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Rosenfolter

Rosenfolter

Titel: Rosenfolter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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mir,
dass das nicht wahr ist. Sie sind es nicht. Ich habe Visionen«, stöhnte Katinka.
Den schreibenden Ehrgeizling wollte sie noch weniger sehen und hören als Kohlschwab.
    »Sie haben eine
Erscheinung, allerdings eine ganz und gar erklärliche. Ich dachte mir, an einem
Tag wie heute haben Sie gar kein Interesse, ins Büro zu gehen. Sie wollen sich mit
Positivem beschäftigen. Mit Ihren Immobilienplänen. Ergo …« Er beugte sich vertraulich vor.
»Im Ernst, Frau Palfy: Diese Schauerhütte wollen Sie kaufen? Damit ruinieren Sie
sich.«
    »Sonst irgendwelche
Anmerkungen?« Wenn Hardo mitbekäme, dass Dante ihr aufgelauert hatte, würde die
ganze Sache noch komplizierter. Katinka verfluchte den Kanadier und den Menschen,
der ihn dort festgemacht hatte, wo sie ihn ausgeliehen hatte.
    »Schwamm und Schimmel
geben sich keine große Mühe, ihr Vorhandensein zu verbergen«, sagte Dante leutselig.
»Ich war im Keller. Mannomann. Lassen Sie die Finger von dem Kasten.«
    »Was haben Sie
in drei Teufels Namen im Keller gemacht?«
    »Mich umgesehen.
In die Wohnungen kam ich nicht rein.«
    »Wäre ja auch noch
schöner.« Katinka verkniff sich ein Grinsen. Dante wurde in seinem Eifer immer irgendwie
drollig. Wie ein Faun, der die Welten verwechselt hat, dachte sie, während sie die
schauerliche Mütze mit den Ohrenklappen musterte, die seinen fast kahlen Kopf bedeckte.
»Ist es dafür nicht ein wenig warm?«
    »Lenken Sie nicht
ab. Ich lag also richtig. Sie haben keinen Bock auf Arbeit heute.«
    »Wohingegen Sie
ständig Bock auf Arbeit haben.«
    »Ich habe ein paar
knuffige Sachen herausgefunden. Sehr zur Freude meines Deskchefs. Der will nämlich,
dass ich der Stadt Bamberg ein Desaster vorhersage. Die Gartenschau als Gruselsetting.
Nachdem Sie mich nicht zurückgerufen haben … ach, egal.« Er musterte Katinka lauernd.
    Sie zuckte die
Achseln. Wie viel wusste er? »Heute ist Sonntag!«, sagte sie. »Zeit, sich von der
Mühsal der Woche zu erholen. Was haben Sie rausgefunden?«
    »Was werfen Sie
dafür in den Ring?«
    »Ich habe nichts.
Falls Sie …«
    »Ohr, Finger, Hand.
Und die Leiche.«
    Katinka stöhnte.
    »Haben Sie Schmerzen?«
    »Nicht direkt.«
    Aus der Wohnung
im Erdgeschoss stob eine junge Frau hervor.
    »He, sind Sie die
Frau, die die Bude hier kaufen will?«
    »Und Sie sind?«,
fragte Katinka zurück.
    »Eva Braun.«
    Dante prustete
los.
    »Wer ist denn der
Knilch!«, schnaubte die junge Frau.
    Sie mochte Mitte
20 sein, trug einen Cordrock und Clogs, dazu eine kurze Jeansjacke, unter der ein
bauchfreies Top hervorlugte.
    »Beachten Sie ihn
gar nicht, Frau Braun. Er hat hier nichts zu suchen.« Katinka rief sich ihre Erkundigungen
in Erinnerung. Sofern sie es korrekt auf dem Schirm hatte, arbeitete Eva Braun als
freiberufliche Hebamme.
    »Ich wollte nur
sagen, weil hier immer so komische Typen rumlungern.«
    »Komische Typen?«
    »Seit zwei Wochen
ungefähr. Mal ein Kerl, mal zwei. Ich wollte das nur gesagt haben. Irgendwie spooky.«
    Was habe ich damit
zu tun?, fragte sich Katinka matt. Eva Braun sah hübsch aus, frech, mit dem breiten
Streifen Sommersprossen quer über der Nase. Sie lachte gern, das sah man an den
feinen Fältchen in ihrem Gesicht.
    »Kaufen Sie die
Hütte wirklich?«
    »Das steht noch
nicht fest. Warum? Hat das was mit den Kerlen zu tun?«
    »Glaub ich jetzt
nicht. Aber hier muss etliches gemacht werden. Bei mir modert die Tapete von der
Wand.«
    »Verstehe.«
    »Tschüss dann!«
Eva Braun wandte sich um und verschwand in ihrer Wohnung.
    »Was habe ich gesagt«,
bemerkte Dante. »Dieses schnuckelige Chalet fault Ihnen über dem Scheitel zusammen,
bevor die ersten Handwerker angerückt sind. Wenn Sie unbedingt was kaufen wollen:
am Stefansberg …«
    Katinka hob die
Hand. »Genug der Witze. Sie haben mir was zu erzählen.«
    »Gehen wir in die
Teegießerei?«
    »Von mir aus.«
    »Ich weiß, Sie
machen sich nichts aus Tee. Aber dort gibt es auch Kaffee.«
    Katinka hielt sich
demonstrativ die Ohren zu und ging los, zurück Richtung Innenstadt. Nur zwei Minuten
entfernt lag das Pfahlplätzchen, ein idyllischer Platz unterhalb des Domes, schattig
und kühl, aber vergleichsweise ruhig. Sie ließen sich an einem Tischchen vor der
Teegießerei nieder und bestellten zwei Espresso.
    »Ich bin ja so
nett.« Dante begann, seine Tasche auszupacken. Fotobände, Hochglanzmagazine, fliegende
Blätter. »Und allzeit bereit, mein Wissen mit Ihnen zu teilen.«
    »Sie rühren mich
zu Tränen«, kommentierte

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