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Ronja Räubertochter

Ronja Räubertochter

Titel: Ronja Räubertochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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Nachts ja nicht nur an der Wolfsklamm, sondern auch oben auf der Mauerkrone Wachen auf.
    »Borkas Frechheit ist hanebüchen«, sagte er.
    »So mir nichts, dir nichts kommt er wohl auch über den Höllenschlund geprescht wie ein Auerochse und vertreibt uns allesamt aus der Mattisburg.«
     Er packte seinen Bierhumpen und schleuderte ihn an die Wand, daß das Bier durch die ganze Steinhalle spritzte.
    »Ich geh jetzt zu Bett, Lovis! Nicht, um zu schlafen. Nein, um zu grübeln und zu fluchen, und wehe dem, der mich dabei stört!«
    Auch Ronja lag in dieser Nacht lange wach. Plötzlich war alles so anders, war so trostlos geworden. Warum mußte es so kommen? Dieser Birk, zuerst hatte sie sich ja gefreut, als sie ihn gesehen hatte! Und wo sie nun endlich einen Gleichaltrigen getroffen hatte, warum mußte es dann gerade ein kleiner, widerwärtiger Borkaräuber sein?

4.
    AM NÄCHSTEN MORGEN WACHTE RONJA FRÜH AUF. DA SASS ihr Vater bereits am Tisch und aß Grütze, Aber es ging langsam. Düster führte er den Löffel zum Mund, vergaß aber manchmal, ihn aufzumachen. Viel kriegte er jedenfalls nicht in den Magen. Und es wurde auch nicht besser, als Klein-Klipp, der zusammen mit Sturkas und Tjegge die Nachtwache am Höllenschlund gehalten hatte, plötzlich in die Steinhalle gestürzt kam und schrie:
    »Borka wartet auf dich, Mattis! Er steht drüben am Höllenschlund und krakeelt und will sofort mit dir reden!«
    Nach diesen Worten sprang Klein-Klipp geschwind zur Seite, was klug von ihm war, denn im nächsten Augenblick kam der Holznapf mit Mattis' Grütze an seinem Ohr vorbeigesaust und krachte gegen die Wand, daß die Grütze nur so spritzte.
    »Du machst hinterher eigenhändig sauber«, erinnerte Lovis Mattis streng, doch er hörte ihr gar nicht zu.
    »Soso, Borka will mit mir reden! Potz Pestilenz, das kann er haben, und danach wird er für eine gute Weile gar nicht mehr reden! Falls überhaupt je wieder«, sagte Mattis und biß die Zähne zusammen, daß es knirschte. Jetzt kamen alle Räuber aus ihren Schlafkammern in die Steinhalle gepoltert und wollten wissen, was es gab.
    »Schluckt eure Grütze, als ob's euch unterm Hintern brennt« sagte Mattis, »denn gleich werden wir einen Auerochsen bei den Hörnern packen und in den Höllenschlund schleudern !«
    Ronja zog sich an. Das ging schnell, denn sie brauchte nicht mehr als einen kurzen Kittel aus Fohlenleder über ihr Hemd zu ziehen und dazu Hosen. Und barfuß ging sie alle Tage, so lange, bis der Schnee kam. Mit Stiefeln oder Schlappen vertrödelte sie keine Zeit, jetzt, wo es eilte. Wäre alles wie sonst gewesen, dann würde sie nun bald im Wald sein. Aber nichts war mehr wie sonst. Und jetzt mußte sie hinaus auf die Mauerkrone, um zu sehen, was dort geschah. Mattis drängte seine Räuber, und den Mund noch voller Grütze, stiegen sie alle, auch Lovis und Ronja, entschlossen die Steinstufen der Burg hinauf zur Mauerkrone. Nur Glatzen-Per blieb allein vor seinem Grützennapf sitzen und grämte sich bitterlich, daß er zu schwach war, um dabeizusein,wenn sich etwas Unterhaltsames anbahnte.
    »Zu viele Treppen in diesem Gemäuer«, brummelte er.
    »Und zu klapprige Beine.«
    Nun, dies war ein klarer, kalter Morgen. Der erste rote Sonnenschein glomm eben über den tiefen Wäldern rings um die Mattisburg auf. Ronja sah das alles über der Mauerkrone. Dort unten wäre sie nun am liebsten, in ihrer eigenen, stillen grünen Welt. Nicht hier oben am Höllenschlund, wo sich die Mattisräuber und die Borkaräuber jetzt aufgestellt hatten und einander über die trennende Kluft hinweg anstarrten. Aha, so sieht er also aus, dieser Halunke, dachte sie, als sie Borka dort breitbeinig und großmäulig vor seinen Räubern stehen sah. Jedenfalls ist er nicht so hochgewachsen und stattlich wie Mattis, das ist nur gut, dachte sie. Aber stark sah er aus, das ließ sich nicht leugnen. Gedrungen war er freilich, dabei aber breitschultrig und stämmig und rothaarig dazu, mit Zotteln, die nach allen Seiten abstanden. Neben ihm stand noch ein Rotschopf, aber ihm lag das Haar wie ein glatter Kupferhelm um den Kopf. Ja, dort stand Birk, und er schien wahrhaftig seinen Spaß an dem ganzen Spektakel zu haben. Er winkte ihr heimlich zu, als wären sie alte Freunde. Das bildete er sich wohl ein, dieser Lümmel!
    »Es ist gut, Mattis, daß du so ungemein schnell gekommen bist«, sagte Borka. Mattis warf seinem Feind einen finsteren Blick zu.
    »Ich wäre noch früher gekommen«, sagte

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