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Rosen, Tulpen, Nelken, alle Blumen welken

Rosen, Tulpen, Nelken, alle Blumen welken

Titel: Rosen, Tulpen, Nelken, alle Blumen welken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Ellis
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unter der Überschrift: »Ich glaube, dass sie Stephanie umgebracht hat«, sagt die beste Freundin der Sommercamp-Mörderin.
    Das Geld, das es für den Artikel gab, haben sie sich bestimmt geteilt. Obwohl Amber wahrscheinlich den Löwenanteil eingestrichen hat, weil sie ihn ja schreiben musste. Sie hatten eine Gelegenheit zum Geldverdienen gewittert und sich auch prompt zunutze gemacht. Wenn ich dagegen vorgehen wollte, würden sie zusammenhalten und behaupten, ich hätte von den Aufnahmen gewusst.
    Ich war außer mir vor Wut, wenn ich daran dachte, wie sie in aller Ruhe in ihrem Lieblingslokal saßen und sich Pommes und Cola schmecken ließen, die sie praktisch mit meiner Hilfe finanziert hatten. In meiner Entrüstung sah ich mich schon ins Cactus stürmen und ihnen sämtliche Getränke nebst Pommes über ihre miesen kleinen Schädel kippen. Aber das hab ich dann natürlich doch nicht getan. Wie ich überhaupt gar nichts getan habe.
    Zu diesem Zeitpunkt war Mom zwar schon ziemlich neben der Spur und total abgedreht, aber noch redete sie mit mir, manchmal ohne Ende. Unaufhörlich hielt sie mir Vorträge über Freundschaft, Loyalität und Einsamkeit, wobei sie sich ständig wiederholte, als ob ihre Worte dadurch verständlicher würden. Oft ging ich einfach aus dem Zimmer, während sie mit mir sprach, und sie redete einfach weiter. Wenn ich wieder reinkam, wunderte sie sich kein bisschen. Oder ich ging schlafen und ließ sie mitten in der Nacht allein im Wohnzimmer vor sich hin schwadronieren. Das war ganz normal. So lief das bei Mom halt.
    Aber als sie den Zeitungsartikel zu Gesicht bekam, sah sie mich lange und konzentriert an, als ob ich jemand wäre, den sie eigentlich erkennen müsste, was ihr aber nicht gelang. In diesem Moment hörte sie auf mit mir zu reden. Und da Dad schon länger kaum noch etwas sagte, wurde es in unserem Haus sehr, sehr still. Ich brauchte dann auch ein paar Tage, bis ich begriff, dass Mom das Sprechen voll und ganz eingestellt hatte. Ich fand das gruselig. Aber Dad genoss die Ruhe wahrscheinlich. Keine Ahnung, er hat sich nie dazu geäußert.

Kapitel 19
    Zu Hause herrschte Schweigen und in der Schule auch. Ab und zu kam mal ein Mitschüler auf mich zu und sagte dann so was wie: »Ich kapier echt nicht, wie du Casey das antun konntest. Ich dachte immer, du wärst ihre beste Freundin.«
    Haargenau das, wovor ich mich am meisten fürchtete, war passiert: Ich war allein. Den ganzen zwischenzeitlichen Blödsinn mit der Cactus-Clique hätte ich mir voll sparen und stattdessen lieber auf direktem Weg in den Zustand der Einsamkeit übergehen sollen.
    Wochenlang hörten Dad und ich kein einziges Wort von Mom. Es war zwar eine Erleichterung, nicht mehr ihre endlosen Vorträge über Freundschaft anhören zu müssen, aber ihr Schweigen hatte etwas Unheilvolles. Es sagte aus, dass sie mich abgeschrieben hatte. Und es bedeutete, dass sie irgendwohin entschwand, wo niemand sie erreichen konnte.
    Ich stand weiter zu meiner üblichen Zeit mitten in der Nacht auf, um so lange durch die Stadt zu laufen oder zu joggen, bis ich mich in der Lage fühlte, wieder ins Bett zu gehen. Mein Fahrrad fehlte mir, aber ich unternahm nichts, um es zurückzubekommen.
    Wenn ich von meinen nächtlichen Ausflügen zurückkehrte, war Mom jedes Mal auf. Manchmal streifte sie durchs Haus, oder sie versuchte gerade, einen großen Sessel oder so was durch die Tür zu hieven, um ihn zu den Whites zu schaffen. Dann nahm ich ihr den Sessel – oder was auch immer – ab. Sie überließ ihn mir und ich stellte ihn wieder ins Wohnzimmer neben die Couch. Manchmal saß sie auch einfach nur da und sah mich an, wenn ich durch die Hintertür kam. Ich fühlte, wie sie mir hinterhersah, wenn ich die Treppe hochging, bis ich die Tür hinter mir schloss und ihren Blick aussperrte.
    Nie sagte sie ein Wort.
    Dad und ich warteten auf den unvermeidlichen Zusammenbruch.
    Und der kam in der Tat.
    Nach einem meiner nächtlichen Streifzüge war ich gerade tief und fest eingeschlafen, als mich ein lauter, dumpfer Knall aufweckte. Noch ehe mein Gehirn überhaupt mitbekommen hatte, dass ich wach war, sprang ich auch schon aus dem Bett und rannte die Treppe runter. Dad kam gleichzeitig mit mir in die Küche. Und einen langen, furchtbaren Moment konnten wir nichts anderes tun als sie wortlos anstarren.
    Mom lag auf dem

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