Rosen, Tulpen, Nelken, alle Blumen welken
genähert. Casey hatte ihre Sachen gleich im Camp gewaschen. Ihr Kleiderbestand war auch deutlich kleiner als meiner. Jeden Abend hatte sie ihr Zeug im Waschraum ausgespült und dann zum Trocknen auf die Leine hinter der Hütte gehängt oder bei schlechtem Wetter ans FuÃende ihres Bettgestells.
»Ich muss lernen, drauÃen klarzukommen«, hat sie mal beim Sockenwaschen gesagt.
»Mach ruhig«, hab ich geantwortet. »Ich will ja nur Sportlehrerin und nicht Insektenkundlerin werden. Da wohne ich vermutlich in einem festen Haus mit Waschmaschine und werde kontinuierlich auf meine Rente hinarbeiten. Du wirst dagegen im Dreck rumkriechen und deine drei Paar Socken immer wieder am Lagerfeuer trocknen.«
»Neid ist ungehörig«, konterte sie und bespritzte mich mit einer frisch gewaschenen, klatschnassen Socke.
Bei Casey herrscht Ordnung. Sie ist ja auch Naturwissenschaftlerin. Ich bin mehr so die Sportskanone und ziemlich chaotisch.
Also, zumindest war ich eine Sportskanone. Was ich jetzt bin, weià ich gar nicht mehr so genau.
Und so eine richtig echte Sportskanone war ich ehrlich gesagt auch nie. Dazu muss man total scharf aufs Gewinnen sein â aber das war mir immer viel zu anstrengend.
Und Sportlehrerin wollte ich eigentlich auch nicht so richtig werden. Alle Welt hat mich ständig gefragt, was ich später mal werden will. Na ja, und da musste ich halt irgendwas sagen, damit sie mich in Ruhe lieÃen.
Das einzige einigermaÃen saubere Kleidungsstück war eine Schlafanzughose. Die streifte ich über, schnappte mir meinen Seesack und schleppte ihn runter in den Keller. Im Wäscheraum kippte ich den Inhalt erst mal auf den FuÃboden.
Da lag er nun also vor mir ausgebreitet, der ganze Sommer: kurze Hosen von den heiÃen Tagen, Jeans von Abenden am Lagerfeuer, Socken mit Grasflecken, T-Shirts mit kleinen Blutflecken von zu spät erschlagenen Mücken. Ich hielt mir ein Sweatshirt an die Nase. Es roch nach Rauch von verbranntem Holz.
Ich gab mir keine Mühe, helle und dunkle Sachen zu trennen. Meine Campklamotten waren robust und konnten was aushalten.
Ich stopfte so viel in die Waschmaschine wie reinging. Nach dem Anschalten dämpften die Waschgeräusche die Stimme meiner Mutter. Ich machte die Kellertür zu und hörte nun gar nichts mehr von ihr. Dann setzte ich mich auf den alten Stuhl, der schon ewig im Wäscheraum stand â er war auch eins von Moms »Projekten«. Irgendwann wollte sie mal einen Polsterkurs machen und ihn neu beziehen. Von Caseys Vater bekam sie sogar Hilfe angeboten, weil er so was schon mal beruflich gemacht hatte, aber sie konnte sich nie entscheiden, welchen Stoff sie wollte.
Unser Wäscheraum diente gleichzeitig als Abstellkammer. Die Regale waren voll mit lauter angefangenen und nicht fertig gewordenen Projekten meiner Mutter, von denen sie sich nicht trennen konnte. Und auch meine eigene Vergangenheit lagerte dort â eine Gitarre, ein Schachspiel, eine Staffelei und ein paar eingetrocknete Acrylfarben, ein Tennisschläger. Alles Sachen, aus denen nichts geworden ist, obwohl meine Eltern mir immer wieder Mut gemacht haben. Casey auch. Total nervig, das alles.
Ich hörte dem Rumpeln der Waschmaschine zu und dachte daran, wie absurd es war, solche normalen Sachen zu machen, während meine beste Freundin unter Mordverdacht im Knast saÃ.
Dann fiel es mir ein. Casey wollte im Dezember für vier Monate nach Australien. Irgendein Professor hatte sie in seine Exkursionsgruppe aufgenommen, damit sie sich mit den Insekten dort beschäftigen konnte. Das war für jemanden, der noch in die Highschool ging, echt ein Riesending.
Jetzt wird das mit Australien wohl nichts werden, liebe Gottesanbeterin, dachte ich. Wenigstens würde sie mich dann auch nicht hier alleine lassen.
Aber noch irgendwas anderes machte mir zu schaffen, das ich nicht so recht zuordnen konnte. Es war ziemlich unangenehm.
Um nicht weiter darüber nachzudenken, ging ich nach oben, weil ich Hunger hatte.
»Tür zu«, fauchte Mom, wie immer, wenn ich zu lange vor dem offenen Kühlschrank stand. »Wir wollen ja nicht die ganze Bude kühlen.«
Ich nahm die Milch raus und klappte die Tür wieder zu. Mom hatte nichts zum Mittag gekocht. Sie hatte sogar noch ihre Kirchensachen an. Also griff ich zu Brot und Erdnussbutter.
Mom starrte finster auf das Telefon.
»Was ist denn?«, erkundigte ich mich.
»Da denkt
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