Romanzo criminale
Last an Hass und Tod durch die Straßen irrt.
Mit einem bekümmerten Seufzen und einem Anflug von gutmütiger Erregung im Bauch trank Vecchio seinen Whisky aus, hielt den Mechanismus des Schachroboters an und stemmte sich mühsam aus dem riesigen schwarzen Sessel hoch. Morgen um halb zehn Anhörung beim Minister. Über die Fortschritte bei der Terrorismusbekämpfung berichten. Um Viertel nach elf Treffen mit südafrikanischen Amtskollegen. Um dreizehn Uhr Mittagessen in Trastevere mit dem Vertreter der PLO. Mithilfe von Zeta Vorkehrungen für das Bordell treffen. Halb fünf: Geheimtreffen mit dem Abgesandten des Mossad. Mithilfe von Zeta Vorkehrungen für das Bordell treffen. Die Begegnung der historischen Feinde vermeiden. Oder sie begünstigen. Er nahm sich vor, ein wenig darüber nachzudenken. Zwanzig vor neun: Treffen der Loge beim Anwalt Considinis. Er würde seine geliebten Roboter für viele Stunden allein lassen müssen.
Und bis zum Jahresende musste er unter vier Augen mit Libanese gesprochen haben.
IV.
Saracca war groß, fett und kahl. Zu Zeiten der Marseiller hatte er die Aufgabe gehabt, Spielschulden einzutreiben. Er brauchte nur aufzutauchen wie ein halb blödsinniger Pirat, und selbst der unverschämteste Falschspieler gab klein bei. Nachdem die Polizei in einigen Entführungsfällen ermittelt hatte, bei denen die Opfer den Schweinen zum Fraß vorgeworfen worden waren, hatte er nach einem Freispruch, der so großzügig gewesen war, dass nicht einmal er ihn erwartet hatte, als Kredithai und Geldwechsler Fuß gefasst. In letzter Zeit hatte er Freundschaft mit Scrocchiazeppi geschlossen. Geeint durch die gemeinsame Leidenschaft für Pferderennen, hatten sie ein paar Ausflüge nach Agnano unternommen, wo die Kumpel Trentadenaris dafür gesorgt hatten, dass ein paar Klepper gewannen, die so alt waren, dass sie nicht einmal mehr auf vier Beinen stehen konnten.
Saracca war, mit einem Wort, ein Unauffälliger: Vielleicht war er hin und wieder stockbesoffen, aber eigentlich konnte niemand etwas gegen ihn sagen. Deshalb waren alle bestürzt, als ihnen Pajuca, eines der Pferde von Villa Gordiani, mitteilte, dass Saracca seit einiger Zeit die Straßendealer der Zone belästigte. Einer Frau namens Silvana, die sie vor kurzem engagiert hatten und die sich kaum mehr auf den Beinen halten konnte und rund um die Titten Einstiche hatte, weil sie sonst keine Venen mehr fand, hatte Saracca sogar mit Fußtritten das Kiefer gebrochen.
Scrocchiazeppi wurde mit der Aufgabe betraut, Saracca in Francos Bar zu bestellen. Er kam mit leeren Händen und stinksauer zurück: Saracca hatte sich geweigert, mit ihm zu kommen und ihn, seinen alten Kumpel, sogar beschimpft. Noch dazu vor allen anderen, sodass Scrocchiazeppi schließlich das Weite gesucht hatte, um Schlimmeres zu verhindern. Noch dazu hatte Saracca etwas über alle Maßen Ungehöriges gesagt:
– Richte den vier Rosinenkackern aus, wenn sie was von mir wollen, wissen sie ja, wo sie mich finden!
– Der ist übergeschnappt, kommentierte Trentadenari.
Aber Herausforderung ist Herausforderung. Bufalo scharrte vor Ungeduld mit den Füßen.
– Na dann los, gehen wir zu ihm. Ich gehe zu Ziccone und besorge mir zwei, drei Pistolen …
– Warte. Zuerst müssen wir herausfinden, was los ist …, sagte Freddo.
– Was gibt es da herauszufinden! Die Dinge sind doch ganz klar: Wir sind beleidigt worden und rächen uns. Was brauchst du noch?
– Beweise.
– Beweise wofür?
Seitdem Libanese im Knast saß, hatte Freddo die Aufgabe übernommen, die Gruppe zusammenzuhalten. Er erklärte den anderen, es beunruhige ihn, dass eine Niete wie Saracca aufmuckte. Das beunruhigte ihn genauso wie die Tatsache, dass ein Teil von ihnen aus unerklärlichen Gründen eingebuchtet worden war. Man brauchte ja nur zwei und zwei zusammenzählen: Irgendetwas braute sich zusammen. Vielleicht war Saracca nicht nur ein Irrer, wie alle glaubten; vielleicht waren die beiden Vorfälle, das Aufmucken und die Verhaftung, keine Zufälle, sondern Teile ein- und desselben Plans. Bevor sie sich also zu irgendeiner Haltung hinreißen ließen, mussten sie Klarheit schaffen. Und danach eine entsprechende Strafe verhängen.
– Ach, wunderte sich Bufalo, sind wir jetzt vielleicht unter die Richter gegangen? Strafe hier, Strafe da … Todesstrafe und damit basta!
Schließlich ließ er sich jedoch überzeugen. Er vertraute Freddo.
Ein paar Tage später stöberten Freddo, Bufalo, Botola und Scrocchiazeppi
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