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Ronja Räubertochter

Ronja Räubertochter

Titel: Ronja Räubertochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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hinterher. Auch sie sang und pfiff als sie durch das kalte Wasser des Bachs watete. Und dann lief sie, lief und lief bis zum Weiher. Und dort war Birk. Wie er es versprochen hatte. Er lag ausgestreckt auf einer Felsplatte in der Sonne. Ronja wußte nicht, ob er schlief oder wach war, sie nahm einen Stein und warf ihn ins Wasser, um festzustellen, ob er das Plumpsen hörte.
    Er hörte es, und er sprang auf und kam ihr entgegen. »Ich warte schon lange«, sagte er, und wieder spürte sie, wie die Freude in ihr aufflammte, die Freude darüber, daß sie einen Bruder hatte, der sie erwartete.
    Und hier war sie nun und hatte sich kopfüber in den Frühling gestürzt. So herrlich war er um sie herum, ja, auch sie selber war ganz erfüllt von seiner Herrlichkeit und sie schrie wie ein Vogel, laut und gellend, bis sie es Birk erklären mußte. »Ich muß einen Frühlingsschrei schreien, sonst zerspringe ich.
    Hör doch! Du hörst doch wohl den Frühling!« Eine Weile standen sie schweigend da und lauschten dem Zwitschern und Rauschen, dem Brausen und Singen und Plätschern in ihrem Wald. Alle Bäume und alle Wasser und alle grünen Büsche waren voller Leben, von überall her erscholl das starke, wilde Lied des Frühlings. »Hier stehe ich und spüre, wie der Winter aus mir herausrinnt«, sagte Ronja. »Bald bin ich so leicht, daß ich fliegen kann.«
    Birk gab ihr einen Knuff.
    »Dann flieg doch! Es sind bestimmt noch mehr wilde Druden unterwegs, mit denen du dich zusammentun kannst.«
    Ronja lachte.
    »Ja, mal sehen.« •
    Und dann hörten sie die Pferde. Von unten am Fluß kamen sie in vollem Galopp angerast, und jetzt hatte Ronja es eilig,
    »Komm! Ich möchte mir so gern ein Wildpferd fangen.«
    Und sie liefen, bis sie sie sahen. Hunderte von Pferden,die mit flatternden Mähnen durch den Wald stoben, so daß der Boden unter ihren Hufen dröhnte.
    »Ein Bär oder Wolf muß sie erschreckt haben«, sagte Birk,
    »Warum hätten sie sonst solche Angst?«
    Ronja schüttelte den Kopf.
    »Sie haben keine Angst. Sie laufen sich nur den Winter aus dem Leib. Aber sobald sie sich ausgetobt haben und anfangen zu grasen, fang ich mir eins und nehm es mit auf die Mattisburg, das hab ich schon lange vor.«
    »Auf die Mattisburg? Was willst du denn da mit einem Pferd? Reiten kannst du doch nur im Wald. Wir fangen uns zwei und reiten gleich los, ja?«
    Ronja überlegte eine Weile, dann sagte sie:
    »Sogar Leute aus der Borkasippe haben Grips im Schädel, merke ich. Ja, das machen wir! Komm, wir versuchen es!«
    Sie band ihren Lederriemen los. Auch Birk hatte sich so einen verschafft, und mit wurfbereiten Schlingen versteckten sie sich hinter einem Felsblock nahe der Lichtung, wo die Wildpferde immer grasten.
    Es machte den beiden nichts aus, daß sie warten mußten. Ich sitze gern hier und bin mitten im Frühling«, sagte Birk. Ronia sah ihn verstohlen an und murmelte vor sich hin: »Und dafür hab ich dich lieb, Birk Borkasohn.« Lange saßen sie still da und waren mitten im Frühling. Sie hörten die Amsel singen und den Kuckuck rufen, der Gesang erfüllte den ganzen Wald. Fuchswelpen tollten nur einen Steinwurf von ihnen entfernt vor ihrem Bau. Eichhörnchen schwangen sich von Wipfel zu Wipfel, und Hasen hoppelten über das Moos und verschwanden im Gebüsch. Ein Kreuzotterweibchen, das bald Junge bekommen würde, lag dicht neben ihnen friedlich in der Sonne.
    Sie störten es nicht, und es störte sie nicht. Der Frühling gehörte allen.
    »Du hast recht, Birk«, sagte Ronja. »Warum sollte ich ein Pferd auf die Burg mitnehmen, fort aus dem Wald, wo es hingehört. Aber reiten will ich. Und jetzt ist es soweit.« Plötzlich war die Waldwiese voll grasender Pferde. Sie gingen dort ganz ruhig umher und rupften das frische Gras. Birk zeigte auf zwei schöne braune junge Pferde, die abseits von der übrigen Herde zusammen weideten.
    »Was hältst du von denen da drüben?« Ronja nickte stumm. Mit hocherhobenen Schlingen näherten sie sich den beiden, die sie einfangen wollten. Von hinten kamen sie geschlichen, langsam und lautlos und sachte immer naher. Da knackte ein kleiner Zweig unter Ronjas Fuß, und sofort lauschte die ganze Herde, fluchtbereit. Als sich aber nichts Gefährliches zeigte, kein Bär, kein Wolf, kein Luchs oder anderer Feind, beruhigten sich die Tiere wieder und grasten weiter.
    Auch die beiden Pferde, die Birk und Ronja sich ausgesucht hatten. Jetzt waren sie in Reichweite. Ronja und Birk nickten einander stumm zu, und

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