Rosenherz-berbKopie
zu haben. Gab es Gemälde in ihrer Wohnung?»
Köhler
runzelte die Stirn: «Verdammt nochmal: nein! Das ist ein Wderspruch.
Es gab Teppiche, es gab massenweise teuren Schmuck, den sie an allen
möglichen Stellen versteckt hatte, und es gab viele teure Kleider,
Schuhe und Pelze. Aber es gab keine Bilder. Das ist mir nicht
aufgefallen. Wir unterhalten uns seit einer Viertelstunde, und
Sie haben bereits den ersten Fehler in meinen Ermittlungen gefunden!»
«Anders
als ich hatten Sie aber auch niemanden, der Sie mit der Nase darauf
gestoßen hat.»
«Trotzdem»,
sage Köhler, «so etwas darf nicht passieren.»
«Aber
Sie haben von zwei Sachen gesprochen, die Ihnen eingefallen sind ...»
«Ja.
Es gab einen jungen Kunststudenten, der im Nachbarhaus gewohnt
hat. Sein Name fällt mir nicht ein. Wir haben damals seine
Telefonnummer bei den Unterlagen des Opfers gefunden. Wirhaben den
Mann aufs Präsidium bestellt und befragt. Er hat sich ein
paarmal mit ihr getroffen, kannte sie aber nicht besonders gut. Sie
hatte ihn gebeten, sie zu fotografieren, was er auch getan hat. Wir
haben uns die Fotos angeschaut, aber sie waren unerheblich für
unsere Ermittlungen. Mehr ist bei seiner Vernehmung nicht
herausgekommen. In der Mordnacht war er nachweislich nicht in
Frankfurt.»
«Um
Gemälde ging es nicht bei der Befragung des Mannes?»
«Nein»,
sagte Köhler. «Nur um diese Fotos. Ich dachte, ich erwähne es,
weil der Mann ja mit Kunst zu tun hatte und Ihnen vielleicht
weiterhelfen kann.»
Marthaler
atmete aus. Er hatte Mühe, seine Enttäuschung zu verbergen.
«Glauben
Sie mir», fuhr Köhler fort, «die Narbe, die dieser Fall bei
mir hinterlassen hat, schmerzt bis heute. Trotzdem bin ich auf
eine Sache stolz: Ich hatte meine Leute im Griff. Wirhaben es
geschafft, während der gesamten Ermittlungen den Modus Operandi
geheim zu halten. Zehn Jahre lang hat die Öffentlichkeit nicht
erfahren, wie Karin Rosenherz umgebracht wurde. Niemand, der das
Opfer gesehen hat, hat geplaudert. Das muss man uns heute erst mal
nachmachen.»
Marthaler
wusste, wie wichtig das war, was Köhler gerade gesagt hatte. «Das
heißt, Sie konnten die falschen Geständnisse schnell
aussortieren. Wenigstens die Trittbrettfahrer hatten keine Chance.
Eine letzte Frage habe ich noch ...»
«Warum
so eilig?», unterbrach ihn Köhler. «Bleiben Sie ruhig noch ein
wenig. Ich würde Sie gerne zum Essen einladen. Man bekommt hier
ein köstliches Lamm-Tandoori, oder wenn Sie es lieber vegetarisch
mögen ...»
Marthaler
winkte ab. «Vielen Dank, aber ich habe schon gegessen.»
Köhlers
Miene zeigte Enttäuschung. «Ich sehe schon, Sie sind froh, wenn Sie
das hier bald hinter sich haben und den alten Stinkstiefel wieder
alleine lassen können. Bitte, stellen Sie Ihre Frage!»
«Fausto
Albanelli - er war einer ...»
«Ich
weiß, ich weiß. Was ist mit ihm?»
«Wir
haben heute mit ihm gesprochen. Er behauptet, er habe damals zwei
unterschiedliche Aussagen gemacht...»
«Das
ist richtig. Zuerst hat er behauptet, die ganze Nacht geschlafen zu
haben. Später hat er sich erinnert, in den Frankfurter
Hof gerufen
worden zu sein. Als er wieder nach Hause kam, habe er einen Mann im
Treppenhaus gesehen.»
«Also
hat es diese Aussage wirklich gegeben ...»
«Natürlich»,
erwiderte Köhler. «Warum sollte es sie nicht gegeben haben?»
«Weil
sie nicht in der Akte ist.»
Der
Alte schaute Marthaler irritiert an. «Sie muss aber in der Akte
sein. Ich war bei Albanellis zweiter Vernehmung dabei und habe das
Protokoll unterschrieben.»
«Trotzdem
ist es kein Bestandteil der Unterlagen. Und Sendler kannte es
ebenfalls nicht.»
«Aber
das ist unmöglich ... Ich habe penibel darauf geachtet, dass
die Akten sorgfältig geführt wurden ...»
«Wie
auch immer», sagte Marthaler. «Ich frage mich allerdings,
warum Sie und Ihre Leute Albanellis Hinweis nicht nachgegangen sind.»
Plötzlich
wurden Köhlers Augen schmal. Es dauerte lange, bis er wieder sprach.
«Das
sind wir!», sagte er mit fast tonloser Stimme. «Selbstverständlich
sind wir dem Hinweis nachgegangen.»
«Aber?»,
fragte Marthaler.
«Es
gab einen Mann aus dem Bekanntenkreis von Karin Rosenherz, den wir
bereits vernommen hatten. Der Mann hieß Philipp Lichtenberg. Karin
Rosenherz war am Nachmittag vor ihrem Tod auf einer Gartenparty
im Elternhaus dieses Mannes. Auf ihn traf die Beschreibung Albanellis
in allen Punkten zu.»
Marthaler
zog das Foto hervor, auf dem Karin Rosenherz mit jenem jungen Mann
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