Rosen und das Leben nach dem Tod u Rosen und zwei Leben
durchmachte, verliebte ich mich in diesen wunderschönen, gelassenen und äußerst erotisch handelnden Mann. Seine Anwesenheit in meiner Nähe vernebelte mir mein sonst so analytisches Hirn und ich mutierte zu einem Etwas, das nicht mehr in der Lage war, die vorhandenen Hirnwindungen für das zu nutzen, wofür sie vorgesehen waren: zum Denken.
Die Folgen daraus waren für mich so schwerwiegend, dass ich nach Jonas Beerdigung einen Schlussstrich unter meinem bisherigen Leben ziehen musste. Ein Selbstmord blieb mir dank der britischen Gesetzgebung erspart. Ich konnte es einfacher haben.
Lissy versprach mir, sich um meine Wohnung zu kümmern. Sie wollte meine Sachen einlagern und sich um die Nachvermietung kümmern. „Schaffst Du das?“, hatte ich sie gefragt und sie legte mir eine Hand auf den Arm. „Ich muss mich beschäftigen und ich weiß, was du in der letzten Zeit durchgemacht hast. Zu viele Zweifel, zu viele Fehler. Gönne du dir deine Auszeit. Bis ich die Wohnung vermietet habe, werde ich dort wohnen und mir dann überlegen, was ich mit meinem Haus mache. Ohne Jonas ...“ Ich nickte, weil ich verstand, was sie meinte. Als ich ein paar Sachen aus diesem Haus holte, damit Lissy saubere Wäsche hatte, während sie die kommenden Nächte bei ihrer Schwester verbrachte, fühlte ich diese Gleichgültigkeit in den Räumen. Jonas war nicht mehr da. Für Lissy und mich der wichtigste Mensch. Dem Haus war es egal. Und genau das konnten weder Lissy noch ich ertragen.
„Dann übernimm du die Wohnung ganz“, schlug ich ihr vor und sie nahm das Angebot an. So hatte ich für den Fall, dass ich irgendwann zurückkommen würde, wenigstens eine Couch zum Schlafen.
Mein nächster Schritt führte mich zum Amtsgericht. In der Hand ein Formular aus dem Internet, das mich mit dem dazugehörigen Stempel einige lausige hunderte Pfund kosten sollte.
Die Beamtin, die meinen Antrag genehmigte und beglaubigte, lächelte mich an und gratulierte mir zu meiner Wahl. „Maisie Peel“, sagte sie, „ein sehr hübscher Name.“ Ich lächelte zurück und unterschrieb das erste Mal mit meinem neuen Namen.
Ich hatte es mir zugegebenermaßen sehr einfach gemacht, in dem ich meinen zweiten Vornamen und Jonas´ Nachnamen wählte. Andere, so versicherte mir die Dame hinter dem antiken Schreibtisch, waren da wesentlich kreativer. Mein neuer Ausweis sollte mir an meine alte Adresse geschickt werden und da Lissy dort war, war das kein Problem. Es lief also an: Mein neues Leben.
Ausgestattet mit einem Ticket bestieg ich in Charing Cross den Zug, der mich in den Süden des Landes bringen sollte. Mein Verschwinden begann planmäßig. Ob des einen guten Zeichens war, dass der Zug pünktlich den Bahnhof verließ? Es war mir egal, als ich mich in die Polster zurücklehnte und dem Gefühl von Freiheit, das durch meinen Körper lief, freien Lauf.
Vier Stunden später schloss ich die Tür zu einer kleinen Lodge auf, die ich mir für die nächsten Monate gemietet hatte. Sie war zu teuer, sie war zu klein, aber sie war genau richtig für mich. In der kleinen Küche konnte man sich kaum drehen, das Wohnzimmer war eine Abstellkammer, das Bad im Erdgeschoss bot gerade einer Toilette nebst Dusche Platz.
Dafür war der Dachboden ganz nach meinem Geschmack. Er war zu einem Zimmer umgebaut worden, ein großes, bodenhohes Fenster bot einen wundervollen Blick auf einen Garten, der direkt hinunter zum Meer führte. Ein paar Ranken, die das ganze Haus überwucherten, ließen ihre Zweige in das Fenster wachsen und bildeten so den Rahmen für ein besonders hübsches Bild. Ich schob mir einen Sessel vor dieses Fenster, damit ich zu jeder Tages- und Nachtzeit die Gelegenheit nutzen konnte, diese Aussicht genießen zu können.
So lebte ich in den nächsten Wochen in den Tag hinein. Maisie wurde immer mehr zu meinem Ich , und die ganzen Verträge, die ich umschreiben lassen musste, sorgten dafür, dass ich mehrfach täglich meinen neuen Namen schreiben musste.
Ich erholte mich, bekam wieder Farbe im Gesicht und von Tag zu Tag erinnerte mein Spiegelbild mich weniger an die zuletzt doch sehr schwindsüchtig wirkende Rosalie. Über das Danach, also die Zeit, nach diesem Urlaub, machte ich mir keine Gedanken. Wollte ich nicht, brauchte ich nicht. Ich hatte mich.
Auch wenn dies nach einer ausgewachsenen Untätigkeit klingen mochte, so war dem nicht so. Russel hatte mich infiziert. Mit Seilen und Knoten. Meine Erfahrung in dieser Nacht, in der ich fliegen lernte, ließ
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