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Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)

Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)

Titel: Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
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Zicke?«
    Durch einen Schleier von Schmerzen sah ich, wie sein Gesicht immer roter wurde. Er bewegte sich immer schneller, grunzte wie ein Schwein, bis er mir ein letztes Mal ins Gesicht keuchte und schwer atmend auf mir zusammensackte. Als er sich wieder bewegen konnte, knetete er meine Brüste, als wären sie Schwämme, löste sich von mir, pinkelte in die Ecke, zog den Reißverschluss hoch und verschwand. Ich hörte ihn pfeifen.
    Ich kann mich nur noch erinnern, dass ich massenweise Rechen sah. Für Laub, zum Gärtnern, große, kleine, winzige Harken.
    Und so verlor ich meine Jungfräulichkeit, indem ich auf einem Sack Düngemittel vergewaltigt wurde.
    Ich war fast vierzehn. Wie durch ein Wunder wurde ich nicht schwanger.
    Momma erzählte ich nichts von dem Vorfall im Schuppen, weil ich wusste, dass sie mir die Schuld geben würde. Ich erzählte es Cecilia. Sie wusste sowieso, dass etwas passiert war, weil ihr der Unterleib tagelang schmerzte und sie ständig duschen musste. Sie fühlte sich schmutzig und dachte, sie würde stinken.
    Was vermutlich am Düngemittel lag. Später warf ich die Klamotten weg, die ich getragen hatte, einschließlich des BHs, der mit einer Sicherheitsnadel zusammengehalten wurde.
    Danach ließ mich die Promiskuität nicht mehr los. Warum auch? Ich weiß noch, dass ich mich besudelt und verletzt fühlte, als wäre ich ein Nichts. Zu Hause gab es keinen Vater, keine Stabilität, keine Liebe, sondern eine Mutter, die regelmäßig in einem Morast der Hoffnungslosigkeit versank. Ich flirtete mit Jungs, weil ich die Zuwendung bekam, nach der ich mich sehnte. Leider war ich schlank und sexy, was Jungs und amoralische Männer geradezu anzog. Von da an ging es in rasendem Tempo bergab.
    In den verschiedenen Städten, in denen wir lebten, lernte ich andere Mädchen mit lockerer Moral kennen, die mit einem Typen nach dem anderen schliefen. Eines hatten wir alle gemeinsam: einen abwesenden Vater oder Missbrauch durch den Vater oder andere Männer in unserem Leben.
    Es war eine traurige, gefährliche Gemeinsamkeit. Wir wurden verachtet, Mütter warnten nette Jungen vor uns, »nette« Mädchen flüsterten sich hinter vorgehaltener Hand Gemeinheiten über uns zu und wichen uns aus, wenn wir näher kamen. Wir wurden als »Flittchen« abgestempelt, eine verhängnisvolle Bürde für ein Mädchen.
    Und doch waren wir auf der Suche, suchten immerzu nach der unschuldigsten aller Emotionen, dem reinsten der Gefühle, nach dem sich das Herz am meisten sehnt: Liebe.
    Nichts als Liebe.
    Stattdessen fanden wir Harken.

9. Kapitel
    Unser Dad wurde an einem Morgen zu einem abwesenden Vater, als er eine entsicherte Waffe an Mommas Kopf hielt.
    Sie schrie, flehte, weinte.
    Ich schrie, genau wie Janie und Cecilia, die mir später erzählte, sie hätte meine markerschütternden Schreie tief in der Brust gespürt. Henry brüllte in seiner Wiege. Er war vier, weigerte sich aber, in einem Bett zu schlafen. Cecilia und ich waren acht, Janie war sieben.
    Mein Dad glaubte – zumindest für die Länge des Flashbacks, den er durchlitt … dass er sich in einem tödlichen Zweikampf mit dem Vietcong befand. Deswegen war sein Arm um Mommas Hals geschlungen, und die Hand mit der Waffe zitterte. Seine Augen waren aufgerissen, der Blick leer und weit fort, fort wie unser fröhlicher Vater, fort und verloren in dem gefährlichen Dschungel tausende Meilen weit weg.
    Dieser Episode waren andere Albträume vorausgegangen, bei denen unser Dad aus dem Bett gesprungen war und geschrien hatte: »Ich mach dich kalt, kapiert, du schlitzäugiges Rattengesicht?« Oder er packte Momma, zerrte sie aus dem Bett und flüsterte: »Runter mit dir! Sie kommen! Sie kommen! «
    Dieser Vater jagte mir solche Angst ein, dass ich mir mehrmals in die Hose machte.
    Sobald der Urin auf den Boden tröpfelte, machte sich auch Cecilia in die Hose und funkelte mich böse an, als wäre es meine Schuld. »Ich hab gemerkt, dass du dir in die Hose gepinkelt hast. Das war blöd, Isabelle. Wir sind keine Babys mehr.«
    »Halt die Klappe, Cecilia!« Ich war zu verängstigt, um mich zu schämen. »Halt die Klappe!«
    Dad war zweimal nach Vietnam geschickt worden. Beim zweiten Einsatz hatten die Vietnamesen ihn eingeladen, in einem Käfig zu hausen, hatten ihn abwechselnd geschlagen, ausgepeitscht und hungern lassen. Um Regenwasser aufzufangen, hatte er die Hände durch die Käfigstäbe stecken müssen. Als ihm schließlich die Flucht gelang, wog er nur noch

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