dutzend Handlanger und verscherbelte das Zeug der Safeknacker. Die Gemito-Brüder waren seine Prätorianer, ihnen erlaubte er, auf eigene Faust dem Geschäft der Erpressung und des Geldverleihs nachzugehen. Nach Ansicht Freddos hatte er ein Hirn wie ein Huhn und war fett wie ein orientalischer Ochse. Hätte er einen Revolver dabeigehabt, hätte er ihn auf der Stelle kaltgemacht. Aber Libanese gebot ihm mit einem Blick Einhalt. Wenn ein Freund ruft, muss man ihm folgen.
    – Wir sind gekommen, um uns zu entschuldigen, Terribile. Wir haben einen Fehler gemacht und wollen ihn wiedergutmachen.
    – Jetzt wollt ihr auch noch verhandeln.
    Ein Angeber und Arschloch: während die Gemito-Brüder sich entspannten und Puma erleichtert aufseufzte, brachte Libanese seinen Vorschlag vor. Terribile ließ ihn ausreden, dann rotzte er ihm seinen Gegenvorschlag hin: diesmal fünfundzwanzig Prozent, dreißig bei der nächsten Ladung. Keine direkte Beteiligung am Drogenhandel, und Centocelle war
off limits
. Libanese ließ sich zehn Minuten lang zum Gespött der Jungs machen, die aufgetaucht waren und an den Lippen ihres älteren und mächtigen Anführers hingen. Sie einigten sich auf zwanzig bei dieser und fünfundzwanzig bei der nächsten Ladung. Auf Centocelle mussten sie verzichten: Auch egal, das würde sich beim zweiten Anlauf ergeben. Terribile und die Seinen verzogen sich, sie verabschiedeten sich nicht einmal von Puma. Als sie allein waren, bemerkte Freddo, dass ein Halbmond am eiskalten Märzhimmel stand und dass Libano zitterte. Mit geballten Fäusten und zusammengebissenen Zähnen starrte er auf die Umrisse des Amphitheaters. Er wollte allein nach Rom zurückfahren. Puma bot an, Freddo mitzunehmen. Er erzählte ihm, warum Libanese Terribile seit einer Ewigkeit hasste.
    – Eine Bubengeschichte, eine uralte Geschichte ... Aber Libanese kann sie nicht vergessen.
    Sechzehn war er damals gewesen. Ihm gefiel ein Mädchen aus dem Vicolo del Bologna in Trastevere, eine kleine Schwarzhaarige, die Tochter eines Unteroffiziers von der Pubblica sicurezza. Sie küssten sich und er durfte auch schon ihre Titten berühren, als er eines Tages beschloss, sie mit dem Auto abzuholen, um sie zu beeindrucken. Leider knackte er den falschen Lancia: Einer der Jungs von Terribile hatte ihn beobachtet, wie er an der Zündung rumhantierte. Sie schnappten sie am Ausgang einer Pizzeria und schleppten sie zum großen Boss. Im Hinterzimmer einer Spielhölle beim Pumpwerk von Magliana pisste Terribile ihn an, während die kleine Schwarzhaarige zwei seiner Jungs einen blasen musste.

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