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Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)

Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)

Titel: Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
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Augen. Sie schreibt gruselige Krimis, und das soll eklig sein? »Tut mir leid, aber das stimmt. Such dir ein Rückgrat und pflanz es dir hinten rein.«
    Cecilia kam ins Zimmer. »Also, die Damen … O nein! Was soll das denn? Raus da, Janie, aber sofort! Jetzt stell dich nicht so an.« Sie ließ ihr Gewicht in einen Schaukelstuhl sinken, der protestierend knirschte. Cecilia wischte sich den Schweiß von der Stirn. Sie trug ein Kleid, das wie eine grüne Plane aussah. Ihr langes blondes Haar war zu einem wirren Knoten zusammengefasst.
    »Ich habe hier eine Liste von Momma.« Cecilia faltete ein Blatt Papier auseinander. Es war rosa. Ich ließ mich aufs Bett fallen. Janie zog die Schranktür wieder zu.
    »Verdammt nochmal!« Cecilia warf das Blatt zur Seite, riss den Schrank auf, zog Janie an den Knöcheln heraus und zerrte sie auf den Teppich. Janie wand sich wie ein Delphin zwischen den Kiefern eines Killerwals und versuchte, in den Schrank zurückzukriechen, doch Cecilia ließ es nicht zu.
    »Für so was sind wir doch zu alt …«, protestierte ich schwach.
    »Halt du besser den Mund, Isabelle!«, sagte Janie. »Du hast mich vor meinem eigenen Hausboot zu Boden geworfen!«
    Knurrend drehte Cecilia Janie auf den Rücken. Cecilia ist zwar dick, aber so stark wie Popeye. »Jetzt hör mir zu, Janie!«, rief sie. »Du gehst nicht in den verfluchten Schrank zurück!«
    »Tue ich doch, und danach gehe ich nach Hause«, heulte Janie. »Zurück auf mein Hausboot. Lass mich los! Ich war gerade dabei, mich zu erholen und habe im Tagebuch meine eigene Freundlichkeit beschworen …«
    Cecilia ließ sich auf alle viere herunter und schob ihr Gesicht ganz nah an Janies. »Jetzt hör mir mal zu, du mickrige Krimiautorin, du wirst dich jetzt zusammenreißen und mir helfen. Ich kann und werde das alles nicht allein auf mich nehmen, während du dich auf deinem Hausboot versteckst, hierauf und darauf klopfst, dies und das zählst und dich in deinen Problemen suhlst, während du schreibst, wie den Leuten mit Stacheldraht und Macheten die Kehle aufgerissen wird. Das ist krank, Janie. Kein Wunder, dass du nachts nicht schlafen kannst …«
    »Ich mache abends um genau 22:14 Uhr das Licht aus, schlage viermal auf die Kopfkissen« – Janie brach in Tränen aus –, »klopfe viermal auf beide Nachttische, trinke etwas Wasser, sehe in den Schränken nach, überprüfe noch mal Haustür und Herd, dann das Türschloss, drehe an jedem Knopf am Herd, fasse noch mal den Schrank an, gehe ins Bett, schüttel die Kissen auf, klopfe auf die Nachttische.« Verzweifelt schlug sie die Hände vors Gesicht. »Danach schlafe ich ein.«
    Cecilia war sprachlos.
    Ich schlug die Beine übereinander und betrachtete meine Fingernägel. »Das findest du anstrengend? Frag sie mal nach ihren morgendlichen Ritualen.«
    Cecilia drehte sich zu mir um, das blonde Haar fiel ihr über die Schultern. Sie hat unglaubliches Haar. »Du machst wohl Witze.«
    »Nichts da. Das sind keine Witze. Jetzt zeig mal die Liste, die du da hast!«
    Janie klatschte viermal in die Hände.

    Die von Momma zusammengestellte Liste der Dinge, die wir während ihres Krankenhausaufenthalts zu tun hatten, war ausführlich und detailliert. Ich werde hier nicht jede kleinste Bemerkung wiedergeben, sonst ist es schnell so weit, dass man sich selbst in eine nette geschlossene Abteilung einliefert und freiwillig eine nette Zwangsjacke anzieht.
    Abgesehen von penibelsten Anweisungen, wie wir das Haus in ihrer Abwesenheit sauber zu halten hatten (»Ecken nicht vergessen, Mädels!«) und von Ermahnungen, nicht zu viel zu essen, weil wir zu dick würden (für Cecilia), beziehungsweise zu wenig, weil wir dann wie Skelette aussähen (Janie), und nicht mit dem Gärtner zu schlafen (an mich), führte Momma genauestens auf, was mit Henry zu geschehen hatte.
    Mindestens zweimal pro Woche half Henry in der Bäckerei aus. Außerdem musste er sonntags von acht bis Viertel vor zwei in der Kirche sein. Er hatte die Aufgabe, Donuts von Mrs McQueeneys Wagen zu holen. Es folgte eine Beschreibung von Mrs McQueeney: »Ihr Gesicht ähnelt einer Mischung aus Nutria und Möhre. Sie hat große Nasenlöcher.«
    In der Kirche verteilte Henry Kaffeetassen. Bei beiden Gottesdiensten sollte er in der ersten Bankreihe sitzen, um Pater Mike, falls nötig, zu helfen. (»Isabelle, komm um Gottes willen nicht auf die Idee, bei Pater Mike zu beichten. Da müsste ich mich als Mutter schämen. In Grund und Boden.«)
    Mittwochs

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