Rosen, Tulpen, Nelken, alle Blumen welken
erklären als ich. AuÃerdem glaubt sie, dass das Camp etwas Magisches an sich hat und zehn Tage dort bei jedem Kind alles zum Guten verändern können.«
»Aber mit Stephanie hat das nicht funktioniert, oder?«, hakte Detective Bowen nach.
Nach kurzem Zögern antwortete ich: »Nein.«
»In diesem Fall war es doch so, dass es mit Stephanie im Laufe der Zeit immer schlimmer wurde, richtig?«
»Casey hat sich solche Mühe gegeben!« Plötzlich kamen mir fast die Tränen. Ich versuchte, sie so sehr zu unterdrücken, dass mir das Gesicht wehtat.
»Jemand so Engagiertes wie Casey gibt sich immer Mühe«, sagte Detective Bowen. »Sie hat bestimmt nichts unversucht gelassen.«
»Casey White ist ein ganz besonderes Mädchen«, warf Mom ein. »Diszipliniert. Engagiert. Grundanständig. Und wirklich ausgesprochen sympathisch. Wussten Sie, dass man ihre Bewerbung angenommen hat, im Dezember an einer Exkursion nach Lord Howe Island vor der australischen Küste teilzunehmen? Ihre Familie ist nicht gerade reich. Die Reisekosten muss sie selber tragen. Sie hätte sich für die Sommerferien auch einen besser bezahlten Job suchen können â jedes Geschäft hier hätte sie mit Kusshand genommen. Aber sie hatte schon bei Ten Willows zugesagt. âºIch such mir einfach im neuen Schuljahr ânen Nachmittagsjobâ¹, hat sie zu mir gesagt. Sie ist sich wirklich nicht zu schade, sich die Finger schmutzig zu machen!«
Ich wollte, dass Mom aufhörte. Ihre Vorträge über die ach so fleiÃige Casey hatte ich gründlich satt.
Detective Bowen goss sich noch einen Schluck Milch in ihren Kaffeebecher und rührte bedächtig um.
»Haben Sie sonst noch Fragen?«, erkundigte ich mich schlieÃlich.
Detective Bowen sah mich lächelnd an. Sie wusste genau, dass sie mich jetzt so weit hatte.
»Ist Casey gegenüber Stephanie irgendwann ausfällig geworden?«
»Casey ist noch nie ausfällig geworden«, antwortete meine Mutter. »Kein einziges Mal.«
»Was meinst du dazu, Jessica?«, bohrte Detective Bowen. »Wir haben mit den Mädchen aus eurer Gruppe schon gesprochen.«
»Und warum fragen Sie dann mich?«
»Detective, wozu wollen Sie das alles denn noch mal von Jess hören, wenn Sie die Informationen schon haben?«, wollte mein Vater wissen. »Das alles ist doch auch für sie schon schlimm genug.«
»Ich versuche mir nur ein vollständiges Bild von den Geschehnissen zu machen.«
»Ich muss Ihre Fragen gar nicht beantworten, weil ich ja nicht verhaftet wurde«, wandt ich ein. »Und selbst dann könnte ich die Aussage verweigern. Das weià ich aus dem Rechtskurs in der Elften.«
»Ich dachte, du willst deiner Freundin helfen.«
»Wie soll ihr das denn helfen? Sie fragen ja nur nach negativen Sachen! Jeder verliert doch bei Kindern mal die Geduld. Weil Kinder tierisch nerven können. So sind sie halt. Zwar nicht alle Kinder und auch nicht ständig, aber sie können einen manchmal echt zur WeiÃglut bringen!«
Ich stand auf und fummelte an dem Tetrapak mit Orangensaft herum, der auf der Küchentheke stand, nur um Abstand zu gewinnen.
»Dann lassen wir diese Frage erst einmal«, meinte Detective Bowen. »In Caseys Tasche wurde ein T-Shirt von Stephanie gefunden. Kannst du mir sagen, wie es da hineingekommen sein könnte?«
Ich fixierte die Theke und konnte nicht in Richtung Tisch sehen. Ich merkte, wie ich innerlich erstarrte, und goss mir ein Glas Saft ein.
»Woher soll ich denn das wissen?«, fragte ich.
»Es wird von vielen angenommen, dass sie dieses T-Shirt am Tag ihres Verschwindens getragen hat. Auf der Vorderseite war ein Bild von Tinker Bell. Kannst du dich daran erinnern?«
Ich trank einen Schluck Orangensaft und drehte mich wieder zum Tisch um.
»Tinker-Bell-Shirts haben diesen Sommer ganz viele Mädchen angehabt.«
»Ihre Mutter meinte, es sei ihr Lieblingsshirt gewesen. Es war nicht bei ihren Sachen, und sie hatte es auch nicht an, als ihre Leiche gefunden wurde. Und dann taucht es in Caseys Tasche auf. Mit Blutflecken. Das Blut stammt sowohl von Stephanie als auch von Casey.«
»Im Camp passieren schon mal Verletzungen«, sagte ich. »Sie schürfen sich das Knie auf, wenn sie hinfallen, oder zerkratzen sich bei Wanderungen an Zweigen die Wangen. Casey und ich hatten immer Erste-Hilfe-Sets
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