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Rosenherz-berbKopie

Titel: Rosenherz-berbKopie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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willst», rief Marthaler, «bleib, wo du bist,
ich bin in zwanzig Minuten bei dir!» Bevor der andere
widersprechen konnte, hatte Marthaler bereits aufgelegt.

    Konrad
Morell stand am Eingang seines Büros, wippte auf den Zehenspitzen
und versuchte, ein strenges Gesicht zu machen.
    «Hör
mal, Alter, ich war schon fast auf dem Heimweg. Ich habe zwölf
Stunden Arbeit hinter mir. Ich habe mich auf meine Hausschuhe,
auf eine Pfanne Bratkartoffeln und auf ein kühles Bier gefreut. Dazu
hätte ich mir gerne ein paar traurige alte Schlager angehört
und mich meiner Altersschwermut hingegeben. Stattdessen kommt so ein
Untoter aus meiner Vergangenheit und nennt mich ...»
    «...
und bittet um deine Hilfe! Morchel, du glaubst nicht, wie ich mich
freue, dich zu sehen. Aber wie, um Himmels willen, hat's dich nach
Offenbach verschlagen?»
    Konrad
Morell blies seine Wangen auf, schnaufte und schüttelte den Kopf.
«Nee», sagte er, «nee, das willst du nicht wissen.»
    «Und
ob ich das wissen will! Und wenn du's mir nicht erzählst, werde
ich deinen Spitznamen unten auf den Dienstparkplatz sprayen.»
    Morell
grinste. Dann wurde sein Gesicht ernst. «Komm», sagte er, legte
eine Hand auf Marthalers Rücken, schob ihn ins Büro und schloss die
Tür.
    «Ob
du's glaubst oder nicht: Es ging um eine Frau. Ich alter Hagestolz
hatte mich verliebt in eine Kollegin. Ein halbes Jahr lang hab
ich um sie geworben. Wir sind ein paarmal ausgegangen, haben uns bei
mir oder bei ihr zum Essen getroffen, sind zusammen ins Konzert
gegangen. Na ja, jetzt weißt du's ...»
    «Was
weiß ich?», fragte Marthaler. «Gar nichts weiß ich. Das war
höchstens der Anfang einer Geschichte.»
    «Ja»,
erwiderte Morell, «aber es war auch schon das Ende. Jedenfalls für
sie. Eines Tages lag ein Brief auf meinem Schreibtisch. Es geht
nicht, schrieb sie. Dass sie mir nicht weh tun will und so weiter.»
    «Und?»
    «Nun,
sie hatte mir bereits weh getan. Und dass sie mich nicht liebte, hat
leider nicht dazu geführt, dass meine Liebe zu ihr kleiner wurde.
Jedenfalls habe ich es nicht mehr ausgehalten, sie jeden Tag zu
sehen. Ich habe um meine Versetzung gebeten. Und da bin ich!
Seit acht Wochen Leiter der Offenbacher Kripo.»
    «Ist
sie ... attraktiv?», fragte Marthaler.
    Konrad
Morell sah ihn spöttisch an: «Und ob: Sie ist klein, dick und hat
hinreißende Wurstfinger. Wenn sie lacht, fließen die Flüsse
bergauf. Und wenn sie mich anschaut, gehe ich prompt in die Knie.
Jetzt kann sie mich zum Glück nicht mehr anschauen, aber auf meine
Genesung warte ich immer noch. Komm, ich mag nicht in der Wunde
wühlen. Lass uns von etwas anderem sprechen. Wie geht es dir?»
    «Du
scheinst jedenfalls weder die Frankfurter Klatschpresse noch
unsere Polizeimeldungen zu lesen ...», sagte Marthaler.
    Morell
ruderte mit seinen kurzen Armen: «Alter, du hast keine Ahnung, was
hier los ist. Ich arbeite jeden Tag zwölf bis vierzehn Stunden. Wenn
Frankfurt von einer Flutwelle verschluckt würde, ich würde es
nicht mitkriegen. Aber du bist meiner Frage ausgewichen ...»
    «Ja.
Weil sie nicht so schnell zu beantworten ist. Wenn du mir
versprichst, mich in vierzehn Tagen zu besuchen und mit mir eine
Lammkeule zu verputzen, viel Rotwein zu trinken und auf meiner
Besuchercouch zu übernachten, werde ich dir erzählen, wie es mir
geht. Das heißt: Wenn ich es dann bereits weiß. Jetzt brauche
ich deine Hilfe.»
    Morells
Gesicht glänzte. Er lächelte. Dann nickte er seinem Gegenüber
aufmunternd zu.
    «Ich
bin auf der Suche nach zwei Zeuginnen, die vor knapp vierzig Jahren
in einem Mordfall ausgesagt haben. Beide stammten aus Offenbach, und
beide waren offensichtlich Prostituierte. Sie haben einem Mann ein
Alibi gegeben, der eventuell der Tater ist. Ich würde gerne mit
diesen beiden Frauen sprechen. Allerdings weiß ich nicht, ob sie
noch hier wohnen. Ich weiß nicht einmal, ob sie noch leben. Es ist
ein Schuss ins Blaue, aber ich wäre dir dankbar, wenn du mal
nachschauen könntest, ob ihr was über die beiden habt.»
    «Namen,
Geburtstage?», fragte Morell.
    Marthaler
zog einen Zettel hervor und legte ihn vor Konrad Morell auf den
Schreibtisch:
    Margarete
Hielscher, geb. 17. 1.
1948 in Offenbach.
    Hannelore
Wilke, geb. 24. 12. 1947 in Aschaffenburg.
    Morell
tippte die Angaben in seinen Computer und wartete einen Moment.
Dann schaute er Marthaler über den Rand seiner Brille an: «Nichts.
Jedenfalls nicht im System. Also müssen wir in den Keller.»

    «Stopp!»,
rief Morell einer

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