Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)

Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)

Titel: Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
Vom Netzwerk:
für Stellas Sicherheit!«, hatte Pater Mike gedröhnt.
    Das Hauptquartier für die Suche war unser Haus. Menschen, die ich noch nie gesehen hatte, bedienten das Telefon und verteilten Flugblätter an Fremde, die in Geschäften, an Bushaltestellen, in Fernfahrerkneipen und Restaurants aufgehängt wurden.
    Die Polizei und andere Helfer beugten sich über Karten und dirigierten die Suchenden in verschiedene Gebiete, unter anderem in einen State Park, auf Wirtschaftswege und in kleinere Orte.
    Ich stolperte auf die Veranda hinaus und legte meinen Kopf aufs Geländer. Oh, Grandma , dachte ich erschöpft. Grandma. Ganz allein. Vielleicht da draußen. Frierend. Verängstigt. Verwirrt.
    Der Wind schlug mir das Haar um den Kopf.
    Ich hörte, wie die Polizeichefin Befehl gab, den Fluss mit dem Schleppnetz abzusuchen.
    Bitte nicht. Bitte nicht im Fluss.

    Wir konnten nicht schlafen. Um halb fünf waren wir wieder draußen. Ab fünf suchte eine Armada von Booten den Columbia River ab. Cecilia, Janie und ich standen zusammengedrängt am Ufer, während die Sonne aufging, blass, farblos. Wir hatten Henry bei Velvet gelassen, zitternd vor Angst um Grandma. Die Pilotenkappe, die sie ihm geschenkt hatte, knüllte er in der Hand.
    Unter der bleichen Sonne warteten wir im steten Wind, grimmig und zu Tode verängstigt.
    Ich spürte, wie ich um zehn Jahre alterte, während ich dort am Fluss stand. Wir beobachteten, wie die Boote die Ufer absuchten. Wir wollten, dass sie Grandma fanden, aber am Ufer, nicht im Fluss, aufgequollen vom Wasser und angeknabbert von den Fischen.
    Die Medien waren da, und wir versuchten, den Kameras und Reportern auszuweichen. Wir baten sie, keine Fotos von uns zu machen. Da Janie dabei war, war das Aufsehen entsprechend groß. Am liebsten hätte ich ihnen die Kameras aus den Händen geschlagen.
    Irgendwann stiegen wir in Cecilias Minivan und fuhren an eine andere Stelle des Flusses, um den Kameras aus dem Weg zu gehen.
    »Hör auf!«, zischte Cecilia mich an.
    »Womit?«
    »Mit deinem Magen. Der grummelt die ganze Zeit, davon wird mir schlecht.«
    Sie hatte recht. Er grummelte. »Okay, klar, Cecilia. Warte mal eben, ich beug mich vor und sag meinem Magen, er soll ruhig und gelassen sein. Omm … Aber wenn du nicht mehr so nach Luft schnappen würdest wie eine ertrinkende Ratte, könnte ich besser atmen, du arrogante …«
    »Ich bin arrogant?«, kreischte sie.
    »Ja, du arrogante, hysterische Tussi, du herrschsüchtige …«
    »Ich bin herrschsüchtig? Du bist viel schlimmer, du Kontrollfreak, du selbstzerstörerische …«
    »Ich? Du bist diejenige, die selbstzerstörerisch ist und ständig wütend, du hast die Persönlichkeit eine Planierraupe …«
    »Und du lebst wie auf einem Hochseil ohne Netz und doppelten Boden, Isabelle, und dabei reißt du die Hände in die Luft wie eine Irre …«
    »Hört auf, euch zu streiten. Bitte!«, flehte Janie. »Hört auf!«
    Wir funkelten uns böse an und blickten dann auf den Fluss.
    »Sie ist nicht hier«, sagte Cecilia nach einer Weile und strich sich das blonde Haar aus den Augen, das der Wind ihr immer wieder ins Gesicht blies. »Wir werden sie nicht im Fluss finden.«
    »Woher weißt du das?«, fragte ich.
    Sie fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. »Sie interessiert sich nicht besonders dafür. Hat sie nie getan. Als sie noch einigermaßen beisammen war, hat sie mir mal erzählt, das Einzige, was sie je am Columbia River getan hätte, wäre die Empfängnis von River gewesen. Mensch nochmal, wohin würde Grandma gehen? Wohin würde diese spindeldürre, demente Frau gehen?«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand eine alte Frau entführt«, sagte Janie. »Hab ich die Tür abgeschlossen, als ich das Haus verließ?«
    »Wen kümmert das denn?«, sagte ich. »Velvet ist doch da.«
    »Ach ja, stimmt. Hab ich den Herd abgeschaltet?«, überlegte sie.
    »Niemand würde Grandma entführen«, sagte ich. Das hatten wir schon durchgekaut, aber wir mussten es uns noch einmal bestätigen. Das würde doch niemand tun, oder? Eine alte Frau entführen?
    Ein einsames Flugzeug flog über die Schlucht, ein kleines Flugzeug mit schwarzen Buchstaben auf der Unterseite. Es bewegte sich nicht schnell, als wollte es die Sonnenstrahlen, das Glitzern des Flusses genießen, sich an den Felswänden der Schlucht und den herabschießenden Wasserfällen erfreuen.
    Es machte das knatternde Geräusch von kleinen Motoren und durchschnitt die Stille wie eine Machete den Bambus.
    Unsere

Weitere Kostenlose Bücher