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Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)

Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)

Titel: Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
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Brei geschlagen werden? Macht es nicht, Cecilia, das macht es nicht. Ich schreibe, weil ich schreiben muss. Ich kann nicht anders. Kapierst du das? Ich muss schreiben. «
    »Aber dein Schreibzwang hat deinen dürren Hintern berühmt gemacht, Janie. Dein Einsiedlerleben macht dich nur noch berühmter. Ich bin Vorschullehrerin. Mehr nicht. Ich bringe Kindern das Zählen bei. Wir singen Lieder übers Putzen, Lieder über Liebe und Blumen und jodelnde Wale. Ich bringe kleinen Jungs bei, wie man ins Klo pinkelt, ohne die Wand nasszuspritzen. Neulich hat mich einer angepinkelt.«
    Cecilia bemühte sich, ihrer Gefühle Herr zu werden. »Ich bin so verdammt fett. Ich hasse mich. An manchen Tagen kann ich kaum laufen. Kaum aufstehen. Ich schau mich im Spiegel an und sehe nur Fett. Wahrscheinlich werde ich bald sterben, aber ich kann nicht aufhören zu essen. Gestern habe ich acht Tacos gegessen. Am Abend davor habe ich einen gefüllten Truthahn für mich allein gemacht!«
    Falls Cecilia gedacht hatte, ihr Geständnis würde Janie erweichen, hatte sie sich geirrt. »Dein Gewicht ist dein Problem, Cecilia«, brüllte Janie mit geballten Fäusten. »Du hast dich selbst entschieden, dir den Mund vollzustopfen, bis deine Gedärme platzen. Kapierst du das? Du bist verantwortlich. Du bist selbst daran schuld, dass du fett bist, und ich habe keinerlei Mitleid mit dir. Du hast kein Recht, an mir herumzunörgeln, meine Schwachstellen aufzudecken und verächtlich zu machen, nur weil du dich und die Art, wie sich dein Leben entwickelt hat, nicht leiden kannst. Du bist verantwortlich für dich selbst, und du bist armselig und erbärmlich, und dadurch werde ich es auch. Erbärmlich! Wenn ich mit dir zusammen bin, möchte ich mir manchmal mit einer Schaufel auf den Kopf hauen, nachdem ich ein Grab für mich gegraben habe, in das ich hineinfallen kann!«
    Die letzten Worte kreischte Janie, dann ließ sie sich auf der anderen Seite des Raums auf einen Stuhl sinken und rollte sich zu einer Kugel zusammen.
    Cecilia beugte sich vor und schluchzte.
    Ich wusste nicht, um welche Schwester ich mich zuerst kümmern sollte. Ich saß sozusagen zwischen allen Stühlen. Das ist das Schlimmste. Wenn eine Schwester vermutete, ich verbündete mich mit der anderen, würde sie auf mich losgehen. Ich würde so sicher hineingezogen werden, wie ein Tsunami alle Palmen auf seinem Weg mitreißt. Schwestern sind so. Neutralität funktioniert nicht.
    Aber da nahm sich Momma des Problems an.
    »Hör um Gottes willen mit diesem fürchterlichen Geschniefe auf, Cecilia«, sagte sie, die Augen immer noch geschlossen. »Janie hat recht, du meckerst ständig an ihr rum. Sie kann nichts dafür, dass sie dünn ist und du fett bist, dass sie Schriftstellerin ist und du Vorschullehrerin. Was hätte sie machen sollen? Tankwartin werden, damit du dich besser fühlst? Warum fühlst du dich überhaupt schlecht? Die kleinen Blagen lieben dich doch. Gott, ich kann kleine Kinder nicht ausstehen. Sie machen mich krank. Und, Janie, Cecilia hat auch recht. Du bist so brav und so seltsam, dass ich am liebsten all meine farbigen Glasflaschen an die Wand knallen würde. Reiß dich endlich zusammen, bevor wir alle von der Klippe springen.« Momma seufzte. »Ich habe ein Nilpferd, ein Flittchen und eine Irre großgezogen.«
    Ich prustete los. Jetzt könnte man meinen, das sei gefühllos von mir, aber bei Momma muss man entweder lachen oder nach Bagdad ziehen, um ein wenig Frieden zu finden.
    Wenn man nicht lachen kann, fällt man in ein schwarzes Loch voll entsetzlicher Gedanken, schmerzlichem Alleinsein, Hoffnungslosigkeit und Furcht. Ich sollte es wissen. Ich war längst in diesem Loch.
    »Und du, Isabelle«, krächzte Momma aus dem Bett. »Führ dich in Trillium River bitte nicht wieder wie ein Flittchen auf. Beim letzten Mal hast du meinen Ruf als Mutter beschädigt. Ruiniert. Ich war ruiniert. Völlig erledigt. «
    Ich schnaubte erneut. Leuchtet jetzt ein, was ich mit dem Lachen meine?
    »Ich werd’s versuchen, Momma. Aber ich spüre, dass mir gerade extrem nach Flittchen ist, und wer weiß, was aus deinem Ruf geworden ist, wenn du nach Hause kommst.«
    »Ich werde es nicht dulden, Isabelle«, fauchte sie. »Raus hier, Mädchen. Los, ab. Raus! «
    Mehr war nicht nötig.
    Wir verschwanden auf der Stelle.

    Die Rückfahrt nach Trillium River verlief schweigend.
    Ein Schweigen, wie es nur Schwestern zustande bringen, in denen es brodelt. Ein unnachgiebiges, starres, verbittertes

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