Rosen und das Leben nach dem Tod u Rosen und zwei Leben
bekommen, damit ich ihn lösen konnte. „Vergessen Sie´s“, hörte ich Amber sagen. „Der Knoten ist zu hoch für Sie.“ Dieses Miststück machte nicht einmal die Anstalten mich von meinem Vorhaben abzuhalten. Sie lehnte sich ihrer Arbeit sicher an der Wand und sah mir mit höhnischem Lachen dabei zu, wie ich versuchte, die Frau zu meinen Knien vor dem Ersticken zu retten. Plötzlich wurde ich zur Seite gestoßen und hörte, wie Amber ein ersticktes Nein ausstieß.
Ich versuchte mich aufzurappeln, sah gerade noch aus den Augenwinkeln, wie Mason mit einem Messer am Seil hantierte. Vorsichtig ritzte er das Material an und löste den Knoten dann fadenweise auf. Sobald sich das Seil von Samanthas Hals löste, stieß er die Frau auf den Rücken und begann mit der Beatmung. Ich hatte mich gesammelt, war aufgesprungen, dabei Amber umgeworfen, die nun das Vergnügen hatte, meine Knie in ihrem Rücken zu spüren. „Vergiss du es, Schlampe, das ist zu hoch für dich“, keuchte ich und sah auf Mason, der sich gerade vollkommen außer Atem auf den Boden legte und den Daumen hob. „Sie lebt.“
Innerhalb von Sekunden war der Raum mit Kollegen überfüllt. Wo bitte waren die, als wir sie gebraucht hatten? Mir nahm jemand Amber ab und führte sie in Handschellen hinaus, was sie jedoch nicht davon abhielt, mir vernichtende Blicke zuzuwerfen. Mason und ich begannen, die Fesseln an Samanthas Körper zu lösen. So wie ich es bei Russel gesehen hatte, massierte ich die Stellen, an denen Abdrücke in ihrem Fleisch besonders stark zu sehen waren und hoffte, dass sie keinerlei Schäden davontrug. Ich war so in das versunken was ich da tat, dass ich nicht merkte, wie zwei Sanitäter vor uns knieten, die Samanthas Kreislauf mit einer Injektion stabilisierten. Erst als mich einer von ihnen an der Schulter berührte, sah ich auf. „Es ist gut, wir übernehmen jetzt“, sagte er und zwinkerte mir zu.
Mühsam erhob ich mich. Das Adrenalin, das in der letzten halben Stunde durch meine Adern geschossen war, verflüchtigte sich. Mir wurde schwindlig und das Letzte was ich sah, war das Russel und Lyall mit schreckgeweiteten Augen in der Tür standen.
Ich erwachte in frisch-duftender, weißer Bettwäsche und dieser angemessen fühlte ich mich ausgeruht und erholt. Langsam hob ich die Arme über meinen Kopf und streckte mich. „Na … Langschläfer, endlich wach?“ Russel hatte im Sessel neben meinem Bett gesessen und nun setzte er sich auf die Bettkante. Ich nickte sacht. „Ja … doch.“ Er lächelte. „Willst du erst was essen oder gleich hören, was nach deinem Zusammenbruch passiert ist.“
„Gleichzeitig“, sagte ich und er lachte.
„Hab ich mir gedacht. Madame: Ihr Frühstück.“
Er schob den Sessel mit einem Fuß zur Seite und dahinter kam ein Teewagen, der mit allerlei Köstlichkeiten beladen war, zum Vorschein. „Prima“, stöhnte ich. Jetzt wurden auch meine Muskeln wach und gönnten mir einen kapitalen Muskelkater. Russel schenkte mir Kaffee ein, reichte mir die Tasse, um mir dann einen gut gefüllten Teller zu reichen.
„Samantha geht es gut“, sagte er, als er sich in den Sessel zurückfallen ließ. „Sie hat ein paar Stunden länger geschlafen, weil Amber ihr K.O.-Tropfen eingeflößt hat und zum Glück, kann sie sich kaum an etwas erinnern.“ Ich langte herzhaft zu. Irgendwie hatte ich das Gefühl etwas vergessen zu haben.
„Amber hat gestanden. Alles. Dein Kollege Mason erzählte mir, sie hat den Moment richtig genossen erzählen zu können, wie sie die Frauen kennengelernt hat, wie sie auf die Idee kam, die falschen Spuren zu legen. Mason hat zugegeben, dass er kurz gekotzt hat.“ Ich lachte kurz auf, aber immer war da noch das Gefühl, dass ich etwas Wichtiges vergessen hatte. „Der Mord an der Wasserleiche ist auch aufgeklärt“, fuhr er fort und nicht ganz ohne Stolz in der Stimme, „ich hatte Recht: Zwei Täter.“
„Wer“, kam es undeutlich aus meinem vollen Mund.
„Cochran.“
Ich riss die Augen auf. Dass er auf Bondage stand, wussten wir. Dass seine Fähigkeiten eher begrenzt waren auch und genau das erklärte, warum die Fesselung der Wasserleiche so stümperhaft war. „Hat er gestanden?“ Russel nickte. „Umfänglich, wie das so schön bei euch heißt.“ Allerdings machte Russel keine Anstalten fortzufahren. Ich sah ihn auffordernd an. „Er hatte den Verdacht, dass ihr hinter Amber her seid und wollte den Verdacht dann noch mal – im wahrsten Sinne des Wortes –
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