Romanzo criminale
ist auf der Suche nach der großen Liebe.
– Ach, ich verstehe. Ein Romantiker! Romantiker verstehe ich nicht. Nur eine Person lieben, wie verrückt! Sich auf ewig binden. Die Treueschwüre und der ganze Blödsinn! Die Liebe sollte keine Grenzen haben. So sehe ich das.
– Die Liebe sollte gar nicht erst existieren. So sehe ich das.
Ranocchia drehte die Goldbrassen um, schnupperte an ihnen, nickte.
– Sie sind bald fertig. Patrizia, bist du vielleicht verliebt?
– Red keinen Blödsinn.
– Im Krankenhaus hat mich einmal ein Polizist besucht ... ein ordentliches Mannsbild ... wie aus einem Liebesfilm, zur Hälfte der junge Monty Clift, zur Hälfte James Bond, aber weniger neurotisch ... eher braver Junge ... meiner Meinung nach würde er sofort mit dir nach Marokko fahren.
– Du redest zu viel, Ranocchia.
Sie übersiedelten ins Atrium. Ranocchia servierte den Fisch und entkorkte eine Flasche eisgekühlten Weißwein. Im Käfig am hinteren Ende des Gartens wartete die Kaninchenmutter zitternd auf die Wehen.
– Sie bekommt bald Junge. Ich möchte sehen, wie sie rauskommen.
– Das ist kein schöner Anblick. Es sind kleine rosa Ungeheuer ohne Fell, mit geschlossenen Augen und von einer widerlichen Flüssigkeit überzogen ...
– Ich möchte sie aber trotzdem sehen.
– Nun, in spätestens zehn Minuten geht es los. Hab ein wenig Geduld.
– Geduld gehört nicht zu meinen Tugenden, Ranocchia.
– Dieser Polizist, wie hieß er noch mal?
– Hörst du bitte damit auf!
Ranocchia bat um Entschuldigung und ging ins Haus. Gib uns heute unseren täglichen Schuss. Patrizia kostete den Wein. Ranocchia bereitete ihr Unbehagen. Es war ein Fehler gewesen, aus Rom wegzugehen. Es war ein Fehler gewesen, sich mit dieser halbverrückten Schwuchtel in ein Ferienhaus zurückzuziehen. Sie hatte nie an den Polizisten gedacht. Oder vielleicht doch. Als Zeta und Pigreco ihr gesagt hatten, dass er ... Es hatte ihr Spaß gemacht sich vorzustellen, was wohl passieren würde, wenn sie das Bordell dichtmachten. Gefängnis. Eine Gerichtsverhandlung. Wieder von vorne anfangen. Sie hatte so viel Geld auf der Kante, dass ihr das völlig egal sein konnte. Dandi beobachtete sie und ließ sie machen. Hin und wieder hatte er einen Anfall von Eifersucht: Empfängst du noch Kunden? Was wollen sie von dir? Machst du es? Wie machst du es? Erschöpft ließ sich Ranocchia in einen Sessel fallen. Seine Augen waren trüb.
– Eines Tages mache ich ein Porträt von dir, Patrizia.
– Kannst du vielleicht auch malen?
– Gar nicht mal so schlecht. Ich hab ein paar Jahre an der Akademie studiert. Ich stelle dich dar, wie du bist. Wie ich dich sehe. Wie du dir gar nicht vorstellen kannst zu sein.
– Ach ja. Und wie?
– Geometrisch. Kantig. Slawisch. Du hast kein romanisches Gesicht. Die romanischen Gesichter sind weich und rund, zerfließen in Zärtlichkeit, erwecken Wollust. Bei dir bekommt man Lust, dich herauszufordern. Du bist eine Frau, wie es sie in Zukunft geben wird, Patrizia. Gesichter wie deines sieht man nicht allzu viele.
Ranocchia war zugeknallt und faselte dummes Zeug. Patrizia ging zum Kaninchenkäfig. Die Kaninchenmutter presste die Jungen aus sich raus, eins nach dem anderen. Immer wenn eines rauskam, leckte sie es zärtlich ab. Das ist Mutterschaft. Etwas Widerwärtiges. Ranocchia hatte Recht. Die kleinen Ungeheuer waren abstoßend. Die Stimme Ranocchias war in ein zärtliches, wirres Flüstern übergegangen.
– Du bist eine Frau an der Schwelle, Patrizia. Du bist hier, weil du nicht weißt, was du tun sollst. Du fühlst dich als Gefangene und möchtest dich befreien. Aber Freiheit ist das Teuerste, was es auf der Welt gibt. Du könntest sie dir nicht einmal kaufen, wenn du Dandis Vermögen hättest. Aber du wüsstest auch nichts damit anzufangen. Es wäre zu schwierig für dich. Wie übrigens für alle.
– Ich bringe dich um, Ranocchia. Du bist ein toter Schwuler.
Aber Ranocchia hörte sie nicht mehr. Das Heroin hatte ihn außer Gefecht gesetzt. Er schnarchte leise, mit weit aufgerissenem Mund, die Arme über dem verkrampften Körper gekreuzt. Ein Geräusch aus dem Kaninchenkäfig ließ ihn auffahren. Es war unerklärlich, wie der Hund, ein verschlagen dreinblickender Mischling, es geschafft hatte, in den Käfig zu klettern. Die Kaninchenmutter fauchte bedrohlich. Der Hund schenkte ihr keine Aufmerksamkeit. Er näherte sich den Jungen, beschnupperte sie, fraß sie der Reihe nach auf. Die Kaninchenmutter jammerte
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