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Rosenherz-berbKopie

Titel: Rosenherz-berbKopie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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nur, um effektiv
arbeiten zu können, ohne mir reinquatschen lassen zu müssen. Um
nicht abhängig zu sein von irgendwelchen mittelmäßigen Kreaturen,
die sich mir allein deshalb überlegen fühlten, weil sie meine
Vorgesetzten waren. Wenn man mich gelassen hätte, Marthaler, glauben
Sie mir, dann hätte ich die Staatsanwaltschaft zu einer
schlagkräftigen Truppe ausgebaut, dann wäre sie nicht dieser
lahme Haufen von pensionsberechtigten Sesselfurzern, der sie heute
ist.»
    Köhler
hob sein leeres Glas und zeigte dem Wirt zwei Finger.
    «Für
mich nicht», sagte Marthaler. «Ich nehme ein Wasser.»
    «Ein
Wasser, auch gut ... Schauen Sie sich doch um in der Stadt», fuhr
Köhler fort. «Wo man hinguckt, herrscht Korruption. In allen Ämtern
werden Aufträge an die Privatwirtschaft verschachert. Kaum ein
Beamter, der sich nicht kaufen ließe. Die besten Steuerprüfer
wechseln in die Großunternehmen. Engagierte Gewerkschafter
lassen sich zu Personalchefs machen. Die Ärzte kassieren von
den Pharmakonzernen. Und was machen die Staatsanwälte? Rennen
Ladendieben hinterher und klagen, dass sie überarbeitet sind.
Nullen, sage ich Ihnen, weit überschätzte Nullen.»
    Marthaler
fragte sich, wie lange er diese Suada noch über sich ergehen lassen
musste. Aber dann war es Köhler selbst, der seinen Redefluss
unterbrach und sein Gegenüber, als habe er dessen Gedanken gelesen,
fast entschuldigend anlächelte.
    «Sie
haben ja recht! Hören Sie nicht auf mich! Ich bin ein alter,
verbitterter Mann. Aber es kommt zu selten vor, dass noch jemand
bereit ist, mir zuzuhören. Jetzt haben Sie die ganze Ladung
abbekommen. Sie wollen mit mir über Karin Rosenherz sprechen, nicht
wahr», sagte Köhler. Und als Marthaler ihn erstaunt anschaute: «Ich
lese Zeitung, junger Mann ... Also: Was wollen Sie wissen? Fragen
Sie! Glauben Sie wirklich, den Fall noch zu lösen?»
    Marthaler
überlegte. Er hatte Angst, wenn er jetzt einfach mit Ja antwortete,
den Hohn des ehemaligen Staatsanwaltes auf sich zu ziehen.
Schließlich hatten vor vierzig Jahren weder er noch zehn Jahre
später Sendler und seine Leute den Mörder gefunden.
    Marthaler
beschloss, dem Alten zu schmeicheln. «Ich weiß, dass die Chancen
nicht gut sind», sagte er. «Deshalb brauche ich Ihre Unterstützung.
Sie sind der Erste, mit dem ich spreche, der damals dabei war.
Sie waren am Tatort. Es gibt wahrscheinlich niemanden, der so
dicht dran war, der sich mit den Spuren in diesem Fall so gut
auskennt wie Sie. Es wäre schön, wenn ich Sie überreden könnte,
mir zu helfen.»
    Köhler
spitzte kokett die Lippen. Seine Augen leuchteten. Vor Aufregung
rutschte er auf seinem Stuhl hin und her. Wahrscheinlich war ihm
lange von niemandem mehr so viel Wertschätzung entgegengebracht
worden.
    «Allerdings
muss ich Sie um größte Vertraulichkeit bitten», fuhr Marthaler
fort. «Nichts von dem, was wir bereden, darf nach draußen dringen.
Kann ich mich darauf verlassen?»
    Köhler
grinste. «Wahrscheinlich haben Sie eine falsche Vorstellung von
meinem Sozialleben. Es existiert nicht! Es gibt niemanden, mit dem
ich über irgendetwas rede. Wenn ich abends hier reinkomme, muss ich
mich oft erst räuspern, um überhaupt meine Bestellung aufgeben zu
können, weil ich den ganzen Tag noch mit niemandem gesprochen habe.»
    «In
Ordnung», sagte Marthaler. «Ich werde Ihnen vertrauen. Wie gut
ist Ihr Gedächtnis?»
    Köhler
wiegte seinen Oberkörper hin und her und ließ sich mit der Antwort
Zeit. «Nahezu fotografisch», antwortete er schließlich.
    «Es
gibt einen ernst zu nehmenden Hinweis, dass es bei dem Mord an der
Rosenherz um irgendwelche Bilder gegangen ist. Wir wissen nicht,
ob es sich dabei um Fotos oder um Gemälde handelt. Können Sie mit
dieser Information etwas anfangen?»
    Traugott
Köhler starrte an Marthaler vorbei an die gegenüberliegende
Wand. Manchmal warf er die Stirn in Falten oder schüttelte fast
unmerklich den Kopf. Es sah aus, als lasse er die gesamten
Ermittlungen noch einmal vor seinem inneren Auge Revue
passieren.
    Schließlich
nickte er, ohne etwas zu sagen.
    «Und?»,
fragte Marthaler.
    «Zwei
Sachen: Es gab die Aussage ihres geschiedenen Mannes. Dort hat er
erzählt, dass die Rosenherz einen Hang zum Luxus hatte. Sie mochte
Schmuck und teure Kleider. Außerdem habe sie eine Schwäche für
Teppiche und Bilder gehabt.»
    Marthaler
hatte sein Notizbuch und einen Stift hervorgezogen und schrieb
ein paar Stichworte auf. «Ja, ich erinnere mich, diese Aussage
gelesen

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