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Ronja Räubertochter

Ronja Räubertochter

Titel: Ronja Räubertochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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er, »aber da gab es eine Sache, die ich erst erledigen mußte.«
    »Was für eine Sache?« fragte Borka höflich.
    »Ein Gedicht, das ich heute in aller Frühe gemacht habe. >Klagelied über einen toten Borkaräuber< heißt es. Vielleicht kann es ein kleiner Trost für Undis sein, wenn sie Witwe ist!«
    Borka hatte vielleicht angenommen, Mattis ließe mit sich reden und würde von dieser Angelegenheit mit der Borkafeste nicht allzuviel Aufhebens machen. Doch darin hatte er sich gründlich getäuscht. Das merkte er jetzt, und es erboste ihn.
    »Du solltest lieber daran denken, Lovis zu trösten, die dich und dein großes Maul ständig ertragen muß.«
    Undis und Lovis die beiden, die getröstet werden sollten,standen einander gegenüber, die Arme vor der Brust gekreuzt und sahen sich fest in die Augen. Sie schienen ganz gut ohne Trost auszukommen.
    »Jetzt hör mir mal zu, Mattis«, sagte Borka,
    »Im Borkawald konnten wir nicht länger wohnen bleiben, dort schwärmen die Landsknechte herum wie Schmeißfliegen, und irgendwo muß ich ja schließlich bleiben mit Frau und Kind und allen meinen Räubern.«
    »Das mag schon sein«, antwortete Mattis.
    »Aber sich so plutz-plotz einen Wohnplatz zu rauben, ohne auch nur anzufragen, das tut keiner, der auch nur ein bißchen Scham im Leibe hat.«
    »Seltsame Worte für einen Räuber sind das«, sagte Borka.
    »Hast du dir nicht immer genommen, was du haben wolltest ohne groß zu fragen?«
    »Hm«, grunzte Mattis nur. Offenbar wußte er darauf keine Antwort, und Ronja verstand nicht, weshalb. Was waren das für Sachen, die Mattis genommen hatte, ohne zu fragen? Das mußte sie herausfinden.
    »Tja, um auf etwas anderes zu kommen«, sagte Mattis nach einer Weile des Schweigens.
    »Es könnte ja ganz unterhaltsam sein zu erfahren, wie ihr hier reingekommen seid, denn dann könnte man euch auf demselben Weg auch wieder rausbefördern.«
    »Versuch das ruhig«, sagte Borka,
    »Wie wir reingekommen sind? Ja, siehst du, wir haben hier einen kleinen Schlingel, der kann mit einem langen, starken Seil die steilsten Felswände raufklettern.«
    Er tätschelte Birk den roten Schöpf, und Birk lächelte still vor sich hin.
    »Und dann macht dieser kleine Schlingel das Seil da oben ordentlich fest, und wir alle klettern hinterher. Danach braucht man nur in die Burg hineinzuspazieren und sich ein gemütliches Räubernest einzurichten.«
    Mattis knirschte mit den Zähnen, während er all dies schlucken mußte. Dann sagte er:
    »Soviel ich weiß, gibt es auf der Nordseite gar keinen Eingang.«
    »Soviel du weißt! Viel ist das nicht, was du von der Burg noch weißt oder nicht mehr weißt, dabei hast du dein ganzes Leben lang hier gewohnt! Ja, siehst du, damals, als diese Burg - anders als jetzt - Sitz eines Edelmannes war, da brauchten die Mägde eine kleine Pforte, wenn sie zum Schweinefüttern rausgingen. Wo der alte Schweinestall lag, als du Kind warst, das wirst du wohl noch wissen. Dort fingen wir beide, du und ich, ja immer Ratten. So lange, bis dein Vater dahinterkam und mir eine Maulschelle verpaßte, daß ich dachte, die Rübe fliegt mir ab.«
    »Ja, mein Vater, der tat so manches, was gut und recht war«, sagte Mattis.
    »Kein Strauchdieb der Borkasippe kam ungeschoren davon, wo er ihn auch traf.«
    »Jaja«, sagte Borka.
    »Und diese Maulschelle lehrte mich, daß alle Spitzbuben der Mattissippe meine Feinde auf Leben und Tod sind. Vorher wußte ich kaum, daß wir zu verschiedenen Sippen gehören, du und ich, und du wußtest es wohl ebensowenig!«
    »Aber jetzt weiß ich es«, sagte Mattis, »und darum gibt es hier entweder ein Klagelied über einen toten Borkaräuber, oder aber du verläßt mit deinem Gesindel die Mattisburg auf demselben Weg, den ihr gekommen seid.«
    »Klagelieder, so oder so, mag's hier schon geben«, sagte Borka.
    »Aber in der Borkafeste hab ich mich festgesetzt, und; da bleibe ich auch.«

    »Das wird sich zeigen«, sagte Mattis, und alle seine Räuber murrten. Sie wollten auf der Stelle zur Armbrust greifen. Aber auch die Borkaräuber waren bewaffnet, und ein Kampf am Höllenschlund konnte für alle nur übel enden, das sahen sowohl Mattis als auch Borka ein. Deshalb trennten sie sich jetzt nachdem sie einander der Ordnung halber noch ein letztes Mal geschmäht hatten. Wie ein Sieger sah Mattis nicht gerade aus, als er in die Steinhalle zurückkehrte, und auch keiner seiner Räuber, Glatzen-Per blinzelte im stillen zu ihm hinüber, dann lächelte er

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