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Rosendorn

Rosendorn

Titel: Rosendorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenna Black
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ich. »Meine Mom ist nach Avalon gekommen, um mich zu suchen. Wir könnten ihren Pass ausleihen. Die Frage ist, ob du einen gefälschten Ausweis zaubern kannst.«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Aber …«
    »Der einzige Weg, das herauszufinden, ist, es auszuprobieren. Ich verspreche dir, dass ich mein Bestes versuchen werde. Allerdings kann ich dir nicht garantieren, dass es auch funktioniert. Wann kannst du mir den Pass deiner Mutter besorgen?«
    Das würde ein bisschen kniffelig werden. (Ja, genau. Als wäre alles andere so leicht.) Der einfachste Weg, Ethan in den Besitz von Moms Pass zu bringen, wäre es, ihn zu ihrem Hotel zu schicken. Doch würde meine Mom einem Feenjungen, den sie nicht kannte, so ohne weiteres ihren Ausweis aushändigen? Das wagte ich zu bezweifeln.
    Vielleicht, wenn ich sie vorher anrief und ihr sagte, dass er kommen würde?
    Ein kalter Schauer rieselte mir über den Rücken. Ich war zurzeit hier in Avalon gefangen, weil Grace mir meinen Pass abgenommen hatte. Zwar war ich bereit, das Risiko einzugehen, dass Ethan mich betrog, aber konnte ich riskieren, dass er Mom ebenfalls hinterging und sie mit in den Schlamassel hineinzog? Konnte ich von ihr verlangen, einem Typ ihren Ausweis zu geben, bei dem ich mir nicht sicher war, ob ich ihm trauen konnte?
    Die Antwort lautete: Nein. Ich würde den Pass selbst holen müssen, und ich würde ihn nicht aus den Augen lassen, während Ethan versuchte, ihn zu kopieren.
    »Ich muss mich irgendwie aus dem Haus schleichen, um ihn zu bekommen«, sagte ich.
    »Keine gute Idee, Dana.«
    Ich verkniff mir eine schnippische Antwort und entschied mich stattdessen für trockenen Sarkasmus. »Erwartest du, dass ich aus Avalon verschwinde, ohne das Haus meines Vaters zu verlassen?«
    Er seufzte. »Stimmt. Da ist was dran. Doch ich lasse nicht zu, dass du schutzlos und ohne Verteidigung durch die Straßen von Avalon wanderst. Sag mir Bescheid, wann du vorhast, deine große Flucht in die Tat umzusetzen. Ich werde dich dann abholen. Ich bin vielleicht nicht so stark wie Finn, aber ich bin besser als nichts.«
    Wieder kaute ich auf meiner Unterlippe. Falls ich mich irrte, und falls Ethan mich verriet, lieferte ich mich direkt in Alistairs Hände. Und ich fragte mich, ob Ethans Vater seine Meinung zu der Einigung, zu der er mit Grace und meinem Dad gekommen war – wie auch immer die aussehen mochte –, ändern würde, wenn ich unter seiner Obhut stand.
    Doch trotz meiner Zweifel hatte ich meine Entscheidung bereits getroffen, ehe ich überhaupt den Hörer in die Hand genommen hatte.
    »Ich werde warten, bis ich mir sicher sein kann, dass Dad schläft. Vielleicht so bis ein Uhr?«
    »Das ist gut. Dann werden auch kaum noch Leute unterwegs sein. Und die Gefahr, gesehen zu werden, ist geringer. Ich werde auf dich warten. Ruf mich an, wenn sich etwas ändern sollte, ja?«
    »Ja, klar.« O mein Gott, ich würde es wirklich tun. Hatte ich den Verstand verloren? »Wir sehen uns dann.«
    »Okay. Halte durch. Wenn alles gutgeht, haben wir dich noch vor Sonnenaufgang aus der Stadt gebracht.«
    Ich klammerte mich an diesen hoffnungsvollen Gedanken, als ich auflegte und mich bemühte, nicht darüber nachzudenken, was alles entsetzlich schiefgehen konnte.

[home]
    24 . Kapitel
    D iese Nacht war eine der längsten meines Lebens. Die Abendstunden zogen sich wie Jahre, und nachdem Dad und ich uns eine gute Nacht gewünscht hatten, verging die Zeit noch langsamer. Ich versuchte ungefähr achtmal, meine Mutter anzurufen, um ihr zu sagen, dass ich kommen würde, doch sie meldete sich nicht. Ich hoffte, dass das nicht bedeutete, dass ihr etwas zugestoßen war. Und ich hoffte, dass das nicht hieß, dass sie zu betrunken war, um ans Telefon zu gehen. Aus Avalon zu verschwinden würde schon schwierig genug werden – auch ohne dass Alkohol im Spiel war.
    Gegen elf Uhr hörte ich, wie Dad die Treppe zu seinem Schlafzimmer hinaufging. Danach herrschte Stille.
    Ich beschloss, nicht bis zur letzten Sekunde zu warten, ehe ich nach unten ging. Ich wollte Dad viel Zeit lassen, wieder einzuschlafen, falls ich ihn ungewollt aufweckte, wenn ich die Stufen hinunterschlich. Falls er kommen sollte, um nach mir zu sehen, würde ich ihm sagen, dass ich nicht einschlafen könne und mir daher einen Tee machen wolle.
    Bevor ich mein Zimmer verließ, fischte ich den Anhänger aus dem Papierkorb – zu meinem Glück hatte Dad keine Haushälterin, die den Müll jeden Tag leerte. Einen Moment lang starrte ich die

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