Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rosen für die Kaiserin

Rosen für die Kaiserin

Titel: Rosen für die Kaiserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Krieger
Vom Netzwerk:
Gedanke war ihr noch gar nicht gekommen, obwohl es doch naheliegend war, dass Vater eine neue Frau brauchte.
    »Und wen?«, fragte sie, ohne sich ihre Bestürzung anmerken zu lassen.
    Er antwortete nicht, aber Jutta sah ihm an, dass er darüber nachdachte … und möglicherweise schon eine Wahl getroffen hatte.
    »Ich muss mal«, verkündete Jutta und verschwand hinter ein Gebüsch. Plötzlich verspürte sie das Bedürfnis, allein zu sein. An die Aussicht, eine Stiefmutter zu bekommen, musste sie sich erst einmal gewöhnen. An wen der Vater wohl dachte?
    »Beeil dich!«, rief Helmprecht ihr nach, ohne stehen zu blieben. Nur der gute Wiljo verharrte vor dem Gebüsch, um auf sie zu warten.
    Jutta hob ihr Kleidchen aus Leinen und hockte sich nieder. Aus den Augenwinkeln sah sie plötzlich eine Bewegung und ahnte bereits, wer dort stand.
    »Brun! Was gibt es denn da zu glotzen?«
    Ein Junge, vielleicht drei Jahre älter als Jutta, trat hinter einem Baumstamm hervor. Er war ein wenig dicklich, hatte flachsblondes fransiges Haar und ein schiefes Grinsen im Gesicht. Jutta mochte ihn etwa so gut leiden wie Bauchschmerzen. Er lebte auf einem der Nachbarhöfe, nicht allzu weit von ihrer Kate entfernt.
    »Ich sehe dir beim Pinkeln zu, kleine Kröte«, erklärte er dreist.
    »Verschwinde! Lass mich in Ruhe! Sonst …«
    »Sonst was?«
    »… hetz ich dir den Hund auf den Hals. – Wiljo!« Der Hund bellte zweimal kurz.
    »Huh! Da wird mir ja angst und bange.«
    Jutta erhob sich und sortierte ihre Kleidung. Wütend sah sie den frechen Kerl dabei an. »Du bist widerlich!«
    »Und du schuldest mir einen Denar.«
    Das sagte er immer, wenn sie sich sahen. Aber niemals gab sie ihm eine Antwort darauf.
    »Hab gehört, deine Mutter ist tot«, sagte Brun, ohne dass es sonderlich mitfühlend klang. Offenbar hatte die Nachricht schon die Runde gemacht.
    »Was geht dich das an?«, zischte Jutta.
    »Ich weiß, wie das ist.«
    »Na und?« Sie stapfte davon. »Komm, Wiljo!«
    Helmprecht war bereits ein gutes Stück voraus. Jutta sputete sich, um ihn einzuholen. Bruns letzte Worte hallten ihr immer noch durch den Kopf: Ich weiß, wie das ist! Richtig, auch er hatte vor zwei oder drei Monaten seinen Vater verloren. Er war beim Holzfällen von einem Eichbaum erschlagen worden. Plötzlich durchfuhr es sie siedend heiß.
    »Papa«, keuchte sie aufgeregt, nachdem sie aufgeschlossen hatte. »Wirst du Bruns Mutter heiraten?«
    Ihre Frage überraschte ihn sichtlich, aber er schwieg.
    »Papa! Ist es so?«
    »Stell nicht solche Fragen, Kind. Deine Mutter ist noch nicht einmal begraben.«
    »Also stimmt es. Nicht wahr, du hast es vor.«
    »Und wenn’s so wäre«, brummte Helmprecht. »Was zerbrichst du dir den Kopf darüber?«
    »Brun wäre mein Stiefbruder. Igitt!«
    »Sei leise, sonst weckst du noch deine Schwester.«
    Lieber Gott, ich bitte dich, tu etwas dagegen!, betete Jutta still. Einmal mehr dachte sie an den Edelmann aus ihren Träumen, der sie eines Tages in ein anderes Leben führen würde.
    Als das aus Steinen errichtete Forsthaus sich vor ihnen aus dem Grün des Waldes schälte, wunderten sie sich über die Betriebsamkeit, die vor dem Gebäude herrschte. Ein gutes Dutzend Pferde rastete dort, zwei Reisewagen waren zu sehen, Knechte liefen aufgeregt umher oder tränkten die Pferde aus Holzeimern. Außerdem – und das schien Helmprecht sichtlich zu beunruhigen – patrouillierten bewaffnete Ritter in Kettenhemden vor dem Haus.
    »Was machen diese Männer, Papa?«, fragte Jutta verwundert.
    Helmprecht wusste nicht im Geringsten, was dort vor sich ging, und wunderte sich, die alte Hebamme zu sehen, die noch am Abend zuvor vergeblich um Hroswithas Leben gekämpft hatte. Von einem Trossknecht wurde sie ins Haus geführt.
    »Warte hier, bis ich dich rufe«, wies er Jutta an und ging voraus.
    Jutta dachte nicht daran, ihm zu gehorchen, zu groß war ihre Neugier. Sie folgte ihm. Einer der bewaffneten Männer trat Helmprecht breitbeinig entgegen. Seine Hand lag auf dem Knauf des Langschwertes, das er an der Seite trug. Er blickte äußerst grimmig drein.
    »Verschwinde, Bauer!«
    Seine Sprache klang fremd; vermutlich sprachen so die Sachsen. Helmprecht war es gewöhnt, dass Menschen höherer Herkunft so mit ihm redeten. Der Säugling in seinen Armen begann erneut zu wimmern. Nicht nur deshalb war Helmprecht fest entschlossen, sich von dem Ritter nicht einschüchtern zu lassen.
    »Ich möchte zum Förster, Herr«, erklärte er mit respektvoll

Weitere Kostenlose Bücher