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Rosen, Tulpen, Nelken, alle Blumen welken

Rosen, Tulpen, Nelken, alle Blumen welken

Titel: Rosen, Tulpen, Nelken, alle Blumen welken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Ellis
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umgeben von Bratgeruch und billigem chinesischem Essen, und hatte es nicht eilig zu gehen. Draußen braute sich gerade ein Herbststurm zusammen und zu Hause lief es nicht so gut.
    Â»War wirklich toll, mit dir über Casey zu reden«, sagte Amber.
    Â»Ja, und äußerst gewinnbringend«, ergänzte Nathan schmunzelnd.
    Â»Er meint, dass es für uns alle ein Gewinn ist, wenn wir sie besser verstehen«, unterbrach Amber ihn eilig. »Aber ich habe noch eine letzte Frage an dich.«
    Ich wartete und spielte mit meinem Strohhalm. Als die Frage nach einer Weile nicht kam, schaute ich auf.
    Da fragte sie mit ernster Miene: »Denkst du, dass sie es war? Denkst du, Casey hat das kleine Mädchen, diese Stephanie, umgebracht? Wir denken alle, dass sie es war. Und du?«
    Â»Nein«, erwiderte ich. »Ihr kennt sie nicht so gut wie ich. Casey würde so was nie tun.«
    Â»Aber mal angenommen, du wärst eine von den Geschworenen«, fuhr Amber fort. »Stell dir vor, du sitzt da als eine von den Geschworenen und kennst Casey nicht und hörst nur, dass Stephanie sie schrecklich genervt hat, dass Stephanies blutiges T-Shirt in ihrer Tasche war und dass sie bei der Suche nach Stephanie einfach an der Leiche vorbeigegangen ist. Was denkst du, wenn du das alles hörst und es keine anderen Verdächtigen gibt? Und – mal ehrlich – du warst nicht dabei. Du glaubst, sie zu kennen, aber vielleicht weißt du ja doch nicht alles von ihr. Wenn es hart auf hart kommt, könnten wir schließlich alle zu Mördern werden.«
    Ich antwortete: »In dem Fall, ja, in dem Fall würde ich schon sagen, ich denke, dass Casey schuldig ist, dass Casey Stephanie umgebracht hat.«
    Ein seltsames Lächeln erschien auf Ambers Gesicht. Die anderen nickten und lächelten ebenfalls.
    Es ist mir ja peinlich, das jetzt zuzugeben, sogar vor einem völlig Fremden – aber was mich in dem Moment überkam, war Zufriedenheit. Ich hatte die richtige Antwort gegeben. Ich war noch drin, in der Gruppe.
    Glaubte ich das wirklich? Im Prinzip war mir ziemlich egal, was ich glaubte. Was für mich zählte, war weiterhin zur Gruppe zu gehören. Ich hatte panische Angst, dass sie mich fallen ließen und ich wieder alleine war, alleine in einer Welt ohne Casey.
    Früh um zwei ging ich wie immer in die Garage, um mein Fahrrad zu holen. Aber es war weg. Mom schien es zu den Whites gebracht zu haben. Vermutlich wären sie nicht böse gewesen, wenn ich es mir wieder geholt hätte – selbst um diese Uhrzeit. Aber ich ließ es bleiben. Es war weg. Und dabei beließ ich es.
    Ich joggte ein paar Straßenecken weit, aber das half nicht viel, also ging ich wieder nach Hause. Dort setzte ich mich in der Garage auf den kalten Zementboden. Ich dachte an die warme Garage bei Casey zu Hause, die Garage, die ein Insektenforscherlabor und Familientreffpunkt war. Dann legte ich meine Hand auf die Stelle, wo mein Fahrrad gestanden hatte. Und ich weinte.
    15. Juni
    Nach dem Lauftraining radle ich rüber zu Casey. Sie kommt mir auf der Straße entgegengerannt. In ihrer Hand flattert ein Stück Papier.
    Â»Ich bin angenommen«, ruft sie und tanzt und rennt und springt zur gleichen Zeit. »Ich gehe nach Australien! Volle vier Monate!«
    Ich lächle, denn ich weiß, dass das die angemessene Reaktion ist. Vier Monate! Ich musste vier Monate lang ohne sie auskommen.
    Â»Hier ist ein Bild davon – die Echte Blaue Schabe. Ist sie nicht wunderschön?«
    Sie hält mir ein Foto von dem hässlichen Vieh direkt vor die Nase. Am liebsten hätte ich zugebissen.
    Â»Ich werde auf Lord Howe Island im Zelt übernachten.« Sie redet unaufhörlich. Nicht ein einziges Mal fragt sie, wie mein Tag war. »Ich werde Schaben suchen, Schaben zählen, Schaben vermessen, im Camp aufräumen, den Entomologen zur Hand gehen und nachts mit einer Stirnlampe im Busch sitzen und darauf warten, dass sie aus ihren Löchern gekrabbelt kommen – also die Schaben, nicht die Entomologen! Vielleicht trage ich sogar dazu bei, dass die Schaben vor dem Aussterben bewahrt werden! Ach, das ist der schönste Tag in meinem Leben!«
    Sie tanzt weiter die Straße lang und wedelt mit dem dämlichen Brief rum. Ein Nachbar kommt raus und fragt, was denn so Tolles los ist. Während sie es ihm erklärt, verdrücke ich mich.
    Der schönste Tag in Caseys Leben hat nichts mit mir zu tun.
    Sie

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