Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Romanzo criminale

Romanzo criminale

Titel: Romanzo criminale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
Vom Netzwerk:
Handeln der einzige Wert ist, den der Mensch versteht. Und er bietet ihn auf einem Silbertablett an ...
    – Wozu?
    – Damit Arjuna die Mission ausführt, für die ihn Gott bestimmt hat ... damit er sich ein für alle Mal entscheidet, es zu tun, ohne sich allzu viele Fragen zu stellen ...
    – Ihnen zufolge würde es sich also nur um eine simple Methode der Kontrolle handeln? Letzten Endes einfach um eine Machtfrage?
    – Genau, Meister.
    – Kommen Sie wieder, wenn Sie imstande sind zu verstehen, hatte der Meister lächelnd gesagt.
    Er war nicht mehr hingegangen. Er brauchte keine Meister mehr. Zarathustra war in dieser Hinsicht eindeutig: Man missachtet den Lehrer, wenn man ein Leben lang Schüler bleibt. Von nun an glaubte er nur noch an die Schönheit der Handlung. Die Mädchen keuchten. Die Schwarzhaarige hatte bemerkt, dass ein Lächeln seine Lippen kräuselte.
    – Lach nicht. Wir arbeiten.
    – Entschuldigt. Macht ruhig weiter.
    Er konzentrierte sich auf sie. Sie taten alles, um ihn zu erregen, was ihnen auch gelang. Sein Widerstand wich, er überließ sich seinen Empfindungen. Der Orgasmus rollte heran: eine wütende Flut, die aus den Tiefen des Bauches aufstieg. Als er drauf und dran war zu kommen, biss er sich auf die Zunge. Die Energie durfte nicht entweichen. Er würde sie bald brauchen. Sehr bald.
    – Es reicht.
    Die Mädchen ließen sich auf die Seidenlaken fallen. Die Blondine griff sich mit einer Grimasse zwischen die Beine. Die Schwarzhaarige schnallte den Dildo ab und warf ihn auf die Kommode. Die beiden waren zwar ein Geschenk von Patrizia, aber er entlohnte sie großzügig. Sie verabschiedeten sich mit einem Kuss, dann zog sich Nero an, nahm die Tasche mit den Waffen und stieg auf die Honda mit dem gefälschten Kennzeichen, die er am Lungotevere geparkt hatte.
    Über den Mann, den er beseitigen sollte, wusste er nur, dass er für ein Skandalblättchen schrieb und der falschen Person auf die Nerven gegangen war. Für ihn war er nicht einmal ein Mensch, sondern einfach ein Ziel. Das Ziel der Handlung. Sie nannten ihn Pidocchio, Laus. Bevor Zeta ihm den Startschuss gab, hatte er ihm erzählt, wie er zu diesem Spitznamen gekommen war. Ein Politiker, der sauer auf ihn war, hatte ihn ihm gegeben. Es war bei einem Abendessen der Mächtigen gewesen. Zeta lachte, als er den Satz in voller Länge zitierte:
    „Wenn dieser Trottel keine Ruhe gibt, werde ich ihn eines Tages zertreten wie eine Laus.“
    Pidocchio hatte eine Geliebte im Nomentana-Viertel. Er besuchte sie regelmäßig zweimal die Woche. Er ging nie vor zehn Uhr. Um drei viertel zehn war Nero dort. Der Sizilianer hatte bereits Posten bezogen. Sie grüßten sich mit einer Handbewegung. Ein kleiner, dunkler Junge mit großen Augen, in denen hin und wieder unvermittelt Angst aufblitzte. Ein halber Analphabet. Vom Land: Zeta hatte ihm erzählt, dass er als Kind von Hirten vergewaltigt worden war. Seine Anwesenheit besiegelte einen Pakt, dessen Einzelheiten nur wenige kannten. Nero gehörte nicht dazu: Aber es war nicht allzu schwierig, die richtigen Schlüsse zu ziehen. Man brauchte nur ein paar Punkte festzulegen, sie mit Linien zu verbinden und zu schauen, wo die Schnittpunkte waren. In der Grauzone, wo Staat und Anti-Staat sich trafen, war er zu Hause. Das Geheimnis bestand darin, dass ihn das alles anekelte und er deshalb reiner daraus hervorging als zuvor. Paradoxerweise hielt er sich gerade wegen der Aktion keusch.
    Es nieselte leicht. Der Sizilianer sollte ihn decken und, wenn überhaupt, erst in der zweiten Phase auf den Plan treten. Wenn etwas schiefging, musste der Sizilianer Pidocchio den Rest geben und auch Nero beseitigen. Nero war das egal. Es gehörte zu einer militärischen Strategie, die ihm durchaus vertraut war. Im Übrigen galt auch das Gegenteil: Wenn der Sizilianer in der Patsche steckte, musste er ihn beseitigen. Es durfte keine Zeugen geben. Bevor er seinen Posten bezog, überflog er die lange Allee und heftete seinen Blick auf die Walmdächer und die Fenster der eleganten, solide gebauten Wohnhäuser. Es sah nicht so aus, als ob sie durch irgendjemand gestört werden würden; für den Fall des Falles, als äußerste Verteidigungsmaßnahme, hatte er jedenfalls eine kleine Granate bei sich.
    Nero stellte sich unter ein Gesims. Er hatte ein Buch dabei und tat so, als ob er lesen würde. Während der Sizilianer unter Umständen Aufmerksamkeit erregen könnte, unterschied er sich in keiner Weise von den jungen Besuchern

Weitere Kostenlose Bücher