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Romanzo criminale

Romanzo criminale

Titel: Romanzo criminale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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ersten Mal wie ein älterer Bruder vorkam. Ein wenig wie Libanese und Freddo also: eine neue und aufregende Erfahrung. Bufalo war immer ein Einzelgänger gewesen. Die Zuneigung, die er allmählich zu diesem Jungen spürte, tat ihm gut. Er musste sogar sein Hirn anstrengen. Nicht, dass er keines gehabt hätte, wie Libanese manchmal vermutete, er vergaß nur gern und oft darauf, es zu benutzen. Und so hatte Bufalo eine Idee: Er erzählte Anwalt Vasta von dem Jungen. Der Rechtsverdreher hatte bereits von ihm gehört: gute Familie, Eltern in hoher Position, ein Haufen Geld. Gewiss, es war jammerschade, wenn sich jemand an eine Idee verschwendete, die vielleicht sogar richtig war, aber ohne Unterstützung reine Utopie blieb. Gewiss, wenn die richtige Person Pischello helfen würde ... auf dem Rechtsweg natürlich ...
    – Schon gut, Anwalt, hab verstanden. Aber was soll ich ihm jetzt sagen?
    Vasta ließ sich zu einem Ratschlag hinreißen. Am Abend ging Bufalo zu Pischello.
    – Hör mir mal gut zu. Wenn du mit dieser Geschichte vom politischen Häftling weitermachst, tragen sie dich hier mit den Füßen voran hinaus.
    – Und was soll ich tun?
    – Ein Geständnis ablegen.
    Pischellos Züge erstarrten.
    – Glaubst du vielleicht, ich hätte Angst vor dem Knast?
    – Nein, ich hab schon verstanden. Du hast keine Angst. Aber irgendwann hältst du es nicht mehr aus. Stell dir mal vor, was für viele schöne Sachen du draußen machen könntest ... mit den richtigen Freunden, meine ich ...
    Pischello dachte darüber nach, schnaubte, schüttelte den Kopf.
    – Warum nicht?
    Bufalo ließ nicht locker.
    – Wenn ich rede, verpfeife ich meine Genossen.
    – Du musst ja keine Namen nennen, du Trottel. Du brauchst ihnen nur einen Knochen vorzuwerfen. Ja, Herr Richter, ich bin es gewesen. Ich erkläre mich für schuldig. Ich bereue meine Tat zutiefst und möchte die Konsequenzen tragen. Namen nenne ich Ihnen aber keine ...
    – Du meinst, das würden sie schlucken?
    – Schau dich doch mal an, Pische’. Du bist zur Schule gegangen, kommst aus guter Familie ... wie gesagt, du hast die Straftat als Minderjähriger begangen ... mit einem guten Anwalt ... du legst ein Geständnis ab, nimmst Milderungsgründe in Anspruch, sagst deinem Vater, er solle der Familie des Opfers einen Scheck schicken ... und in zehn Jahren bist du ein freier Mann. So aber geben sie dir lebenslänglich ...
    Pischello stemmte zwei Tage lang Gewichte und machte Kniebeugen. Stumm wie ein Fisch. Es war offensichtlich, dass er den Vorschlag ernsthaft in Erwägung zog. Er sagte kein Wort. Er behielt alles bei sich, beinhart. In der dritten Nacht weckte ihn Bufalo, der nicht mit Geduld gesegnet war, unter dem Vorwand auf, dass er schnarche.
    – Pische’, ich muss dich dringend was fragen: Warum nennt ihr Faschisten euch Genossen, genauso wie die anderen?
    – Genosse ist ein schönes Wort. Kamerad stinkt nach Kaserne. Altmodisch. Interessiert uns nicht.
    – Hast du über unser Gespräch nachgedacht?
    – Nehmen wir an, ich lege ein Geständnis ab und verpfeife niemanden. Und sie glauben mir. Aber dann bin ich draußen.
    – Wo draußen?
    – Aus meinem Zirkel.
    – Inwiefern?
    – Tja, sie werden mich für einen Verräter halten.
    – Ach, wenn es nur darum geht, Bufalo seufzte erleichtert auf, darum kümmere ich mich. Ich rede mit Nero und die Sache ist erledigt ...
    – Du kennst Nero?
    – Nero ist einer von uns.
    Nachdem er ihm noch eine Weile zugesetzt hatte, rief Pischello den Pflichtverteidiger zu sich, bestellte Vasta und schrieb einen langen Brief an den Staatsanwalt.
    Mitte Januar bewilligte das Kassationsgericht den Antrag Vastas und Bufalo wurde entlassen. Er verließ das Gefängnis in der Überzeugung, ein gutes Werk getan zu haben: Pischello war erwachsen geworden, und er hatte ihm dabei geholfen. Eine innere Stimme sagte ihm, dass sie sich eines Tages wiedersehen würden.

1980
Die Richtung beibehalten
I.
    Am Nachmittag des 7. Februar erwischte Donatella Nembo Kid mit einer Kolumbianerin in Fierolocchios Garconnière hinter der Basilika San Paolo. Nembo versuchte den Schaden zu begrenzen.
    – Es ist nicht so, wie du denkst ... sie arbeitet in der Botschaft ... sie bereitet ein Geschäft vor ...
    Nachdem Donatella die Schwarzhaarige aufgefordert hatte, ihren BH und ihre dunkelblauen Strümpfe einzusammeln, wartete sie geduldig, bis die andere verduftet war, dann zog sie das Taschenmesser und hinterließ ihrem Freund zur Erinnerung einen schönen

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