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Ronja Räubertochter

Ronja Räubertochter

Titel: Ronja Räubertochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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vor dem hellen Frühlingshimmel. Ronja sah sie, und es gefiel ihr gar nicht. »Hier ist mehr unheimliches Gelichter unterwegs, als mir lieb ist! Und jetzt will ich nach Hause, triefnaß und durchgewalkt, wie ich bin.«
    »Triefnaß und durchgewalkt bist du«, sagte Birk, »aber dafür bist du auch einen ganzen Tag lang mitten im Frühling gewesen.«
    Ronja wußte, daß sie zu lange im Wald geblieben war. Und nachdem sie sich von Birk getrennt hatte, überlegte sie, wie sie Mattis um den Bart gehen und ihm klarmachen konnte, daß sie bis spät abends mitten im Frühling hatte sein müssen.
    Doch kein Mattis und auch kein anderer kümmerte sich um sie als sie in die Steinhalle trat. Dort hatte man andere Sorgen.
    Auf einem Fell vor dem Feuer lag Sturkas, bleich mit geschlossenen Augen. Und neben ihm kniete Lovis und verband ihm eine Wunde am Hals. Alle anderen Räuber standen bedrückt herum und sahen zu.
    Nur Mattis stampfte über den Fußboden wie ein gereizter Bär. Er tobte und fluchte.
    »Oh, diese Schisser der Borkasippe, diese Hosenschisser von Räubern! Oh, diese Halunken! Oh, aber ich knöpfe sie mir vor, einen nach dem andern, so daß kein einziger in diesem Leben mehr Hand oder Fuß rühren kann, oh, oh!« Dann fand er keine Worte mehr, und er stieß ein Gebrüll aus, das erst verstummte, als Lovis mit strengem Blick auf Sturkas wies. Erst jetzt begriff Mattis, daß der Arme wohl nicht allzuviel Lärm vertrug, und schwieg, wenn auch widerstrebend. Ronja erkannte, daß man Mattis jetzt lieber in Ruhe ließ. Es war klüger, Glatzen-Per zu fragen, was geschehen war. »Solche wie Borka sollte man aufknüpfen«, sagte Glatzen-Per und erklärte ihr, warum.
    Am Räuberpaß hätten Mattis und seine flinken Räuber auf der Lauer gelegen, erzählte Glatzen-Per. Und günstig sei die Gelegenheit gewesen, denn alsbald kam viel fahrendes Volk daher, Kaufleute waren es mit großen Packen voll Eßwaren und Fellen und einem Batzen Geld dazu. Und dumm und hilflos, wie sie waren, konnten sie sich nicht verteidigen. Darum wurden sie auch alles los, was sie bei sich hatten. »Wurden sie denn nicht fuchsteufelswild?« fragte Ronja besorgt.
    »Ja, und wie die fluchten und jammerten und zeterten! Aber dann konnten sie nicht schnell genug Reißaus nehmen. Wohl um uns beim Vogt zu verklagen, denk ich mir.« Glatzen-Per grinste. Ronja fand nicht, daß es da etwas zu grinsen gab.
    »Aber dann, stell dir vor«, fuhr Glatzen-Per fort. »Als wir gerade alles auf den Pferderücken verstaut hatten und heimreiten wollten, da kommt doch dieser Borka mit seiner Horde und fordert von uns einen Teil der Beutel Und dann schießen sie auch noch, diese Banditen! Sturkas kriegte einen Pfeil in den Hals.
    Na, und wir schießen auch, versteht sich. Jaja, so an die drei Mann von diesem Gesindel kriegten ebensoviel ab wie Sturkas.«
    Mattis kam und hörte noch die letzten Worte. Er knirschte mit den Zähnen.
    »Wartet nur, das ist erst der Anfang«, sagte er. »Ich schieß sie alle ab, einen nach dem ändern. Bisher hab ich ja Frieden gehalten, aber jetzt ist Schluß damit. Jetzt wird den Borkaräubern der Garaus gemacht.« Ronja spürte Zorn in sich aufsteigen.
    »Und wenn es dann auch mit allen Mattisräubern aus ist? Hast du daran gedacht?«
    »Daran denk ich nicht«, antwortete Mattis, »weil es nicht dazu kommt«
    »Was weißt denn du darüber?!« sagte Ronja.
    Sie ging zu Sturkas und setzte sich neben ihn. Als sie die Hand auf seine Stirn legte, merkte sie, daß er Fieber hatte. Er schlug die Augen auf, sah sie und lächelte.
    »Mich bringt man nicht so leicht zur Strecke«, sagte er, aber es kam nur mühsam heraus.
    Ronja nahm seine Hand und hielt sie in ihrer.
    »Nein, Sturkas, dich bringt man nicht so leicht zur Strecke.«
    Lange saß sie da und hielt seine Hand. Sie vergoß keine Träne. Aber in ihr weinte es, so traurig war sie.

9.
    STURKAS LAG DREI TAGE IM WUNDFIEBER.ER WAR SCHWER krank und bewußtlos. Doch Lovis verstand sich auf viele Heilkünste und pflegte ihn mit Kräutern und Wickeln wie eine Mutter, und zum Erstaunen aller stand er am vierten Tag auf, mit wackligen Beinen noch, aber sonst schon wieder ziemlich munter. Der Pfeil hatte eine Halssehne getroffen, und weil sie sich während der Heilung mehr und mehr zusammenzog, neigte sich Sturkas' Kopf zur Seite.
    Dadurch sah er etwas bekümmert aus, obwohl er genauso keck und vergnügt war wie sonst.
    Alle Räuber freuten sich, daß er überlebt hatte, und wenn sie ihn

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