Rosen, Tulpen, Nelken, alle Blumen welken
steht Stephanies Mutter.
Ihr Gesichtsausdruck lässt keinen Zweifel daran, dass sie alles mitgehört hat.
Kapitel 17
In den Gesprächen im Cactus ging es inzwischen regelmäÃig um Casey. Miss Burkes Aktionen hatten das Thema gewissermaÃen zum Abschuss freigegeben. Es hätte mich misstrauisch machen müssen, dass sie Casey vorher nur ein einziges Mal erwähnt hatten. Aber ich dachte allen Ernstes, dass sie an mir als Person interessiert waren und mich nicht nur als Eintrittskarte zum Medienrummel um Casey betrachteten.
Na gut, vielleicht habe ich sie nicht wirklich für völlig harmlos gehalten, aber irgendwie zog ich es vor, meine wahren Gedanken zu ignorieren. Ich belog mich selbst und machte mir vor, dass wir miteinander befreundet sind.
Sie fingen an, mir Fragen über Casey zu stellen, über unsere Freundschaft, was wir zusammen alles unternommen hatten, wie ihre Familie war, wie sie auÃerhalb der Schule war. Wir alle kannten Casey seit der dritten Klasse und jeder in der Clique hatte andere Erinnerungen an sie. Ãber mehrere Tage hinweg redeten wir über nichts anderes, wenn wir zusammen im Cactus saÃen. Am nächsten Tag fingen wir da an, wo wir am Abend zuvor aufgehört hatten, so als hätte es keine Unterbrechung gegeben.
Sie fragten mich, ob ich noch mehr Briefe von Casey bekommen hatte. Ich antwortete nicht gleich. Die Erinnerung an das Schicksal ihres ersten Briefs war noch zu frisch.
»Sie hat dir geschrieben, stimmtâs?«, sagte Amber. »Wie gehtâs ihr denn so? Geht sie langsam vor die Hunde?«
»Tut sie nicht«, sagte ich. »Sie ist ziemlich stark.«
»Klar, dass du das sagst«, entgegnete Amber. »Klar, dass du sie verteidigst.«
»Nein, wirklich.« Ich griff in meine Tasche, wo ich den Brief aufbewahrte. »Hier, ich les ihn euch vor.«
»Nicht laut vorlesen«, sagte Amber und sah sich besorgt im Lokal um. »Man kann ja nie wissen, wer noch so zuhört.« Sie langte über den Tisch und nahm mir den Brief aus der Hand.
Irgendwie musste Nathan mit dem Ellbogen mein Glas umgestoÃen haben, jedenfalls ergoss sich plötzlich ein Strom aus Cola und Eiswürfeln über mich.
»So eine Sauerei«, sagte Nathan. »Diese unfähige Kellnerin sollte schnell mal saubere Servietten bringen.«
Er schob mich zur Theke und half mir beim Trockentupfen. Als wir wieder am Tisch waren, hatten Amber und die anderen den Brief fertig gelesen.
»Bei ihr gehtâs immer nur um ihre Käfer, oder?«, sagte Amber und gab mir Caseys Brief zurück.
»Immer ihre Käfer«, bestätigte ich und steckte den Brief wieder in meine Tasche.
Im Gespräch ging es um weitere Erinnerungen an Casey, und ich vergaà den Brief, bis er zwei Tage später ebenfalls auf der Titelseite der Zeitung erschien.
Die Cactus-Clique ging mit keinem Wort darauf ein, und ich konnte mir nicht vorstellen, wie sie in der kurzen Zeit, während ich mit dem Cola-Problem befasst war, irgendwas hätten bewerkstelligen können. Also lieà ich die Sache auf sich beruhen. Es war einfacher so.
Ich traf mich weiterhin nach der Schule mit ihnen im Cactus. Wir bestellten unsere Colas und unsere Pommes und unterhielten uns. Ich erzählte ihnen alles, jede Erinnerung, die ich an Casey hatte, an die lustigen Heimlichkeiten, die wir zusammen erlebt hatten und die noch nie ein anderer gehört hatte. Es tat gut, über sie zu reden. Es tat so gut, aufmerksame Zuhörer zu haben.
Ich hätte mich schämen müssen, Dinge preiszugeben, die Casey nie jemand anderem als mir anvertraut hätte, aber ich dachte wirklich, Casey einen Gefallen zu tun. Ich redete mir ein, die Clique würde sie als eine von ihnen begrüÃen, wenn sie aus dem Gefängnis kam. Casey würde mit uns zusammen an unserem Tisch am Fenster sitzen. Wir würden Pommes essen und uns unterhalten.
Ich tischte mir jede Menge Lügen auf. Eigentlich konnte ich mir Casey als Mitglied der Cactus-Clique ungefähr so gut vorstellen wie Reverend Fleet bei American Idol. Unaufrichtigkeit ist wie eine Pilzinfektion, musste ich feststellen. Wenn sie sich einmal in der Seele eingenistet hat, breitet sie sich immer weiter aus und befällt jeden Winkel.
Nachdem wir zwei Wochen lang über Casey geredet hatten, gingen mir langsam die Geschichten aus. Es war Freitag und schon fast Zeit, aus dem Cactus aufzubrechen. Ich fühlte mich wohl dort,
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